440.000 Euro! Fürth erlässt dem Kleeblatt die Pacht

1.8.2020, 05:55 Uhr
„Das Kleeblatt gehört zur Stadt“: Die Spielvereinigung illustriert diese Aussage des Wirtschaftsreferenten derzeit vor dem Rathaus.

© Hans-Joachim Winckler „Das Kleeblatt gehört zur Stadt“: Die Spielvereinigung illustriert diese Aussage des Wirtschaftsreferenten derzeit vor dem Rathaus.

Wie eng die Verbindung zwischen der Stadt und ihrem besten Fußballverein ist, sieht man dieser Tage vor dem Rathaus. "Wir. Hier. Gemeinsam." steht auf einem großen Plakat, mit dem die Spielvereinigung ihr neues Heimtrikot für die kommende Saison vorstellt. Es ist ein symbolträchtiges Bild, das Kleeblatt vor dem markanten Rathausturm, dem Wahrzeichen der Stadt – es ist aber auch eine gute Beschreibung für das Handeln des Stadtrats.

Denn im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung hat dieser beschlossen, dem Kleeblatt finanziell zu helfen. Derzeit pachtet die Stadt das Gelände des Sportparks Ronhof von Conny Brandstätter und verpachtet es über die "Sportstätten Ronhof Fürth GmbH" an die Spielvereinigung weiter. Knapp 440.000 Euro jährlich zahlt der Verein nach Informationen der FN für seine Heimat, die er einst in Zeiten größter wirtschaftlicher Not verkaufen musste.

"Bedeutendster Imageträger"

Nun aber übernimmt die Stadt die Hälfte der Kosten – für die abgelaufene sowie die kommende Spielzeit in der zweiten Bundesliga. "Das Kleeblatt gehört zur Stadt", sagt Wirtschaftsreferent Horst Müller (CSU), "untrennbar" sei diese Verbindung. Das sahen offensichtlich auch die meisten Stadträte so: Mit überwältigender Mehrheit" hätten diese dem Antrag zugestimmt. Müller freut das, natürlich, er ist ja nicht nur für die Wirtschaft in der Stadt verantwortlich, sondern auch selbst Fußballfan und sitzt darüberhinaus im Aufsichtsrat des Kleeblatts.

"Die Spielvereinigung ist der wichtigste und bedeutendste Imageträger der Stadt", so Müller, "die Reichweite und die Medienpräsenz sind unbezahlbar." Umfragen hätten gezeigt, dass die Menschen Fürth früher wegen Grundig und der Quelle kannten, manche assoziieren noch die Comödie oder die erste deutsche Eisenbahn mit der Stadt. "Für die Identität innerhalb und das Image nach außen hat das Kleeblatt einen sehr hohen Stellenwert, der allerdings nicht quantifizierbar ist."

Deshalb verbietet sich nach Ansicht des Wirtschaftsreferenten auch jeder Vergleich mit anderen mittelständischen Unternehmen, denen die Stadt nicht in diesem Maß entgegenkommt. Aufgrund ihrer Strahlkraft sei die SpVgg "anders einzuordnen als ein normaler Gewerbesteuerzahler". Zudem tue die Stadt viel, um allen Branchen, die wegen des Coronavirus’ in Not geraten sind, zu helfen. Müller verweist auf erlassene Freiflächen-Gebühren für die Gastronomen, aber auch auf ein Hilfspaket für die Innenstadt in Höhe von 350.000 Euro.

Der Wirtschaftsreferent hält auch nichts von Vergleichen, denen zufolge das Geld sinnvoller in anderen Bereichen angelegt wäre. Man dürfe nicht "Äpfel mit Birnen vergleichen", findet er, "außerdem stellt sich dann die Frage, wo man als Stadt anfängt und wo man aufhört". Schließlich unterstütze Fürth ja auch das Stadttheater großzügig, die Kärwa, ein weiterer Imagefaktor, sei ebenfalls nicht umsonst. "Wenn man das aufrechnet, muss man die gesamte Stadtgesellschaft hinterfragen."

Erfolgsabhängiges Modell

Neben der Unterstützung seitens der Stadt hat die Spielvereinigung nach FN-Informationen, wie einige andere Profiklubs auch, einen Kredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt. Die Pressestelle des Vereins möchte das nicht kommentieren. Horst Müller und die Stadtspitze würde es aber sicher freuen, wenn das Kleeblatt seine sportliche Zukunft mit ausreichend finanziellen Mitteln planen kann – denn ab der übernächsten Saison wird der Ronhof-Pachtvertrag in ein "erfolgsabhängiges Modell" umgewandelt.

Will heißen: Je besser die Spielvereinigung in der zweiten Bundesliga abschneidet, je weiter sie im DFB-Pokal kommt, desto mehr Geld zahlt sie künftig auch an die Stadt.

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