Trotz Hygienekonzept: Freibad in Egloffstein bleibt zu

26.6.2020, 11:20 Uhr
Trotz Hygienekonzept: Freibad in Egloffstein bleibt zu

© Archivfoto: Rolf Riedel

Das Freibad in der Touristenhochburg Egloffstein wird in diesem Sommer nicht geöffnet, teilt Bürgermeister Stefan Förtsch mit. Zu den coronabedingten Auflagen kommen demnach größere technische Probleme hinzu. Das eingesparte Defizit soll statt dessen für die anstehende Sanierung zurückgelegt werden. Bis dahin wird das Grundstück der Öffentlichkeit als Freizeit- und Erholungsfläche zur Verfügung gestellt, so Förtsch.

Hygienekonzept stand bereits fest

Bis zuletzt hatte Egloffstein auf eine Öffnung des Freibades gehofft. Anfang Juni hatte der Gemeinderat ein umfangreiches Hygienekonzept verabschiedet, das unter anderem die Einbindung von Ehrenamtlichen in der Aufsicht vorsah und eine eventuelle Öffnung im Juli in Aussicht stellte. Das Hygienekonzept wurde an die sich ständig verändernden Auflagen angepasst und fortgeschrieben, auch die Egloffsteiner Vereine machten sich auf die Suche nach freiwilligen Helfern.

Nach aktuellem Stand des Hygienekonzeptes hätten zumindest 50 Personen gleichzeitig ins große Becken und sechs Personen gleichzeitig ins Planschbecken gedurft – mit Mindestabstand und "Einbahnverkehr". Doch das rund 80 Jahre alte Freibad stellte Egloffstein auch noch vor andere große Herausforderungen.

Enormer Wasserverlust kostet Geld und Nerven

Seit Jahren floss immer mehr Wasser durch die poröse Beckenfolie und das an vielen Stellen undichte Leitungssystem weg. Da das ständig frisch zugeführte Quellwasser chemisch aufbereitet und aufgeheizt werden muss, verzeichnete man zuletzt ein Defizit von rund 120.000 Euro pro Saison.

Bei den Vorbereitungen für die Saison musste man feststellen, dass der Wasserverlust bei rund 18.000 Litern pro Stunde liegt. Das Wasser bahnt sich unterirdisch seinen Weg und fließt über Drainageleitungen in die nahegelegene Trubach. Der Bauausschuss ordnete einen "letzten Rettungsversuch" an: Der Bauhof wurde beauftragt, in den Drainageleitungen pneumatische Rohrverschlüsse anzubringen, um das Wasser zu stoppen. So sollte das Wasser innerhalb des Beckens und des Leitungsnetzes gehalten werden. Doch innerhalb kürzester Zeit suchte sich das Wasser einen neuen Weg und flutete die tiefergelegene Liegewiese, nach rund 24 Stunden Einsatz der Druckluftverschlüsse war sogar schon der neben dem Freibad liegende Wanderweg überschwemmt.

Neben dem wirtschaftlichen Aufwand der Aufbereitung und Erwärmens des Wassers kämen bei einem Betrieb mit diesem ständigen enormen Wasserverlust noch die ökologischen Unwägbarkeiten hinzu. Man kann es sich schon rein aus Naturschutzgründen nicht erlauben, gechlortes und erwärmtes Wasser in die Trubach zu leiten. Reparatur oder Austausch des kompletten Leitungskreislaufes und der Beckenfolie würde eine größere sechsstellige Summe verursachen. Eine enorme Summe für eine Saison. Denn das Egloffsteiner Freibad soll im nächsten Jahr grundlegend saniert werden.

All diese Punkte besprach Bürgermeister Förtsch nach eigenen Angaben mit seinen Stellvertretern Niki Thäter und Günter Polster sowie den Beschäftigten in Verwaltung und Bauhof. Schweren Herzens werden die drei Bürgermeister dem Ratsgremium vorschlagen, das Bad in dieser Saison nicht zu öffnen. Die weitläufige Liegewiese, das Beachvolleyballfeld und die Toilettenanlage können in diesem Sommer der Allgemeinheit als Freizeitgrundstück dienen, so die Meinung der Bürgermeister.


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Parallel sollen die Planungen für die Sanierung vorangetrieben und das eingesparte Defizit in die Rücklage für die Sanierung gelegt werden. Laut Kostenschätzung werden Sanierung und Umbau rund zwei Millionen Euro kosten. Das Bundesinnenministerium in Berlin hat bereits eine Förderung zugesagt, derzeit werden vom Ingenieurbüro und dem Markt die möglichen Fördertatbestände von bayerischer Seite eruiert, so dass man noch im Juli den Förderantrag stellen kann. Die örtlichen Abgeordneten in München und Berlin wurden um Hilfe gebeten.


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