Die Kultur ruht auf zehn Paar Schultern

7.9.2012, 09:00 Uhr
Die Kultur ruht auf zehn Paar Schultern

© Hans G. Esterl

Lust auf Kultur? Früher mussten Landkreis-Bewohner dafür in die Stadt. Nur Roßtal und Anwanden sorgten für Abwechslung, doch dann kam Cadolzburg dazu. „Und heute hat fast jedes Dorf seine eigenen Veranstaltungen, mit eigenen Spielorten in Scheunen und Pfarrsälen“, beobachtet Gerlinde Herz (54), die Vorsitzende des Kulturbauhofs.

Gerlinde Herz sieht die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits freut sie sich darüber, andererseits merkt der Bauhof die Konkurrenz. „In den ersten drei Jahren hatten wir regelmäßig ein rappelvolles Haus, dann aber bekamen wir die Entwicklung in den Nachbarorten zu spüren.“

Ursprünglich hatten Gerlinde Herz, ihr Mann Fritz und der Verleger Norbert Treuheit zu dritt einige Kulturveranstaltungen in die ehemalige Scheune und das heutige Feierlokal im Bauhof unterhalb der Cadolzburg geholt. „Sämtliche Requisiten, Bühnenteile, Scheinwerfer, Mikrofone und Verstärker hatten wir uns ausgeliehen“, erinnert sich Fritz Herz, „tagelang hatten wir gearbeitet für gerade eine Nacht.“

Nach zwei, drei Veranstaltungen kamen Gleichgesinnte hinzu und gründeten den gemeinnützigen Verein Kulturbauhof. Zehn Mitglieder hat er, starre Satzungen und strikte Aufgabenteilung ist seine Sache nicht. Das Programm ruht auf drei Säulen: Literaturlesung, Kabarett und Kulinarkultur mit Essen und Trinken. „Aber das ist kein starres Schema, wir bringen immer wieder andere Sachen, wie etwa eine Herbstwanderung durch die Dorfkirchen oder eine Krimi-Lesung auf offener Wiese unterm Sternenhimmel“, erklärt Gerlinde Herz. Das Pensum hat sich inzwischen auf fünf bis sechs Veranstaltungen eingependelt.

Qualität vor Kasse ist ein Grundsatz: „Wir achten auf Künstler, die uns gefallen und einen gewissen Anspruch haben, die zwar nicht unbedingt die Kassen füllen, aber Niveau haben“, betont Fritz Herz.

Vieles gilt es bei der Planung zu beachten. In einem Brainstorming werden die Vorschläge gesammelt. Dann kommt es darauf an, wann der Künstler Zeit hat. „Ein Jahr Vorlauf ist gang und gäbe“, beobachtet die Vereins-Chefin.

Saison für den Bauhof ist im Frühling und im Herbst. „Im Sommer gehen alle in Ferien und im Winter herrscht Weihnachtsstress und danach die stille Zeit, wo jeder seine Ruhe haben will“, erzählt Gerlinde Herz. Auch mit dem Pächter des Bauhofs muss sich der Verein abstimmen.

Es folgt: Plakate kleben, Programme verteilen... und nicht zu vergessen: das liebe Geld. Jeder Künstler legt eine Mindestgage fest, falls zu wenig Leute kommen; bei gutem Besuch erhält er 70 Prozent der Einnahmen, die übrigen 30 der Verein.

Cadolzburg ist klein und der Bauhof ebenfalls. 150 Zuschauer fasst der Raum, bei den „Tafelfreuden", die Kultur und edles Essen kombinieren, finden 80 Leute Platz, weshalb sie stets als Doppelveranstaltung über die Bühne gehen. Der Abstand von der Bühne zur ersten Reihe beträgt gerade einen Meter, bis zur letzten Reihe sind es nicht einmal zehn. Kabarettisten und Literaten wissen die intime Atmosphäre sehr zu schätzen.

Natürlich waren Lokalmatadoren wie Bernd Regenauer, Sigi Zimmerschied und Nessi Tausendschön zu Gast. Es gab auch Reinfälle: gerade 40 Besucher bewunderten das Puppentheater von „Tristans Compagnons". „Die Leute haben das für Kindertheater gehalten, das Stück hieß ja auch ,Hänsel und Gretel‘, auch wenn es für Erwachsene konzipiert war“, sagt Fritz Herz.

In zehn Jahren hat sich ein Stammpublikum etabliert, die meisten kommen aus Cadolzburg und Umgebung, manchmal auch aus Fürth, Nürnberg und Erlangen, viele befinden sich in den Fünfzigern und Sechzigern. Auch Ältere kommen gern, Jüngere verirren sich eher selten in den Bauhof. Sorgen machen sich die Veranstalter deswegen nicht. „Was wir uns zum Ziel gesetzt hatten, das haben wir erreicht“, bilanziert Gerlinde Herz. „Und so machen wir nun weiter.“

„Jubiläums-Kulturfest“ in der Bauhofscheune am Sonntag, 9. September, ab 11 Uhr. Karten bei Schreibwaren Fürsich-Bayer, Hindenburgstraße 26, Telefon: (09103)2492. Infos unter www.kulturbauhof.de

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