Tausend Mal Wirtshausmusik «bei der Cilli»

7.11.2007, 00:00 Uhr
Tausend Mal Wirtshausmusik «bei der Cilli»

© Manuela Meyer

Frage: Wie viele Menschen passen an sechs Wirtshaustische? Antwort: Ein Geiger, ein Tuba- und drei Akkordeonspieler, zwei Klarinettisten, zwei Trompeter, ebenso viele Gitarristen, ein Tanzpaar und weitere 40 begeisterte Zuhörer. So viele jedenfalls drängten sich in der 30 Quadratmeter großen Wirtsstube in Schellenberg beim 1000. Jubiläum des Musikantenstammtisches. Wer trotz besten Willens keinen Platz mehr gefunden hatte, quetschte an der, wegen des Andrangs, ausgehängten Eingangstür.

1000 Mittwoche, das sind fast 25 Jahre. So lange gibt es den Musikantenstammtisch im Schellenberger Wirtshaus bereits. Ins Leben gerufen haben ihn die Gebrüder Ottenschläger; die aus Steinbach und Kleinsendelbach stammen, mittlerweile durch zahlreiche Rundfunksendungen weit über die fränkischen Grenzen hinaus bekannt. Doch eigentlich ist die Tradition des Wirtshaussingens in Schellenberg viel älter. Jäger haben sich seit Anfang der 60er Jahre mittwochs zum Dämmerschoppen «bei der Cilli» getroffen, wie das Wirtshaus bei Stammgästen noch heute heißt, obwohl die Wirtin Cäcilia vor elf Jahren bereits gestorben ist.

Gäste wurden nicht gestört

«Traditionell wurde nach den Treibjagden hier gesungen», erinnert sich Rudi Strauß, ein Stammtischbruder der ersten Stunde. Einige dieser Lieder finden sich auch heute noch im Repertoire der Musikanten. Bei einer dieser Singstunden, Anfang der 80er Jahre, waren auch Sigi und Erich Ottenschläger zufällig dabei, beides damals musikalisch noch unbeschriebene Blätter, die einfach Spaß an der traditionellen Volksmusik hatten. Die Effeltricher Musikanten waren ihre Vorbilder. In Schellenberg fanden sie eine Gaststätte, in der sie üben konnten, wo sie Gleichgesinnte trafen und «wo das Wirtshaus so klein war, dass wir keine Essensgäste störten», erinnert sich Sigi Ottenschläger.

Der Musikantenstammtisch sprach sich rasch herum und bald war mittwochs die Bude voll, was wiederum die Wirtin freute. Das Publikum nimmt auch heute noch weite Anfahrten in Kauf, manchmal kommen die Gäste bis aus Oberbayern, um im Schellenberger Wirtshaus den Akkordeonspielern, den Bläsern oder Gitarre-, Zither- und Hackbrettzupfern still zu lauschen oder auch mitzusingen.

«Mindestens 30 oder 40 Musikgruppen waren bereits hier», zählen die Stammgäste nach. Denn jeder, der ein Instrument spielt oder singt ist willkommen. «Jedenfalls so lange er echte Volksmusik spielt», schränkt Sigi ein. Denn mit Musikantenstadl oder Bierzeltgaudi haben die Puristen hier nichts am Hut.

So bodenständig wie die Musik daher kommt, so bodenständig wurde das Jubiläum gefeiert: Keine Prominenz, kein Champagner oder Lachshäppchen sondern saure Zipfel, spendiert von den Gebrüder Ottenschläger. Der Wirt Alfred Wölfel, Enkel der legendären Cilli, lud auf ein paar Bier ein und die zahlreichen Musikanten sorgten für heitere Stimmung.