Appell an Stadtwerke

Aufruf: Organisationen fordern Austritt der Fürther Infra aus "Zukunft Gas"

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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28.7.2023, 09:30 Uhr
Aktivisten von Extinction Rebellion – hier mit dem Filmteam der Fürther Medienpraxis, die an einem Beitrag über die Gruppe arbeitet – machten am Donnerstag auf den Aufruf aufmerksam. Im Hauptbahnhof befindet sich das Infra-Servicecenter.

© Claudia Ziob Aktivisten von Extinction Rebellion – hier mit dem Filmteam der Fürther Medienpraxis, die an einem Beitrag über die Gruppe arbeitet – machten am Donnerstag auf den Aufruf aufmerksam. Im Hauptbahnhof befindet sich das Infra-Servicecenter.

Hinter dem Aufruf, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, stehen unter anderem das Umweltinstitut München, LobbyControl, 350.org, Campact, Greenpeace, und das WeiterSo!-Kollektiv. Unterschrieben haben ihn neben weiteren bundesweit agierenden Organisationen auch etliche lokale Gruppen und Initiativen; aus Fürth schlossen sich die Aktivisten von Extinction Rebellion, die Grünen und Bluepingu an.

Neben Großkonzernen

Sie weisen darauf hin, dass mehr als 80 Stadtwerke und kommunale Versorgungsunternehmen Mitglied im Verband „Zukunft Gas“ sind – „gemeinsam mit Großkonzernen wie Wintershall Dea, Shell und der früheren Gazprom-Tochter Wingas“. Der „einflussreiche“ Lobbyverband stehe in der Kritik, heißt es in der Pressemitteilung, er bewerbe Erdgas „entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse als klimafreundlichen und preisgünstigen Energieträger“ und verschweige dabei die Klimaschäden durch Methanlecks entlang der Lieferkette.

Der Verband habe sich jahrelang für Erdgasimporte aus Russland eingesetzt. Heute überbewerte „Zukunft Gas“ die zukünftige Verfügbarkeit von Wasserstoff, meinen die Kritiker. In den vergangenen Monaten hätten bereits mehrere Stadtwerke ihre Mitgliedschaft beendet.

Das Gleiche erhoffen sich die Fürther Mitunterzeichner von der Infra. „Stadtwerke dürfen die klimaschädliche Lobbypolitik von Zukunft Gas nicht länger mit Mitgliedsbeiträgen in Millionenhöhe unterstützen“, fordert Henning Peters, Referent für Energie und Klima am Umweltinstitut München. „Ein Stadtwerk der Zukunft kann nur sein, wer erkannt hat, dass die Zeit der fossilen Energieträger abgelaufen ist.”

Die Infra wolle für die Energiewende in Fürth breit aufgestellt sein, betont derweil Infra-Chef Markus Steurer in einer Stellungnahme. „Zukunft Gas“ treibe den Transformationsprozess der Branche hin zu neuen Gasen voran. Insofern könne er die Sichtweise, dass die Fürther Bürger und Bürgerinnen durch diese Mitgliedschaft Kampagnen einer Gaslobby finanzieren, die aktiv an der Verhinderung der Energiewende arbeitet, nicht nachvollziehen, sagt Steurer.

"Allein kann es keiner schultern"

Das städtische Unternehmen arbeite daran, für Fürth nachhaltige und innovative Lösungen im Rahmen der Energiewende zu finden und umzusetzen. „Dies gilt zurzeit vor allem für die anstehende Wärmewende, in welcher – nach dem Willen des Gesetzgebers – die Fernwärmeversorgung eine große Rolle spielen soll.“ Denn es sei klar, dass die viel erwähnte Wärmepumpe nicht in allen Fällen eine Lösung darstellen könne und gerade im Bereich der Innenstädte alternative Wege gegangen werden müssen. So könnte zum Beispiel ein möglicher Versorgungspfad auch auf Wasserstoff (H2) basieren.

Es sei wichtig, verschiedene Szenarien zu beleuchten und in den Austausch zu gehen. „Wir Stadtwerke sind dazu in vielen Verbänden Mitglied“, erklärt Steurer. „Allein wird kein Unternehmen die Energiewende schultern können“, es geht seiner Ansicht nach nur gemeinsam. In diesem Rahmen versammelten sich auch eine Vielzahl von Stadtwerken bei „Zukunft Gas“ auf der Plattform H2 kommunal.

Die Infra habe genauso wie der Verband „Zukunft Gas“ das Ziel, „die heute erdgasbasierten Versorgung in eine dekarbonisierte und klimaneutrale Versorgung sicher, bezahlbar und ohne zu große Beeinträchtigungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen“. umzuwandeln. Einen Austritt der Infra schließt Steurer derzeit aus.