Zum Abschied wackeln noch einmal die Wände

29.3.2007, 00:00 Uhr
Zum Abschied wackeln noch einmal die Wände

© Pfrogner

Die Zeiten, als im Schwesternwohnheim jede Woche mindestens eine Party gefeiert wurde, sind noch gar nicht lange her. Erst im Herbst 2006 haben die letzten Auszubildenden das rund 50 Jahre alte Gebäude geräumt, das jetzt einem Neubau weichen muss.

«Ich bin schon ein wenig wehmütig», gesteht Kamran Salimi, der hier vor einigen Jahren den Beruf des Krankenpflegers gelernt hat. Die ersten Schwesternschülerinnen zogen freilich schon in den 50er Jahren in das Haus ein. Damals war der Beruf noch eine reine Frauendomäne. Im Erdgeschoss war zudem lange Zeit - noch ehe die Pflegeschule die Räumlichkeiten nutzte - das Ärzte-Casino untergebracht. Hier speisten die Ärzte und hatten auch einige Betten zur Verfügung für den Bereitschaftsdienst.

Nackt im Löschteich

Salimi hat diese Zeit nicht miterlebt, weiß aber aus Erzählungen älterer Kolleginnen und Kollegen, dass sich dort mancher Arzt und manche Schwester zum Tête-à-tête trafen. Und wenn die Stimmung besonders ausgelassen war, ging es zum Nacktbaden in den Feuerlöschteich, der heute gar nicht mehr existiert. Schwesternschülerinnen, die das Gebäude verlassen wollten, mussten sich damals noch beim Pförtner abmelden. Aber, so Salimi: «Viele kletterten einfach über die Mauer, wenn sie ins nahe Eiscafé wollten.»

In den 70er begannen dann die ersten jungen Männer ihre Ausbildung. Sie wurden ebenfalls im Wohnheim untergebracht, wo Männerbesuch kurz davor noch streng verboten war. Jetzt gab es nicht einmal getrennte Toiletten.

Legendär ist die Geschichte vom Geist im Dachboden. «Kein Pflegeschüler weiß mehr, ob da was dran ist, aber jeder kennt sie», sagt Salimi und grinst. Im Gemeinschaftsbad im vierten Stock habe sich einst ein Sandler in einer Luke erhängt, die vom Bad zum Dachboden führt.

Vor allem die männlichen Azubis erschreckten ihre Kolleginnen daher gerne, indem sie sich auf den Dachboden schlichen und die Luke aufrissen, wenn jemand ins Bad kam.

Gefeiert wurde jedenfalls oft und gerne, weiß Salimi. Das ist auch der Grund, warum er gemeinsam mit Patrick Preller vom Verein «Untergrund» die «finale Party» organisiert hat. Am Freitag, 30. März, sind nicht nur ehemalige Schülerinnen und Schüler dazu eingeladen, Abschied vom Schwesternwohnheim zu nehmen. «Es ist wirklich jeder willkommen», betont Salimi.

Jeder Gast darf hämmern

Los geht es um 20 Uhr. Die Band «The Rockin Lafayettes» spielt Rockabilly - ein Tribut an die ersten Jahrzehnte des Gebäudes. Im Anschluss ist «Finnen-Disko» mit DJ Matti angesagt. Wer will, kann sich derweil beim Indoor-Minigolf versuchen. Neun Bahnen haben die Organisatoren durch die leeren Räume gebrochen. «Man puttet durch löchrige Wände und Einbauschränke», beschreibt Salimi.

Als weiterer Höhepunkt liegt ein großer Hammer in der «Destruction Area» bereit. «Hier kann man mal probieren, wie es ist, ’ne Wand wegzuklopfen», sagt Salimi. Still und leise wird dieser Abschied nicht.

Abrissparty im Schwesternwohnheim, Freitag, 30. März, ab 20 Uhr, Livemusik, im Anschluss Finnen-Disko. Eintritt frei.