Ludwig-Erhard-Preis: Neue Ideen für die Wirtschaft

30.10.2019, 15:56 Uhr
Ludwig-Erhard-Preis: Neue Ideen für die Wirtschaft

© Foto: Thomas Scherer

Crowdfunding, die Möglichkeit Geld von vielen verschiedenen Investoren einzusammeln, ist populär. Und eine Chance, den Zugang zu Kapital zu demokratisieren, findet jedenfalls Daniel Blaseg. Für seine Forschungsergebnisse ist der junge Wirtschaftswissenschaftler am Montag mit dem mit 5000 Euro dotierten Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet worden.

Über 50 000 Besucher hat das im vergangenen Jahr eröffnete Ludwig-Erhard-Zentrum hinterm Rathaus bislang angelockt. Zur 17. Verleihung des ebenfalls nach dem berühmten Sohn der Stadt benannten Preises kamen natürlich deutlich weniger Menschen ins Stadttheater.

Doch unter den rund 500 Gästen waren, wie so oft in der Vergangenheit, renommierte Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Der Festredner selbst musste allerdings wegen einer Flugzeugpanne per Video-Botschaft zum Publikum sprechen.

Gerne wäre er persönlich nach Fürth gereist, versichert Harold James, Professor an der Princeton-Universität. Schließlich stammt aus der Kleeblattstadt jener als Vater des Wirtschaftswunders gepriesene Politiker, dessen ökonomische Leitlinien für Harold noch heute Bedeutung haben: persönliche und unternehmerische Freiheit, eingehegt durch eine rationale Ordnungspolitik. Letztere ist für James insbesondere beim Kampf gegen den Klimawandel das erste Mittel der Wahl. Ressourcenverbrauch und Verschmutzung müssten so teuer werden, dass die Menschen dafür bei lieb gewonnenen Dingen Abstriche machen.

"Solche Lenkungsmechanismen, das ist auch die Welt von Ludwig Erhard", erklärt der US-Wissenschaftler, der gleichzeitig der Freiheit einen immensen Wert beimisst: "Ohne Freiheit sind wir deprimiert, denn nur sie lässt die menschliche Persönlichkeit, seine Entwicklung und seine Fähigkeiten aufblühen."

Alte Strukturen

Erhards Maximen seien es auch, die die weltweit wachsende Wut und gefühlte Ohnmacht gegenüber dem Kapitalismus bändigen könnten, glaubt Harold James. "Der Kapitalismus war in der Vergangenheit immer wandlungsfähig und gerade die neuen Technologien brechen alte Strukturen auf." Die gegenwärtige Kapitalismuskritik erinnere ihn an jene der Zwischenkriegszeit. Damals sahen ebenfalls nicht wenige das Ende des Marktes dämmern und die Zukunft eher in Plan- oder Kartellwirtschaft.

Doch für James ist das Gegenteil der Fall. Statt weniger müsse es mehr Wettbewerb geben. Eine Ansicht, die ebenso der zweite Redner des Abends, Professor Achim Wambach vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, vehement vertrat. "Wohlstand für alle war das Ziel, aber Wohlstand durch Wettbewerb war für Ludwig Erhard der Weg dorthin", so Wambach. Angesichts von digitalen monopolistischen Großkonzernen und eines chinesischen Staatskapitalismus "müssen wir daran arbeiten, dass der Wettbewerb nicht als unnützes Beiwerk angesehen wird".

Einen Bezug zum ehemaligen Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister stellte schließlich auch der neue Ludwig-Erhard-Preisträger her. Für Crowdfunding gelte wie einst bei Erhard, "nicht mehr zu versprechen als man halten kann".

Das Modell, gemeinschaftlich Geld zusammenzulegen, sei vergleichbar dem der Genossenschaften, erfordere aber mündige Konsumenten beziehungsweise Geldgeber, die Versprechen nicht blind vertrauen. Im Zuge der Expansion von Crowdfunding – laut Blaseg erreichte dieser Kapitalmarkt 2017 ein weltweites Volumen von 9,5 Milliarden US-Dollar – "ist das Verständnis der wirtschaftlichen Mechanismen von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Integrität des Marktes".

Crowdfunding-Geldgeber müssten also mündige Konsumenten und Investoren gleichermaßen sein – eine Aussage, wie sie heute wohl auch von Ludwig Erhard stammen könnte.

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