Dorfwette am Vorlesetag: Die Wilhermsdorfer sind gefragt

9.11.2019, 21:00 Uhr
Dorfwette am Vorlesetag: Die Wilhermsdorfer sind gefragt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mehr als 10.000 Bücher auf 170 Quadratmetern über zwei Etagen, diverse E-Medien noch dazu: Für die Bücherei einer Gemeinde wie Wilhermsdorf, die gerade 5200 Einwohner zählt, ist das recht ordentlich, findet Leiterin Marion Däumler. 500 aktive Nutzer zählt die Einrichtung; gemessen daran, dass an vielen Ausweisen eine ganze Familie hängt, dürften noch einige mehr von der Einrichtung profitieren.

Um auch die zu erreichen, die nicht zum Stammpublikum zählen, haben Marion Däumler und ihre Kolleginnen Elke Rückerl und Heidi Weinmann den Bürgermeister mit ihrer Dorfwette herausgefordert. 

Am 15. November wird der Bürgersaal zum Schauplatz eines Vorlese-Marathons. Das Programm beginnt um 8 Uhr. Es geht im 20-Minuten-Takt bis 18 Uhr. Bürgermeister Uwe Emmert hat seine Vorleseliste bereits zusammen. Fehlen noch die 500 Besucher, die das Büchereiteam um Marion Däumler ins Haus holen möchte. Ein hoch gestecktes Ziel, wie sie einräumt, müsste doch rein rechnerisch jeder zehnte Wilhermsdorfer vorbeischauen und zuhören. Wer seine Wette verliert, fährt am Trinitatismarkt, 24. November, Besucher in einer Rikscha spazieren.

"Wir haben uns mit unserem Anspruch, 500 Leute zu gewinnen, sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Aber es wäre nicht wirklich was Besonderes gewesen, hätten wir bloß 50 oder 100 Leute angepeilt", sagt Marion Däumler.

Für den Vormittag gebe es bereits Zusagen von allen vier Kindergärten im Ort, von neun Klassen aus der Grund- und Mittelschule, auch die Kinder der Mittagsbetreuung schauen vorbei. Im Nachmittagsprogramm lesen die Nürnberger Autoren Monika Martin (14 Uhr) und Jan Beinßen um 15.40 Uhr. Das Büchereiteam hofft, dass sie noch einmal viele Zuhörer anlocken. "Wir verstehen die Aktion als Leseförderung der besonderen Art. Die Tatsache, dass jedes fünfte Kind nicht richtig lesen kann, weil es am Leseverständnis fehlt und bereits 40 Prozent der Eltern ihren Kindern selten oder gar nicht mehr vorlesen, hat uns dabei bestärkt."

Bürgermeister Uwe Emmert betont: "Gerade in Wilhermsdorf, wo wir nicht das riesige Freizeitangebot vorhalten können, ist eine Bücherei wichtig, um jedem zu ermöglichen, an Lektüre zu kommen." Er persönlich lebe in einer "Lesefamilie": "Über jeder Tür, im Flur, wo immer Platz ist, ist ein Regal angebracht. Wenn ich mal Zeit habe, bediene ich mich unseres privaten Bestandes, bevorzugt Krimis. Unsere Urlaubsziele habe ich oft über die Büchereien kennengelernt. Unser erster Weg führte dorthin, meine Tochter hat sich eine Handvoll Bücher ausgeliehen, ein paar Tage später waren wir wieder dort, um die nächsten zu holen."

Die Vorleseliste füllte sich rasch

Die Vorleserliste sei gar nicht so schwer zu füllen gewesen. Als er eine Rundmail mit 40, 50 Empfängern losgeschickt habe, stand sie innerhalb einer Woche. Zuerst hat sich Dekan André Hermany angemeldet. "Auch sonst kommt viel Prominenz zu unserem Vorlesetag, der Landrat, Landtagsabgeordnete, Pfarrer, auch die Lesepaten der Schule, vornehmlich ältere Damen, sind mit von der Partie."

"Am meisten freuen würde es mich, wenn wir beide unsere Wette gewinnen", sagt Emmert. "Aber in die Pedale treten werde ich am Sonntag des Trinitatismarktes so oder so." Schließlich geht es bei den Rikscha-Fahrten auch um den guten Zweck: Die Spenden, die gesammelt werden,
sind für die gemeindliche Bürgerstiftung reserviert, die Bedürftige unterstützt.

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