Rück- und Ausblick

20 Jahre im Amt: Fürths OB Thomas Jung feiert Dienstjubiläum

2.5.2022, 18:30 Uhr
Für die Pressekonferenz zu seinem Dienstjubiläum lud Fürths OB Thomas Jung an einen seiner Lieblingsorte in Fürth: Von der Dachterrasse der Innenstadtbibliothek aus kann man den Blick über Fürth schweifen lassen - hier ist im Hintergrund das Rathaus zu sehen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Für die Pressekonferenz zu seinem Dienstjubiläum lud Fürths OB Thomas Jung an einen seiner Lieblingsorte in Fürth: Von der Dachterrasse der Innenstadtbibliothek aus kann man den Blick über Fürth schweifen lassen - hier ist im Hintergrund das Rathaus zu sehen.

Der Montag war kein gewöhnlicher Arbeitstag für Thomas Jung (60), er konnte ein besonderes Jubiläum feiern - und als geübter PR-Stratege in eigener Sache ließ er diese Gelegenheit auch nicht aus: Am 1. Mai 2002 trat Jung sein Amt als Fürther Oberbürgermeister an. Den Chefsessel im Rathaus gab der SPD-Politiker seitdem nicht mehr her. Bei der letzten Kommunalwahl 2020 holte der promovierte Jurist nach 2008 (80 Prozent) und 2014 (73 Prozent) mit 73 Prozent der Stimmen erneut ein beeindruckendes Ergebnis.

"So sehen Wahllokale aus, wenn ich antrete": Bei der OB-Wahl 2020 landete Jung für die SPD in allen Wahllokalen an der Spitze (siehe Karte rechts im Bild).

"So sehen Wahllokale aus, wenn ich antrete": Bei der OB-Wahl 2020 landete Jung für die SPD in allen Wahllokalen an der Spitze (siehe Karte rechts im Bild). © Hans-Joachim Winckler, NN

An die "immer schönen Wahlergebnisse" erinnerte er auch bei einem Pressetermin, zu dem er anlässlich des Jubiläums am Montag auf die Dachterrasse der Fürther Innenstadtbibliothek, einem seiner Lieblingsorte, geladen hatte: Jung hielt eine Karte hoch, auf der sämtliche Wahllokale in Fürth rot eingefärbt waren: "So schauen Wahllokale aus, wenn ich antrete", sagte er ebenso launig wie stolz, in allen habe er bei der Kommunalwahl 2020 als OB-Kandidat der SPD die meisten Stimmen geholt. Egal, ob in den ärmeren oder in den wohlhabenderen Stadtteilen, in denen mit einer jüngeren oder einer älteren Bevölkerung. Das bedeute auch eine hohe Stabilität und politische Kontinuität für die Stadtgesellschaft.

"Mit den Nachbarstädten auf Augenhöhe"

In den 20 Jahren habe sich Fürth stark verändert. "In vielen Bereichen stehen wir jetzt besser da als vor meinem Amtsantritt", darüber freue er sich sehr. Die Arbeitslosenquote etwa ist von 9,1 im Jahr 2002 auf 5,3 gesunken. Die Gewerbesteuereinnahmen stiegen im gleichen Zeitraum von 38,9 Millionen Euro (brutto) auf 72 Millionen Euro. Aus 21 Krippenplätzen im Jahr 2002 wurden 904. An vielen Stellen sei Fürth schöner geworden, Jung denkt da zum Beispiel ans Fürthermare und die Uferpromenade.

Besonders wichtig sei die Belebung der Innenstadt – mit Neuer Mitte, dem neuen Markt und dem im September eröffneten Einkaufszentrum „Flair“ – gewesen, die nach dem Niedergang des City-Centers sehr schwierige Jahre erlebte. Die nächste Herausforderung werde in Zeiten des Online-Handels „das Bewahren“ sein.

Gewachsen sei insbesondere auch das Ansehen der Stadt: „Die Fürtherinnen und Fürther sind überwiegend stolz auf ihre Stadt. Das war nicht immer so.“ Mit den Nachbarstädten stehe Fürth heute „auf Augenhöhe“, findet Jung: „Inzwischen sprechen sie mit Hochachtung von der Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren.“

Das alles sei ihm freilich nicht allein geglückt, betonte er. Viele Akteure in und außerhalb der Stadtverwaltung – und durchaus auch die Investoren, die in Fürth Projekte verwirklichten – hätten dazu beigetragen, es seien „gemeinsame Erfolge“. Bei der Innenstadtentwicklung etwa sei Wirtschaftsreferent Horst Müller mit seiner Hartnäckigkeit ein entscheidender Motor gewesen.

"Ich bin gelassener geworden"

Zu den schönsten Momenten und Entwicklungen seit seinem Amtsantritt zählt Jung neben Uferpromenade, Fürthermare und der Aufwertung der Innenstadt den Ikea-Neubau in Poppenreuth, die 2010 eröffnete neue Frauen- und Geburtsklinik (Nathanstift), die Ansiedlung von Uni- und Hochschuleinrichtungen - und, natürlich, den zweimaligen Aufstieg der Spielvereinigung Greuther Fürth in die Erste Bundesliga.

Als größten Tiefpunkt erlebte er das Quelle-Aus 2009 während der Finanzkrise, „mit tausenden Arbeitslosen und dem höchsten Defizit im Stadtetat“. Fürth musste damals sogar ein „Sonderarbeitsamt“ einrichten. Durch die Corona-Pandemie sei die örtliche Wirtschaft hingegen, dank der Hilfen von Bund und Land, „ohne Long Covid“ gekommen. Sorge bereitet Jung nun, welche Folgen der Krieg gegen die Ukraine haben wird.

Abnutzungserscheinungen spüre er nach 20 Jahren an der Stadtspitze nicht. Gelassener sei er geworden, sagt der Mann, der im Umgang mit Kritikern hin und wieder durchaus zu provokanten Zuspitzungen neigte.

Er freue sich auf die nächsten Projekte, darunter die Entwicklung des Pegnitzquartiers rund um den Helmplatz, die Inbetriebnahme der neuen Feuerwache, die Erweiterung und Modernisierung des Fürther Klinikums, die Besiedelung von Golfpark, Faurecia-Gelände und Hornschuch-Campus mit 2000 neuen Arbeitsplätzen, die Neugestaltung der Hornschuchpromenade, die Eröffnung des neu gestalteten Rundfunkmuseums sowie den Wandel des Hauptbahnhofs zur Mobilitätsdrehscheibe. Die Verkehrswende müsse man in Angriff nehmen, betonte er, „aber wir wollen niemanden dabei schikanieren“.

Was er am meisten bereut? Dass er in den Jahren der Sparzwänge zugelassen habe, dass das Fürther Freibad den beliebten Sprungturm verlor.

Der Artikel wurde um 18.30 Uhr aktualisert und ergänzt.

Ein ausführliches Interview mit Fürths OB Thomas Jung anlässlich seines Dienstjubiläums lesen Sie hier mit [NN+].

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