Barrierefreiheit: Doch noch Hoffnung für Fürths Bahnhof?

10.6.2020, 06:00 Uhr

© Foto: Wolfgang Händel

Der Oberbürgermeister und die CSU-Landtagsabgeordnete waren aufgebracht, sehr aufgebracht sogar. Unlängst hatten sie sich darüber empört, was in Berlin geplant wird: Es soll zwar ein Programm zur Finanzierung des barrierefreien Ausbaus von deutschen Bahnhöfen geben – allerdings kommen in den Genuss der Mittel nur Stationen, an denen maximal 4000 Menschen am Tag ein- und aussteigen. In Fürth sind es um die 10.000.

"Allerhand" sei das, polterte Thomas Jung, der seit vielen Jahren auf den überfälligen Umbau des örtlichen Hauptbahnhofs drängt, "abenteuerlich" findet der OB den erneuten Dämpfer des Bundes. Ebenso wie die Landtagsparlamentarierin Petra Guttenberger brachte er sein Unverständnis in einem Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zum Ausdruck.

Zeitgleich bat der Rathauschef die Bundestagsabgeordneten von CSU, SPD und Grünen aus dem Wahlkreis Fürth um Unterstützung. Einer davon, der ehemalige Agrar- und Kurzzeit-Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU), zeigt sich nun über die heftigen Reaktionen irritiert. Er ist sich sicher: Der Bund werde sich sehr wohl um die barrierefreie Gestaltung des Hauptbahnhofs kümmern, so Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Denn Konsens sei auf allen Ebenen, dass dessen Zustand mit sanierungsbedürftigen Bahnsteigen, die lediglich über Treppen zu erreichen sind, überaus beklagenswert sei. Das besagte und auf 4000 Menschen limitierte Programm aber, betont Schmidt, biete mitnichten die einzige Möglichkeit, an Fördermittel des Bundes zu kommen.

Schmidt, der seit Anfang 2019 auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn vertreten ist, setzt vielmehr auf Geld, das im Zusammenhang mit einer Mobilitätsdrehscheibe fließen könnte, die der Stadt am Bahnhofplatz vorschwebt. Wie berichtet, sollen hier Fortbewegungsmöglichkeiten von ÖPNV über Fahrrad bis hin zu Mietwagen gebündelt werden.

"Kritische Briefe zu schreiben, hilft uns nicht"

Dafür, beteuert Schmidt, sehe Berlin Fördermittel vor. In einem Schreiben ans Fürther Rathaus aus dem Februar sei zwar die Rede davon, dass eine Finanzierung noch nicht gesichert ist. Doch während Skeptiker dies als Hiobsbotschaft werten, macht Schmidt das Wörtchen "noch" Hoffnung: Die Zuschüsse, so seine Lesart, werden kommen.

Er plädiert deshalb für mehr Besonnenheit. "Kritische Briefe zu schreiben, hilft uns nicht weiter", meint er. Alle zusammen – Kommune, Freistaat, Deutsche Bahn – seien jetzt gefordert, ein Konzept zu entwickeln. Zunächst sei der dafür zuständige Freistaat am Zug, die Planung bis voraussichtlich 2022 auszuarbeiten, danach komme der Bund mit der Umsetzung an die Reihe.

Pünktlich zum Eisenbahnjubiläum?

Schmidt ist zuversichtlich, dass sich die Stadt 2025, wenn sich die Fahrt der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth zum 190. Mal jährt, über eine zeitgemäß ausgebaute Station freuen darf – mit entsprechender Wegweisung und mit Bahnsteigen, die auch gehandicapte Fahrgäste und Menschen mit schwerem Gepäck erreichen, ohne sich über Stufen quälen zu müssen.

Dass Fürth nach wir vor wenig Konkretes in der Hand hat, darüber ist sich Schmidt im Klaren. Dennoch gibt es für ihn keinen Zweifel am politischen Willen zum Umbau in Fürth. Vorbei sei deshalb "die Zeit des Schimpfens". Nun müsse an der Realisierung gearbeitet werden.

8 Kommentare