Serie in Franken: Sechs Katzen verschwunden, vier schwer misshandelt

19.1.2021, 06:00 Uhr
Serie in Franken: Sechs Katzen verschwunden, vier schwer misshandelt

© Foto: privat

Mario J., selbständiger Raumausstatter, lebt seit 2006 in der Siedlung nahe dem Sportplatz in Kirchehrenbach. Seinen vorletzten Kater habe er von klein auf 18 Jahre lang gehabt. Es sei ein kastrierter Freigänger gewesen, der immer nur kurz draußen in Ruf- und Sichtweite unterwegs gewesen sei und immer gerne wieder nach Hause kam. Nie sei er länger weg gewesen und auf Rufen sei er stets schnell gekommen, erzählt er. Das habe sich 2008 geändert, so J.. Ab da seien plötzlich Katzen aus dem engen Umkreis in der Siedlung verschwunden. Alles Tiere, die zuvor sehr häuslich und anhänglich gewesen sind.

Tier nie gefunden

J. hat inzwischen recherchiert und zählt die Vorfälle auf: "Zuerst ist 2008 Micki, die Katze meiner Schwiegereltern, verschwunden." Zwölf Jahre habe das Tier in der Gegend gelebt "und nie ist etwas passiert". Dann war das Tier verschwunden und ist auch nie gefunden worden. Nach und nach seien so bis 2020 insgesamt sechs Katzen verschwunden, wie sich jetzt herausgestellt hat.

2012 war sein alter Kater plötzlich weg, der sonst immer in Rufweite geblieben war. Eine Woche lang sei er verschwunden gewesen. "Ich habe ihn überall gesucht und nachgefragt und durfte auf allen Nachbargrundstücken nachschauen, nur auf einem nicht", erzählt er. Nach einer Woche war der Kater, der sonst nie streunen war, wieder da. Doch sein Wesen hatte sich komplett verändert.

"Komplett in Altöl eingetaucht"

Ein halbes Jahr später – 2013 – kam sein Kater von einem Kurzausflug zurück und war "komplett in Altöl eingetaucht, von der Nase bis zur Schwanzspitze", erinnert sich J.. Nur dank radikaler Schur und Waschen hat das Tier diese schreckliche Prozedur überstanden, die ihm offenkundig jemand angetan hat. Ein weiteres halbes Jahr später, inzwischen war es 2014, "kam der Kater heim und war total in Benzin eingetaucht gewesen". Auch das habe das Tier überstanden.

Wie der Kirchehrenbacher herausgefunden hat, seien auch andere Katzen aus der Nähe der Siedlung von Unbekannten schwer misshandelt worden. So sei 2015 die Katze eines Nachbarn ebenfalls total in Altöl getaucht zurückgekehrt. Einer anderen Katze sei 2017 plötzlich das Fell ausgefallen. Weil sie immer gejammert habe, habe sie der Besitzer zum Tierarzt gebracht. Der habe festgestellt, dass die Katze mit einer verätzenden Flüssigkeit übergossen worden sein muss, in dessen Folge ihr dann das Fell ausfiel.

Nachdem sein alter Kater gestorben war, holte J. im März 2019 Kater "Murphy" aus dem Tierheim Bamberg zu sich nach Kirchehrenbach. Damals war das Tier schon 15 Jahre alt, ein gesetzter Senior also, der keine große Spritztouren mehr macht. Misstrauisch durch die Vorkommnise in der Vergangenheit, hat J. Murphy immer im Blick gehabt, wenn er draußen war.

Der alte Kater war aber stets nur auf dem eigenen Grundstück unterwegs und wollte spätestens nach einer Stunde wieder ins Haus, erzählt J. Am 10. April 2020 ist Murphy aber verschwunden und erst fast zwei Monate später wieder aufgetaucht: Er war von 6,5 Kilo auf nur noch drei Kilo abgemagert, völlig ausgetrocknet und hatte einen massiven Muskelabbau, wie die Tierärztin feststellte, zu der J. seinen Kater sofort brachte. "Noch beim Tierarzt ist Murphy aber gestorben", berichtet er.

Sofort zur Tierärztin

Nachdem die Tierärztin ihn auf Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit Murphys Verschwinden und der Art, wie er zu Tode kam, hingewiesen hatte, ist J. hellhörig geworden und gab dann mehrere medizinische Gutachten in Auftrag, die unabhängig voneinander die Hinweise der Tiermedizinerin untermauerten. So wurde dabei zum Beispiel festgestellt, dass Murphy aufgrund des Muskelschwunds keine zwei Monate unterwegs gewesen sein konnte.

In dieser Zeit habe er seine Katze fast täglich gesucht. Dabei habe er mehrere Katzenbesitzer in der Umgebung kennengelernt, die ihm dann erzählten, dass auch ihre Katzen misshandelt worden oder verschwunden seien. Erst nach diesem Vorfall habe er sich an die Polizei in Ebermannstadt gewendet und wollte Anzeige gegen Unbekannt erstatten, so J. Dort sei er aber abgewiesen worden – mit dem Hinweis, dass es keinen Tatbestand geben würde, weil sein Kater schließlich lebendig zurückgekommen und dann erst gestorben sei. Doch der 52-Jährige will nicht locker lassen. Zu sehr nehmen ihn die schrecklichen Geschehnisse mit.

Jetzt wird ermittelt

Er habe schließlich einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der im September 2020 Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft in Bamberg gestellt hat. Seither wird ermittelt. Weil das noch andauert, will J. nun auch die Katzenbesitzer in der Gegend vor dem unbekannten Tierquäler warnen. Und natürlich hofft er, dass die polizeilichen Ermittlungen die Wahrheit ans Licht bringen und den Katzenschänder endlich überführen.