Sozialzentrum und Einzelhandel im Paket

Die Awo entwickelt in Zirndorf ein ganzes Quartier

7.11.2021, 21:00 Uhr
Die Awo entwickelt in Zirndorf ein ganzes Quartier

© Grafik: Beil Bau Ansbach

Vier Jahre liegt der damals umstrittene Grundsatzbeschluss des Stadtrats zurück, dort ein Pflegeheim und einen Einkaufsmarkt anzusiedeln. Jetzt steht das Grundgerüst für das Großprojekt. Den Stadträten hatte Bauer das Konzept in drei internen Veranstaltungen bereits präsentiert, erstmals öffentlich wurde es in der jüngsten Stadtratssitzung. Architekt Christian Scheuerpflug erläuterte die Planung. Er ist Mitarbeiter des Unternehmens Beil Bau mit Sitz in Ansbach, den sich die Awo als Generalunternehmer ins Boot geholt hat.

Der Awo pressiert es mittlerweile: Ende 2026 läuft die nach einer Reform 2016 gewährte Übergangsregelung für den Betrieb des Helene-Schultheiß-Heims aus, in dem die Awo 140 Menschen stationär betreut. Die Versorgung mit sanitären Einrichtungen entspricht nicht mehr aktuellen Auflagen, unter anderem sind auch die Zimmer zu klein.

Weit mehr als ein Ersatzbau

Doch auf der 2,4 Hektar großen Fläche des Bauhandels Sand Barthel an der Thomas-Mann-Straße soll weit mehr als nur ein Ersatzbau für das alte Heim entstehen. Insgesamt 32 000 Quadratmeter Nutzfläche (Bruttogeschossfläche) entstehen, neben der stationären Einrichtung – dann für 150 Pflegebedürftige – mit 50 Appartements plant die Kreis-Awo den Einstieg in das Betreute Wohnen, für 30 Menschen ist Tagespflege vorgesehen, dazu noch ein Kinderhaus (mit 75 Plätzen) als Ersatz für den mehr als sanierungsbedürftigen Linder Kindergarten.

Darüber hinaus baut die Awo ein Einkaufszentrum mit einem Inklusionshotel (60 Betten) auf zwei Etagen darüber, in dem Menschen mit Handicap der Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis geebnet werden soll; dazu Tagungsräume, ein Fitness-Bereich, ein Café sowie Geschäftsräume für medizinische Dienstleister wie ambulanter Pflegedienst, Praxen für Ärzte, Apotheke oder Sanitätshaus. Denkbar sei auch ein Friseur, so Bauer.

Nicht gerade ureigenste Aufgaben eines Wohlfahrtsverbands, sollte man meinen, aber im Trend der Zeit, wie Bauer sagt: "Immer mehr Sozialunternehmen steigen in Immobilienentwicklung und -management ein, um ihre Sozialimmobilien zu finanzieren." Und darum geht es auch der Awo, speziell mit Blick auf den Verbrauchermarkt.

Ursprünglich war eine Kooperation mit Aldi angedacht, die Discounterkette wollte einen Teil des Geländes selbst erwerben und bebauen. Doch als sich insbesondere wegen Verkehrsgutachten die Planungen verzögerten, sprang das Unternehmen vor einem Jahr als Bauherr ab, signalisierte Bauer zufolge aber gleichzeitig Interesse, die vorgesehene, 1200 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche langfristig zu mieten. "Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagt Bauer.

Doch einen Ankermieter für den Verbrauchermarkt braucht die Awo, um das Projekt zu finanzieren. Grob schätzt Bauer das Investitionsvolumen auf 60 Millionen Euro – großteils fremdfinanziert, denn das einzige Vermögen, das die Kreis-Awo mitbringe, seien Grund und Gebäude des bestehenden Heims an der Marie-Juchaz-Straße. Doch was daraus wird, sei noch völlig offen.

Der günstige Zinssatz kommt zupass

"Uns kommen der günstige Zinssatz und großzügige Fördermöglichkeiten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zupass. Geplant sei "mindestens KfW-55-Standard, wenn nicht noch besser". Bauer kalkuliert mit einem Zinssatz von 1,2 Prozent, "das macht die Quartiersentwicklung auch für ein Sozialunternehmen zu einem guten Geschäft", meint er. Schließlich gehe es auch darum, die Arbeitsplätze von 150 Mitarbeitern zu erhalten.

Für Bauer ist der Verbrauchermarkt ohnehin der letzte Stein im Bauzeitenplan, vorrangig sei das Pflegezentrum, für das er nach zwei öffentlichen Auslegungen des Bebauungsplans und der erst dann möglichen Planeingabe Ende 2023 auf eine Baugenehmigung hofft. Sein "ganz persönlicher Plan" wäre, dass die Bewohner im letzten Quartal 2025 ins neue Pflegeheim einziehen können, dann hätten wir noch einen gewissen Puffer".

Bauer setzt dabei auf die Referenzen seines Generalunternehmers. Der habe bei Awo-Projekten in Cadolzburg-Egersdorf, Langenzenn und Roßtal in jüngerer Vergangenheit bewiesen, dass er ein verlässlicher Partner sei – sowohl was Bauzeit als auch Kostensicherheit betreffe.

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