Abschied: Der "Kioski" wird bald geschlossen

25.7.2019, 21:00 Uhr
Abschied: Der

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Es war eine verwegene Idee. 2002 eröffnete Martti Trillitzsch gemeinsam mit seinem Kompagnon Christian Pliefke einen Plattenladen – und zwar einen mit vorwiegend finnischer Musik im Angebot. In der Schwabacher Straße wurde der Kioski zum Leben erweckt. Neben Musik aus dem Land der 1000 Seen verkauften Trillitzsch und Pliefke eher unbekannte Alben aus anderen Ländern. Die treueste Kundschaft war aber wohl die, die ein Faible für Finnland mitbrachte.

Sie kam auch mit, als Trillitzsch mit seinem Laden in die Nürnberger Straße umzog. Genauer gesagt, in einen Kinosaal im Babylon, der wegen einer Säule in der Mitte nicht sehr populär war. 2006 war das; damals hatte Christian Ilg gerade zusammen mit zwei Mitstreitern das ziemlich heruntergewirtschaftete Lichtspielhaus übernommen.

Das neue, größere Ladengeschäft bot neben dem bewährten Tonträger-Angebot auch Platz für diverse Geschenkartikel aus dem hohen Norden. Blechtassen mit Mumins etwa, diesen unvergleichlichen dicknasigen Trollwesen. Oder Mölkky, das finnische Wurfspiel aus Holz. Doch der Raum war für Trillitzsch nicht nur Verkaufsfläche – übrigens auch für seine eigenen drei Labels –, sondern auch Büro. Der 54-Jährige koordinierte von dort aus seine eigenen Auftritte und die anderer Musiker sowie seinen Online-Shop. Das wurde jedoch schwierig, als Ilg beschloss, den aufgelassenen Kinosaal neu zu beleben. Als Café und um dort im kleinen Rahmen Filme zu zeigen.

Einzug beim Herrenfriseur

2016 war das, und schon damals war klar, dass der Laden keine Reichtümer abwirft. "Ob ich weitermache, hatte ich davon abhängig gemacht, ob sich ein günstiger Raum findet", sagt Trillitzsch. Offensichtlich war es noch nicht an der Zeit, den Kioski zu schließen. In der Hirschenstraße wurde nämlich just der ehemalige Friseursalon Dietz frei. Eine überschaubare Fläche mit einem ansprechend gestalteten Eingang und bezahlbarer Miete.

Der Ortswechsel jedoch änderte nichts daran, dass der Absatz von CDs stark eingebrochen war und auch durch den Verkauf von Vinyl nicht wettgemacht werden konnte. "Maximal ein Viertel unseres Umsatzes sind Tonträger", bedauert Trillitzsch. Außerdem sei es unbefriedigend, wenn ein Großteil seiner "nicht immer üppigen Einnahmen als tourender Songwriter" in den Laden fließe, schreibt er in einem Eintrag auf seiner Facebook-Seite, auf der er den nahenden Abschied vom Kioski ankündigt. Hinzugekommen sei, dass er inzwischen ein halbes Jahr mit seiner Musik durch Europa tourt und ihm schlichtweg die Zeit fehlt, sich adäquat zu kümmern.

"Es macht einfach keinen Sinn mehr", sagt Trillitzsch, der einräumt, dass ihm inzwischen Euphorie und Energie für das Projekt fehlen. Deshalb wird in absehbarer Zeit Schluss sein, der Kioski unter seiner Regie für immer schließen.

Wann es so weit sein wird, weiß Trillitzsch nicht; im August bleibt der Laden erst einmal zu. Da stehen Auftritte und Erholung in Finnland an. Dann will er einen Nachmieter suchen – noch hofft er darauf, dass sich jemand berufen fühlen könnte, "diese kleine Institution weiterzubetreiben".

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