Wandel auf dem Fürther Friedhof

2.4.2016, 16:00 Uhr
Wandel auf dem Fürther Friedhof

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Entwicklung kam jüngst auch in einer Sitzung des Stadtrats zur Sprache. „Die Grabplätze für naturnahe Bestattungen werden langsam knapp“, hieß es in einer schriftlichen Vorlage für die Kommunalpolitiker.

Was sich hinter diesem Satz verbirgt: Im Jahr 2008 schuf der Friedhof das erste „Biotop“ für Urnengräber, die sogenannte Oase der Ruhe: ein kleiner Weiher mit Rasenflächen, Pflanzen und Büschen. Die Urnen werden am Rand des Gewässers oder in der Wiese beigesetzt. Zum Gedenken können flache Kieselsteine mit eingraviertem Namen niedergelegt werden. Wegen der großen Nachfrage wurde dieses Urnenfeld in den vergangenen Jahren mehrfach erweitert, von 936 Bestattungsplätzen sind inzwischen aber nur noch 50 zu haben.

Beliebt ist in Fürth auch der Friedpark, wo kompostierbare Urnen im Wurzelbereich großer Bäume bestattet werden. Namensplaketten an den Bäumen erinnern an die Verstorbenen. Darüber hinaus gibt es auf dem Fürther Friedhof Urnenwände sowie ein Kolumbarium in der denkmalgeschützten früheren Leichenhalle mit Nischen für zwei bis vier Urnen.

Fest steht: Das klassische Grab mit Sarg wird immer seltener nachgefragt. Im Jahr 2015 waren von rund 1200 Bestattungen schon knapp über 700 Urnenbeisetzungen. Manche Urnen kommen zwar nach wie vor in Familiengräbern unter, aber immer mehr Verstorbene finden ihre letzte Ruhe in Wiesen oder unter Bäumen.

Einfache Erklärung

Marcus Weier von der Friedhofsverwaltung in Fürth hat dafür eine einfache Erklärung: Viele Menschen wollen ihren Angehörigen keine aufwändige Grabpflege aufbürden. Das gilt insbesondere dann, wenn es die Kinder beruflich in andere Städte oder gar Länder gezogen hat. Bei Urnenbiotop und Friedpark muss man sich darüber keine Gedanken machen, die Pflege wie das Rasenmähen oder das Zurückschneiden der Pflanzen übernimmt die Friedhofsverwaltung.

Auf die wachsende Nachfrage nach sogenannten naturnahen Bestattungen hat die Verwaltung jetzt mit der Anlage eines neuen Gemeinschaftsurnenfelds reagiert: Neben einem Denkmal mit zwei kleinen Wasserfällen und einer Hecke finden sich dort 89 Grabplätze für jeweils zwei Urnen. Die inzwischen allgemein üblichen „biologisch abbaubaren Aschekapseln“ werden im Boden in 1,20 Meter lange Betonröhren eingesetzt, darüber kommen Steine. Schon im Mai wird diese letzte Ruhestätte fertig sein, auf den Rasenflächen muss nur noch das ausgesäte Gras sprießen.

Auch andernorts kennt man den Trend zu „naturnahen Bestattungen“. Die neue „Naturbestattungsanlage“ des Steiner Friedhofs, versehen mit einem zentralen Bachlauf, hat vor einigen Monaten sogar einen Preis des Landesverbands für Gartenbau und Landespflege gewonnen. Zudem haben etliche Gemeinden im Landkreis in den vergangenen Jahren ihre Gottesäcker um Friedwälder erweitert.

1 Kommentar