Bollerwagen, Bier und Blasmusik

29.8.2012, 16:00 Uhr
Bollerwagen, Bier und Blasmusik

© André De Geare

Alle paar Augenblicke fährt ein Auto vorbei, alle paar Augenblicke hebt Antonio Loisi die Hand zum Gruß. „Man kennt viele Leute so“, sagt er. Sein zehnjähriges Jubiläum bei den Kärwa-Burschen habe er dieses Jahr. Die Kollegen ziehen derweil mit Blechbläsern und Akkordeon schon mal weiter, einen „straffen Zeitplan“ haben sie.

Im Programm der Stadelner Kirchweih ist für circa neun Uhr vermerkt: Rumspielen der Kärwa-Burschen. Was nach Sandkasten und Hüpfburg klingt, bedeutet: Volksmusik, Geld sammeln und Bier. Wenn man Antonio Loisi fragt, was ihn dazu bewegt, diesen Brauch zu pflegen, stutzt er kurz. Es könnte sein, dass er das noch nie wirklich hinterfragt hat. Schließlich antwortet er: „Verbundenheit für den Ort.“ Wie andere als Hobby Modell-Eisenbahnen bauen, marschiere er eben zum Kärwa-Ende durch den Ort.

Eine original Stadelner Tradition sei das außerdem. Quasi ein Markenzeichen. Er selbst sei ja ein „Zugereister“, doch einer seiner Mitstreiter — er deutet mit dem Finger auf den kleiner werdenden Burschenzug — sieht sich in familiärer Tradition: Schon Großvater und Vater waren „Oberkärwaburschen“, sozusagen. Was hinter der Straßenbeschallung steckt? Hier geht es in Stadeln um dasselbe wie auch anderswo: ums Geld. Man wolle „halt wieder ein bisschen was reinkriegen von dem, was man bei der Kärwa so ausgegeben hat“.

Vor zehn Jahren war es noch ein wenig anders, da standen alle Alt-Kärwa-Burschen an den Gartenzäunen, wenn die Aktiven durch die Straßen zogen. Die Bäuerinnen tanzten zur Musik und in allen Metzgereien bekamen sie etwas zu essen.

Dann geht der zweite Vorsitzende des Kärwavereins schnell in die Metzgerei, ein „Kärwaheftla“, also ein Programm, holen. Heute ist das anders. Heute, da hängt ein BMW-Emblem an ihrem kleinen Bollerwagen mit dem Bierfass. Er hebt die Hand zum Gruß.

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