Bunker in Fürth: Stumme Zeugen aus einer Zeit des Horrors

1.9.2019, 11:00 Uhr
Bunker in Fürth: Stumme Zeugen aus einer Zeit des Horrors

© Foto: Thomas Scherer

Da sind etwa die verblassten Schriftzüge an Fassaden in der westlichen Innenstadt, die auf Luftschutzräume in Kellern hinweisen. Mehr ins Auge fallen die vier noch erhaltenen Hochbunker. Nahezu unverändert geblieben sind die Betonklötze für 900 Menschen an der Kronacher Straße und der 2013 zum Museum umfunktionierte Schwandbunker mit 788 Plätzen an der Friedrich- Ebert-Straße. Sie vermitteln einen Eindruck von der Tristesse der einstigen Notunterkünfte.

Bunker in Fürth: Stumme Zeugen aus einer Zeit des Horrors

© Foto: Thomas Scherer

Mit neuem Leben erfüllt ist nach einem aufwändigen Umbau der Ronwaldbunker an der Ronwaldstraße. Aus dem 1,10 Meter dicken Betonmantel wurden 2011 mit einer Spezialsäge große Fenster- und Balkontüröffnungen herausgeschnitten. Exklusive Wohnungen mit Blick über das Regnitztal entstanden in dem nun lichtdurchfluteten Koloss. Die schreckliche Vergangenheit ist hier allenfalls noch als dekoratives Detail präsent. In den Kriegstagen hatten hier über 1000 Personen Unterschlupf gefunden.

Die letzte große Ruine aus der Zeit, da sich das Leben auf die Schutzräume konzentrierte, liegt hinter einem Zaun verborgen an der Mühltaltraße. Nach dem Krieg sollte der Unterfarrnbacher Bunker mit Sprengstoff beseitigt werden, um einer neuen Bebauung Platz zu machen. Doch der für 250 Menschen konstruierte Koloss widersetzte sich der Sprengung.

Wie übrigens auch der Eschenaubunker mit 530 Plätzen und der Bahnhofsbunker mit 400 Plätzen an Stelle des Bahnhof-Hochhauses. Anders bei diesen in exponierten Lagen machte man sich an der Mühltalstraße nicht die Mühe, die Trümmer Stück für Stück abzutragen. Wie der unbeschadete und noch in den 1970er Jahren als Schutzraum nachgerüstete Ronwaldbunker fand die Ruine einen privaten Käufer.

Der beauftragte einen auf kreative Problemlösungen spezialisierten Architekten mit der Planung eines Wohnhauses. Dieser platzierte das Gebäude 1998 quer zur Bunkerachse auf der Stahlbetondecke. Acht Meter hohe Stahlsäulen stützen den nur über eine lange Freitreppe zugänglichen Bau sicher ab. Über den Trümmern der Vergangenheit konnte neues Leben Einzug halten.

Die meisten Fürther Schutzräume verbargen sich unter der Erde. In Stollensystemen, die teilweise auch in der Zeit des Kalten Krieges noch funktionsbereit gehalten wurden. Zum Beispiel die ehemaligen Bierkeller am Klinikum oder der Stollen mit Zugang am Mariensteig.

Die Burgfarrnbacher wiederum fanden im unterirdischen Sandsteinbruch Felsenkeller am Stadtwaldrand hinter der jetzigen Ausflugswirtschaft Zuflucht. Bereits wenige Tage nach dem Überfall auf Polen wurde den Fürthern empfohlen, in ihren Häusern Luftschutzräume auszubauen. Der Krieg hat Fürth gezeichnet.

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