Der Sound der Untoten

5.9.2013, 00:00 Uhr
Der Sound   der Untoten

© Romir

„Punx not dead“ - der Punk ist nicht tot! Kaum zu glauben, dass dieses geflügelte Szenewort, das seither an zahllosen Hauswänden verewigt wurde, bereits aus dem Jahr 1981 stammt. Damals schon glaubte die britische Band The Exploited, den Abgesang auf diese Musik anstimmen zu müssen, als die erste große Welle des Punk abebbte. Doch tatsächlich lebt der Punk auch über 30 Jahre später noch – wenn er auch langsam etwas in die Jahre zu kommen scheint.

Zumindest bei diesem Auftaktkonzert der neuen Saison im kunstkeller o27 besteht das Publikum nur zum verschwindend geringen Teil aus bunten Nachwuchspunks. Die überwiegende Mehrheit der Besucher gehört mehr zu Gruppe der in Ehren ergrauten Freunde der Drei-Akkord-Musik.

Und die werden an diesem Abend bestens bedient. Mit den Bloody Hollies steht eine Gruppe auf der Bühne, die ebenfalls schon ein Dutzend Jahre Banderfahrung hinter sich hat und trotzdem noch sichtlich Freude an intimen Auftritten wie diesem mitbringt. Druckvoller Punk-Rock mit melodischer Grundrichtung ist hier angesagt. Kein Geschredder und Gegröle, um angestaute Aggressionen loszuwerden, sondern fröhliche Partymucke, mit der das Quartett aus San Diego das überschaubare Publikum schnell zum Tanzen und Kopfschütteln bringt.

Die Maximalzahl von 60 Besuchern wird an diesem Abend nur gerade mal halb erreicht, so dass schnell ein besonders familiäres Gefühl entsteht. Da hupft Sänger Wesley Doyle auch schon mal mitsamt Gitarre ins Publikum, um auf Tuchfühlung zu gehen, während Drummer Matthew Bennet und Bassist Bort-Erik Thunder hinten zusammen herumalbern. Und auch vor dem Konzert ist die Band im Saal, um mit den Besuchern zu plauschen, sich gegenseitig Witze zu erzählen, die leider unübersetzbar sind, oder beim Auftritt der Vorgruppe im Publikum mitzufeiern.

Die Anheizer sind The Hatchets, ein sympathisch wirkendes Punkrock-Trio aus Bayreuth, das sichtlich Freude daran hat, für die „Hollies“ eröffnen zu dürfen und mit seinen Songs über „Rock’n Roll Survivors“, „Motherfuckers“ oder den Abstand zwischen U-Bahn und Bahnsteig ebenfalls den Gute-Laune-Nerv des Abends trifft.

Insgesamt ein gelungener Einstieg in die o27-Konzertsaison, die am 22. September mit den Minnesota Voodoo Men aus Tokio und dem Nürnberger Love Sandwich Orchester fortgesetzt wird.

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