Der Mann für die langen Steigungen

13.3.2009, 00:00 Uhr
Der Mann für die langen Steigungen

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Seinen größten Triumph feierte er 1955 in Gießen. Als 21-Jähriger gewann Karl Loy nach 234 Kilometern den deutschen Meistertitel im Straßenrennen der Amateure.

Erst fünf Jahre vorher war er durch einen Freund zum Radsport gekommen. Nach einem viel versprechenden Einstand als Jugendfahrer fand Loy in dem Fürther Malermeister Ernst Martin einen großzügigen Mäzen, der sein außergewöhnliches Talent sofort erkannte und ihn als Lehrling einstellte. Martin, 1952 Mitbegründer des «RC Kleeblatt Fürth», drückte oft beide Augen zu, wenn sein neuer «Stift» statt auf der Leiter beim Training auf der Rennmaschine schwitzte.

Und der bedankte sich mit Erfolgen. Bereits in seinem ersten Rennjahr gewann Loy die bayerische Straßenmeisterschaft der A-Jugendklasse und zahlreiche weitere Wettbewerbe. Nach seinem Wechsel zu den Amateuren zeigte er ab 1952 bei den wesentlich längeren und schwereren Rennen noch mehr Ehrgeiz. «Der Karl konnte unglaublich ausdauernd große Gänge treten und auch an den schwersten und längsten Steigungen war er immer mit vorne dabei», schwärmen Loys einstige Konkurrenten noch heute. Aber auch eine Schwäche von Loy fiel früh auf: Der zähe Fürther war ein sehr mäßiger Sprinter. Wenn er gemeinsam mit schnellen Straßencracks wie dem Herpersdorfer Rekordmeister Fritz Neuser oder dem olympischen Bronze-Medaillen-Gewinner Edy Zielger aus Schweinfurt ans Ziel kam, blieb für ihn meist nur der undankbare zweite Platz.

So auch 1954, als der erst 20-Jährige bei der Straßen-DM nach 219 Kilometern mit dem Nationalfahrer Paul Maue aus Schopp allein und mit großem Vorsprung unterwegs war. Maue zog an und gewann. Ein Jahr später war Karl Loy, der inzwischen ebenfalls zur Nationalmannschaft zählte, bei der DM noch stärker: «Damals waren die Berliner, Schweinfurter, Kölner und Herpersdorfer die Top-Favoriten, doch ich war an diesem Tag in einer Bombenform», erinnert sich Loy, der in Gießen dem Dortmunder Horst Maier als letzten Begleiter keine Chance ließ.

Fast hätte Loy wenige Tage später auch noch einen zweiten Meistertitel gewonnen: Bei den Bahn-Titelkämpfen in Hannover wurde er in der Einer-Verfolgung über 4000 Meter nur knapp geschlagen «Vize». Da wäre mehr drin gewesen», sinniert der Altmeister und fügt hinzu: «Die Bahn-DM fuhr ich damals nur so nebenbei, ohne Vorbereitung».

Trotz verlockender Angebote, die Karl Loy als erfolgreicher Nationalfahrer bekam, blieb der gefürchtete Einzelkämpfer stets seinem Heimatverein treu. «Ich bin Fürther und ich bleibe Fürther», lautete seine Devise, die ihn wohl weitere deutsche Meistertitel kostete, wovon sein Herpersdorfer Erzrivale Fritz Neuser noch heute überzeugt ist: «Bei uns wäre der Karl über 100 Kilometer mehrfacher Deutscher Mannschaftsmeister geworden und die Zahl seiner Siege bei Einzelrennen wäre wohl auch viel größer ausgefallen.»

Ungleicher Kampf

Doch davon wollte Loy damals nichts wissen. Mit Stolz trug er das Fürther Trikot und mit meist nur zwei oder drei Teamkameraden stellte er sich bei seinen vielen Rennen immer wieder dem ungleichen Kampf: «Wir haben den Karl damals sehr bewundert, wie er trotzdem unermüdlich attackierte und meistens auch ganz vorne dabei war», erinnern sich seine einstigen Fürther Mitstreiter, von denen Richard Schwarz sein zuverlässigster und stärkster Helfer war. «Rennfahrer wie Karl Loy gibt es heute leider fast nicht mehr.»

Loy selbst ist trotz der vielen Dopingfälle immer noch ein aufmerksamer Beobachter des Radsports. Er schätzt vor allem den deutschen Ausreißerkönig Jens Voigt: «Der ist ein unermüdlicher Kämpfer, so einer war ich früher auch.»