Der Rhythmus liegt im Blut

17.9.2011, 09:00 Uhr
Der Rhythmus liegt im Blut

© Anton

„Keine Angst haben, einfach nachmachen“, sagt Alexis Madokpon und schon legt er los: Im giftgrünen afrikanischen Festtagsgewand setzt er sich auf einen Stuhl, nimmt die Djembe zwischen die Knie, grinst breit über das ganze Gesicht und trommelt drauf los. Der Klang füllt den kleinen Unterrichtsraum komplett aus, der Rhythmus geht sofort ins Gehör, aber sobald der Schüler versucht, ihn nachzuahmen folgt die Ernüchterung: „plom“ macht es stumpf und leise nach dem ersten Schlag, statt wie vorher bei Alexis „tatatat“.

Eine Frage der Technik

Nur eine Frage der Technik sei das Trommeln, sagt er, mit Kraft komme man nicht weiter. Es lasse sich aber ganz einfach lernen, meint der Trommellehrer. Ihm selbst blieb das allerdings erspart, denn das Trommeln liegt einfach in der Familie: „Ich habe es von meiner Mutter geerbt und sie hat es von ihrem Vater.“ Wenn er seine Eltern und die fünf Geschwister in Benin besucht – im Moment ist das nur etwa einmal im Jahr, aber dafür telefoniert er fast täglich nach Afrika – machen dort alle gemeinsam Musik. „Nur mein Vater ist nicht musikalisch. Er ist ein bisschen schüchtern. Aber von ihm habe ich den Witz geerbt“, sagt Madokpon.

Der 38-Jährige kam Anfang der 90er Jahre über Prag und Frankfurt nach Bayern. Seitdem lebt er von der Musik. Er gibt Kurse und Workshops, komponiert und hat einige CDs herausgebracht, tritt allein oder mit Chören und Bands bei Feiern und Gottesdiensten auf. Im Bamberger Dom zum Beispiel ist er öfters zu hören. Und wenn kurz vor dem Auftritt eine Trommel kaputt geht, dann kann er auch mal einen Stuhl zum Klingen bringen. „Man muss Respekt vor dem Instrument haben“, erklärt der Beniner, dem zwar das Gespür für die Musik in die Wiege gelegt wurde, aber nicht das Instrument.

Aus einer großen Dose und einer Schweineblase hat er sich einst seine erste Trommel selbst gebaut, mit zehn Jahren dann bekam er seine erste „richtige“. Mittlerweile hat er etwa zwei Dutzend in seiner Trommelschule in Veitsbronn stehen, mittendrin eine Gitarre, die er zum Komponieren braucht.

Notenständer sucht man vergeblich, denn Madokpon will seinen Schülern das Spielen so beibringen, wie auch er es gelernt hat: „Es reicht, wenn man zuhört und nachmacht“, sagt der Trommellehrer. Es mache keinen Sinn, sich auf ein Blatt Papier zu konzentrieren. „Wenn ich selbst Unterricht nehme, mache ich am liebsten die Augen zu und höre auf die Melodie.“

Genauso wichtig wie das Nachahmen sei beim Trommeln aber auch, dass jeder Schüler sein eigenes Spiel entwickle: „Jeder hat sein Tempo und seinen Rhythmus im Kopf.“

Afrikanisches Trommeln ist Lebensfreude und Ausdruckskraft pur – so steht es auf den Handzetteln, mit denen Alexis Madokpon für seine Trommelschule „Alafia“ – was übersetzt so viel wie Ruhe oder Frieden bedeutet – in Veitsbronn wirbt. Wer ihn spielen sieht und hört, ahnt schnell, was damit gemeint ist. 

 

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