Bistum muss sparen

Weilersbacher warten seit langem auf die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Anna

10.8.2021, 09:00 Uhr
An einer Längsseite der St. Anna Kirche sind grüne Fangnetze gespannt.

© Eduard Weigert, NNZ An einer Längsseite der St. Anna Kirche sind grüne Fangnetze gespannt.

Gläubige, die die St. Anna Kirche mit ihrem Erweiterungsbau aus dem Jahre 1972 besuchen, reiben sich bereits vor dem Eingang verwundert die Augen, und dies nicht erst seit kurzer Zeit. An einer Längsseite sind grüne Fangnetze gespannt, die verhindern, dass herunterfallende Ziegel der Außenfassade Passanten treffen.

Auch im Innenbereich muss der Gläubige nicht lange suchen um festzustellen: Hier besteht akuter Sanierungsbedarf. Die Glasscheiben im Dachbereich weisen deutliche Spuren von eindringendem Wasser auf, Holzbohlen an der Decke beginnen sich zu lösen, die Glaswaben an den Wänden lassen nur noch schummriges Licht durch. Barbara Stähr, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, und Gerhard Amon, früherer Bürgermeister und Mitglied der Kirchenverwaltung (Pfarrer Oliver Schütz weilt derzeit im wohlverdienten Urlaub). hatten bei einer Ortsbesichtigung noch weit mehr Beispiele für die sichtbaren und nicht sichtbaren baulichen Mängel am Gotteshaus parat.

Hinter den Netzen sieht man Backsteine, die aus der Fassade ragen. Es besteht die Gefahr, dass diese runterfallen. 

Hinter den Netzen sieht man Backsteine, die aus der Fassade ragen. Es besteht die Gefahr, dass diese runterfallen.  © Eduard Weigert, NNZ

Dringlichstes Problem ist aber die Heizung, die „so wie sie derzeit betrieben wird, eigentlich nicht mehr zulässig ist“, so Amon. Bedenklich ist auch die Situation im angrenzenden Pfarrsaal. „Hier wird aus Kostengründen seit langer Zeit nichts mehr gemacht. Dabei wäre etwa ein behindertengerechtes WC für eine Wallfahrtskirche dringend notwendig“ erklärt Stähr.

Pläne für die Sanierung bestehen seit längerem, teilweise bereits seit Jahren, getan hat sich bisher aber noch nichts. Umso erstaunter waren die Vertreter der Kirchengemeinde und auch Bürgermeister Marco Friepes, als die Nordbayerische Nachrichten sie mit einer Pressemitteilung des Erzbistums Bamberg vom 4. August konfrontierte, in der unter dem Motto „Vertrauen und Verantwortung 2025“ auf Sparmaßnahmen im Haushalt in Höhe von 20 Millionen Euro bis 2025 mit Schwerpunkt im Bau Etat hingewiesen wird.

Dominik Schreiner, Pressesprecher beim Erzbistum, konnte die Gemüter aber mittlerweile etwas beruhigen. Der eingeleitete Prozess und die damit verbundenen Einsparungspläne im Bau Etat wirke sich nicht auf die Renovierungspläne von St. Anna Weilersbach aus. „Das Budget seitens des Erzbistums steht und es wird diesbezüglich keine nachträglichen Kürzungen geben“, teilte Schreiner unserer Redaktion mit.

Auch wenn dieser „Worst Case“ nun nicht eintrifft, die Freude bei Stähr und Amon hält sich noch in Grenzen, denn Schreiner teilte weiter mit: „Einen genauen Termin für den Beginn der Renovierungsarbeiten können wir Ihnen leider nicht nennen, da noch finale Finanzierungsfragen mit der Kirchenstiftung geklärt werden müssen.“

Gespräche über die Sanierung laufen seit über zehn Jahren. „2014 trafen wir uns in einer großen Runde mit Josef Schwab, dem damaligen Bauamtsleiter beim Bistum“, erinnert sich Gerhard Amon. „Der sagte, dass er das hier nicht mehr saniere. ‚Dieses Zirkuszelt reiße ich ab, wir machen einen neuen Anbau‘ waren seine Worte“, so der langjährige Bürgermeister. Diese Pläne kamen in Weilersbach nicht gut an und wurden schließlich verworfen.

Auch im Inneren der Kirche hat sich über die Jahre hinweg ein Sanierungsstau ergeben. 

Auch im Inneren der Kirche hat sich über die Jahre hinweg ein Sanierungsstau ergeben.  © Eduard Weigert, NNZ

Seither tat sich wenig, die aktuellen Pläne stammen aus dem Vorjahr. Jede Verzögerung kostet Geld, das die Kirchenverwaltung in Weilersbach nicht hat. Eine aktuelle Kostenplanung des Architekturbüros Jungkunst + Partner geht von derzeitigen Gesamtkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus. Einige Innenausbaumaßnahmen sind hier bereits nicht mehr berücksichtigt, denn bei einem Gespräch im Bauamt des Bistums im Frühjahr, an dem auch der Bürgermeister teilnahm, wurden deutliche Einsparungen

Nach Abzug der diözesanen Zuschüsse in Höhe von knapp 850.000 Euro und weiterer Zuschüsse verbleibt eine ungedeckte Restsumme in Höhe von 248.800 Euro, die vor Ort aufgebracht werden muss. „2020 hatten wir eine ungedeckte Restsumme von 5.300 Euro und nun das“, ärgert sich die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates.

Der Verkauf des - ungenutzten - Pfarrgartens als Baugrundstück soll helfen, die Deckungslücke zu schließen. „Intern haben wir das längst entschieden, doch das Bistum muss zustimmen, es scheitert hier an Formalitäten“, ärgert sich Stähr, um anzufügen, dass „wir unsere Hausaufgaben machen, aber ständig kommen neue Forderungen, was noch alles zu erledigen ist.“ Gerhard Amon sieht daher die Situation realistisch: „Das wird noch dauern, bis wir grünes Licht haben, die Firmen stehen dann auch nicht Gewehr bei Fuß. Ich rechne für heuer nicht mehr mit dem Baubeginn.“

Keine Kommentare