"Robust, aber unter Druck"

Der Fürther Arbeitsmarkt im Mai: Nur ein Hauch von Frühjahrsbelebung

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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1.6.2023, 15:00 Uhr
Die gegenwärtigen Herausforderungen sorgen für Verunsicherung in der Wirtschaft. Das beobachtet auch die Fürther Agentur für Arbeit.

© picture alliance / dpa Die gegenwärtigen Herausforderungen sorgen für Verunsicherung in der Wirtschaft. Das beobachtet auch die Fürther Agentur für Arbeit.

Der Arbeitsmarkt sei robust, stehe aber dennoch unter Druck, sagt Thomas Dippold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Fürther Agentur für Arbeit, zu deren Zuständigkeitsbereich neben Stadt und Landkreis Fürth auch Erlangen und die Kreise Erlangen-Höchstadt und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gehören.

Das zeige sich daran, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai – in dem Monat rechnen Experten stets mit einer gewissen Frühjahrsbelebung – „nicht einmal halb so hoch“ ausfiel wie vor einem Jahr.

Zugleich sei die Personalnachfrage deutlich geringer – „und das trotz des allgemein hohen Arbeits- und Fachkräftebedarfs“. Dippold spricht von einer Lage, die den im aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex beschriebenen „Stimmungsdämpfer“ in der deutschen Wirtschaft widerspiegele. Dennoch rechne er damit, „dass unsere Region das erste Halbjahr 2023 in einer stabilen Arbeitsmarktlage abschließen wird, sofern keine weiteren Krisenereignisse eintreten“. Der Blick auf Frühindikatoren (wie Anzeigen von Kurzarbeit und Insolvenzanträge) gebe keinen Grund zur Sorge.

Personalnachfrage noch mal schwächer

In der Stadt Fürth waren im Mai 3744 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet – 0,7 Prozent weniger als im April, aber 6,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Darunter sind 266 ukrainische Kriegsflüchtlinge. Die Arbeitslosenquote ist seit April um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent gesunken (Mai 2022: 4,6). Die Personalnachfrage hat sich nochmals abgeschwächt und liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau. So haben die Arbeitgeber im Mai in Fürth 200 offene Stellen gemeldet – 34,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Im Fürther Landkreis stagnierten die Arbeitslosenzahlen: Dort waren 1806 Menschen ohne Job – das sind sogar 0,1 Prozent mehr als im Vormonat und 15,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Darunter sind 152 ukrainische Kriegsflüchtlinge. Die Quote blieb mit 2,7 Prozent unverändert, liegt jedoch um 0,4 Prozentpunkte höher als im Mai 2022 (2,3). Die Personalnachfrage ist seit Anfang des Jahres zurückhaltend, heißt es im Bericht der Arbeitsagentur. 97 Stellenangebote gingen im zurückliegenden Monat ein – 29,2 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Jürgen Wursthorn, Pressesprecher der Fürther Agentur für Arbeit, ordnet die Entwicklung ein: Im gesamten Agenturbezirk beträgt die Arbeitslosenquote 3,3 Prozent. „Vor ein paar Jahren haben wir bei so einer Quote noch von Vollbeschäftigung gesprochen.“ Man sei also weit entfernt von einer Katastrophe. Die „krisenhafte Lage“ mit hohen Energie- und Materialkosten und Materialengpässen verunsichere die Wirtschaft aber schon.

Oft passt es nicht zusammen

Die meisten Stellen werden im Gesundheits- und Sozialbereich, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe angeboten. Dass die Arbeitslosigkeit trotz des Personalmangels an vielen Stellen nicht stärker sinkt, liege auch daran, so Wursthorn, dass Anforderungen und Qualifikation oft nicht zusammenpassten. Die Arbeitsagentur bemühe sich daher, das „Matching“ zu verbessern: durch Qualifikationsmaßnahmen für Arbeitslose und präventiv auch für Beschäftigte.

Das Angebot werde angenommen, „aber es ist noch Luft nach oben“. Es falle auf, dass die Betriebe ihre Beschäftigten brauchen; nicht jeder bekomme die Zeit für eine Weiterbildung. „Einen neuen Abschluss erreicht man nicht von heute auf morgen.“

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