Daten via Pad in Notaufnahme: Klinikum Fürth ist Vorreiter

27.4.2016, 06:00 Uhr
Daten via Pad in Notaufnahme: Klinikum Fürth ist Vorreiter

© F.: Leberzammer

Rund 10.000 Notfalleinsätze fährt allein das Bayerische Rote Kreuz jedes Jahr in Stadt und Landkreis Fürth. Oft zählt dabei jede Minute, etwa wenn Menschen wegen eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts ins Klinikum müssen. Dank der digitalen Vernetzung können die Mediziner nun in der Notaufnahme besser einschätzen, in welchem Zustand sich der Patient befindet und was zu tun ist, wenn er eintrifft.

"Früher bekamen wir das EKG per Fax aus dem Rettungswagen, ohne personalisierte Daten", erklärt Professor Harald Dormann, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Fürther Klinikum. Dort musste das Dokument erst noch eingescannt werden, um es in das digitale Krankenhausinformationssystem einpflegen zu können. Alles zeitraubend, umständlich – und vor allem: keinesfalls zeitgemäß.

Seit Dezember, anfangs noch in einer Testphase, wurden mehr und mehr Notfalleinsätze in Fürth über das neue System erfasst. Dabei verwenden die Rettungsdienste ein sogenanntes NIDApad (NIDA steht für Notfall-Informations- und Dokumentationsassistent) — einen mobilen kleinen Computer, der sowohl über Schnittstellen zu Versichertenkarte und Diagnosegeräten verfügt als auch Fotografien erstellen und verschicken kann. Alle wichtigen Informationen, etwa Hinweise zu Verletzungen, EKG- und Blutdruckdaten oder die voraussichtliche Ankunftszeit im Krankenhaus, werden über das NIDApad direkt an die Notaufnahme gesendet.

Handliches Gerät

Das kleine und handliche Gerät ist schon seit einiger Zeit im Einsatz. Allerdings standen Mediziner und Pflegekräfte bislang vor einer großen Hürde: Es existierte keine Schnittstelle zwischen den digitalen Systemen im Rettungs- und im Krankenhausdienst. "In Fürth haben wir diese Barriere als eines der ersten Krankenhäuser überwunden", freut sich Chefarzt Dormann. Die technische Umsetzung gelang in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen und der Firma medDV aus dem hessischen Pohlheim, der Herstellerin der NIDApads.

Ihr Einsatz erleichtert die Arbeit der Rettungskräfte und macht diese obendrein viel effizienter, berichtet Bernd Spiegel, Rettungsdienstleiter beim BRK für Stadt und Landkreis. "Druck oder Sauerstoffsättigung des Blutes müssen nicht mehr auf Papier dokumentiert werden", nennt er als Beispiel. Der Vorteil: Die Rettungskräfte können sich stärker auf den Patienten konzentrieren, und die Ärzte im Krankenhaus bekommen leserliche Informationen. "Durch die Vernetzung kann man im Krankenhaus auch gleich erkennen, ob sich die Vitalwerte gegenüber der ersten Messung im Wagen verändert haben", so Spiegel.

In der Notaufnahme werden die Patientendaten sofort und ohne Verluste weiterverarbeitet: "Oft ging bislang fast die Hälfte der Informationen zwischen Rettung und Notaufnahme verloren", so der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Rainer Krämer. Ein "Arrivalboard", ähnlich den Informationstafeln an Bahnhöfen und Flughäfen, zeigt Ankunftszeit, (Erst-)Diagnose und weitere Behandlung an. Mehrfacherfassungen seien nicht mehr nötig, was sich auch positiv auf die Patientensicherheit auswirke. „Für uns ist das ein Quantensprung. Damit sind wir momentan die einzige Klinik in Deutschland, die es schafft, Patientendaten ohne medialen Bruch in das Krankenhaus-Informationssystem zu übernehmen", betont Dormann.

Und was passiert, wenn Stromversorgung oder Netzwerk ausfallen? Keine Sorge, versichert der Chefarzt: "Selbstverständlich können alle Beteiligten bei Systemausfällen auf Erfassungsbögen aus Papier zurückgreifen.“

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