Verwüsteter Straßenzug

Chaosfahrt eines Lkw in Fürth: Mit bis zu 70 km/h durchs Wohngebiet?

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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10.2.2022, 15:30 Uhr
Chaosfahrt in der Fürther Hardstraße: 34 Autos waren am Ende demoliert. Etliche wurden noch in der Nacht auf Mittwoch abgeschleppt.

© NEWS5 /Oßwald Chaosfahrt in der Fürther Hardstraße: 34 Autos waren am Ende demoliert. Etliche wurden noch in der Nacht auf Mittwoch abgeschleppt.

Die Bilder der verwüsteten Hardstraße haben es am Mittwochabend bis in die Tagesschau geschafft. Bei der Chaosfahrt eines 40-Tonners waren auf einer Länge von rund 500 Metern 34 geparkte Autos gerammt worden (zunächst war die Rede von 31), wenige Augenblicke später brannten mehrere Fahrzeuge und ein Haus. Es war großes Glück, dass es in dem Wohngebiet nicht noch schlimmer kam: Niemand wurde überfahren oder im Auto zerquetscht, alle Bewohner konnten sich aus dem brennenden Haus retten.

Einen derartigen Unfall haben auch die Kollegen, die den Fall bearbeiten, noch nicht erlebt, sagt Antje Gabriels-Gorsolke, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Man stecke nun mitten drin in den Ermittlungen, versuche herauszufinden, wie es am Dienstagabend zu der Irrfahrt kommen konnte. Es bestehe der Verdacht, dass der Laster in der Hardstraße auf bis zu 70km/h beschleunigte, sagte Gabriels-Gorsolke am Donnerstag auf Nachfrage dieser Zeitung.

Als der 50-Jährige am Mittwochabend dem Ermittlungsrichter vorgeführt wurde, habe er zwar eingeräumt, den 40-Tonner gefahren zu haben. Auch dass er Alkohol getrunken hatte, gab er zu. Zum Unfallgeschehen selbst aber machte er keine Aussagen, so Gabriels-Gorsolke. Weil der Richter genauso wie die Staatsanwaltschaft Fluchtgefahr sieht, hat er entschieden, dass der türkischstämmige Mann in Untersuchungshaft muss.

Ihm werden fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs, Unfallflucht und fahrlässige Körperverletzung sowie fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Das Strafmaß, das ihn erwartet, könne man noch nicht abschätzen, sagte Gabriels-Gorsolke der Nachrichtenagentur News5. Der Rahmen aber reiche "von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe von weit über fünf Jahren".

Es laufe nun die übliche Ermittlungsarbeit. Zeugen werden befragt, und mehrere Sachverständige wurden beauftragt. Ein Gutachter etwa soll den genauen Unfallhergang rekonstruieren, ein anderer untersucht den Laster auf technische Defekte hin. Außerdem wird an einem Brandgutachten gearbeitet, und ein Blutgutachten soll zeigen, wie viel Alkohol der Mann im Blut hatte. Ein erster Atemalkoholtest hatte rund zwei Promille angezeigt. Mit dem Ergebnis des Blutgutachtens sei in ein bis zwei Wochen zu rechnen.

Der Mann hatte am Dienstag gegen 19 Uhr zunächst eine rote Ampel übersehen und war in der Kreuzung Hard-/Berlinstraße mit einem Pkw zusammengestoßen. Anstatt zu stoppen, fuhr er weiter. Die Ermittler müssen unter anderem die Frage klären, ob er anschließend beschleunigte, um vom Unfallort zu flüchten, und dabei die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Man habe noch keine Erkenntnisse zu den Motiven des Mannes, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Es gebe bisher keinerlei Anhaltspunkte, dass es sich um eine Amokfahrt oder einen Anschlag handelte, wie manche befürchteten.