So funktioniert der Bio-Obst-Anbau auf Kirschenfeldern in der Fränkischen

4.7.2020, 14:42 Uhr
So funktioniert der Bio-Obst-Anbau auf Kirschenfeldern in der Fränkischen

© Foto: Ralf Rödel

Tiefrot und knackig hängen die Süßkirschen am Baum. Gerade reift die Sorte Regina an den Bäumchen auf dem Feld hoch oben bei Ortspitz. Auch Bio-Obstbauer Willi Schmidt aus Mittelehrenbach hatte in dieser Saison mit etlichen Problemen zu kämpfen – genauso wie seine Kollegen vom konventionellen Anbau.

Doch zwei vermeintliche Nachteile haben sich dieses Jahr als Vorteile für ihn erwiesen: "Ich habe zwar Neupflanzungen, aber auch noch sehr viele alte Bäume. Und ich habe zehn verschiedene Kirschenfelder in ganz verschiedenen Lagen und unterschiedlichen Höhen. Diese Mischung war heuer positiv, weil trotz des Frosts immer noch irgendwo Kirschen hängen", sagt der 64-Jährige.

Auch auf seinen Feldern seien wie vielerorts in der Fränkischen Schweiz viele Früchte im April und im Mai erfroren. Nach dem Frost habe er aber auf Streuobstwiesen dann alte Bäume, die er sonst gar nicht mehr erntet, stark zurückgeschnitten, damit die vorhandenen Früchte besser versorgt und größer werden. "Das hat ganz gut geklappt", sagt er. "Wir kommen so mit einem blauen Auge davon."

Die unterschiedlichen Lagen verringern zwar das Frostrisiko, sind aber deutlich arbeitsintensiver, weil Willi Schmidt mit den Leitern ständig von Feld zu Feld fahren muss. "Da kommen ganz schön Kilometer zusammen." Doch dieses Jahr zahle sich das aus.

"Fäulnis ist ein großes Problem"

Neben den zwei Frösten macht auch seinen Früchten der Regen zu schaffen. "Ein großes Problem ist bei uns die Fäulnis. Durch den Regen platzen die Kirschen auf, sie faulen dann und stecken am Baum auch noch die gesunden Früchte an", erläutert Schmidt. Im Bioanbau gebe es hier kein Mittel dagegen. Da helfe nur ernten und die schlechten Früchte schnell aussortieren.

"Der Kirschenanbau auf biologischer Basis, das ist sehr schwierig", gesteht der erfahrene Obstbauer, der schon vor 25 Jahren seinen Hof auf Bio umgestellt hat. Trotz mancher Schwierigkeiten, "bereut hab‘ ich das noch nie". Laut Hans Schilling, Kreisfachberater für Obstbau, werden im konventionellen Kirschenanbau Bäume und Früchte etwa fünfmal mit chemischen Mitteln gegen Würmer und Pilze behandelt. "Es geht nicht anders, denn wer will schon Kirschen mit Wurm essen", so Schilling.

Aber auch im Bioanbau geht es nicht ohne. "Auch wir müssen mehrfach spritzen, allerdings verwenden wir keine chemisch-synthetischen Mittel, sondern natürliche Mittel wie Kupfer, Steinmehl und Elementarschwefel", sagt Willi Schmidt und fügt ehrlich an: "Diese Substanzen haben aber nicht den Wirkungsgrad wie chemische Mittel." Gedüngt wird im Bioanbau mit Horn und kleingemahlenen Schweinehaaren. Das bekomme den Bäumen und Früchten zwar ganz gut, es dauere aber viel länger, bis die Wirkung einsetzt.

Rot und knackig

Weil weniger künstlich nachgeholfen wird, werden im Biobereich die Kirschen oft nicht so groß. Anders als im konventionellen Anbau, wo es hauptsächlich auf die Größe der Früchte ankomme ("Je größer, desto besser", so Schmidt), zähle bei Bio mehr der Geschmack, die Festigkeit, die Qualität und Farbe. Größere Früchte seien aber auch im Bioanbau wirtschaftlicher, "weil sie viel schneller zu ernten sind", gesteht er offen.

Auch Biobauer Schmidt verabschiedet sich immer mal wieder von alten Obstbäumen. "Ich hatte noch Kirschbäume, die mein Großvater Anfang des 20. Jahrhunderts gepflanzt hat, die sind jetzt aber kaputt gegangen. Daneben hab ich noch zwei Reihen mit Kirschbäumen, die mein Vater 1939 und 1949 nach dem Krieg gepflanzt hat." Er hänge zwar an den alten Baumriesen, aber das Kirschenrupfen auf den sehr hohen Bäumen sei viel anstrengender und natürlich auch unfallträchtiger.

Schlagendes Argument für den Kirschenpreis

Daher pflanzt auch Willi Schmidt auf seinen Feldern immer mehr Buschbäume an, die nur bis zu vier Meter hoch werden: "Die Ernte ist viel einfacher und die Qualität der Früchte ist viel besser", zählt er die Vorteile auf. Das gelte für den Bioanbau genauso wie für den konventionellen Anbau. Und weil die Pflückkosten einen sehr hohen Anteil vom Kirschenpreis ausmachen, sei das ein schlagendes Argument.

Anfang Juli werden die ersten Zwetschgen geerntet und die Kirschenernte geht schon bald ihrem Ende entgegen – in niedrigeren Lagen früher, in höheren Lagen und im Oberland später. Erst dann könne man genauer sagen, wie die Ernte 2020 tatsächlich ausgefallen ist, sagt Schmidt.

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