Gegner des geplanten Hotelbaus

BI Oberasbach: "Ein Hotel bringt mehr Verkehr und Lärm"

4.7.2019, 21:00 Uhr
Vor dem großen Protestschild an der Oberasbacher Jahnstraße stehen Stephan Zeilinger (links) und Christian Bloß. Die beiden Sprecher der Bürgerinitiative wünschen sich eine offene Debatte über das Hotelprojekt in ihrer Stadt.

© Hans-Joachim Winckler Vor dem großen Protestschild an der Oberasbacher Jahnstraße stehen Stephan Zeilinger (links) und Christian Bloß. Die beiden Sprecher der Bürgerinitiative wünschen sich eine offene Debatte über das Hotelprojekt in ihrer Stadt.

Herr Bloß, Sie hatten in der jüngsten Stadtratssitzung drei Minuten Zeit, das Anliegen der Bürgerinitiative (BI) zum geplanten Hotelbau vorzutragen. Eine sofortige Antwort erhielten Sie von Bürgermeisterin Birgit Huber nicht, nur eine schriftliche Erwiderung wurde Ihnen zugesagt. Wie ging es Ihnen dabei?

Christian Bloß: Ich wurde so behandelt, wie die BI zumeist behandelt wird: Wir sind lästig. Ich konnte auch beobachten, wie einige Stadträte mich mit Ignoranz gestraft haben. Sie beschäftigten sich während meiner Redezeit mit ihren Handys oder Laptops. Inzwischen haben wir eine schriftliche Antwort erhalten.

Und was steht in dem Antwortschreiben?

Stephan Zeilinger: Es ist eher unverbindlich. Wir kennen weiterhin das Verkehrsgutachten für das Projekt nicht, wir haben keine Information darüber, wann unsere Einsprüche behandelt werden, wir wissen nichts über eine Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Lärmgutachten gibt es unseres Wissens nach auch nicht. Und wir warten immer noch auf die Informationsveranstaltung, die eigentlich schon für den 14. März angekündigt war und dann abgesagt wurde.

Der Widerstand gegen das Hotelprojekt des Investors Murat Baydemir ist in Oberasbach stetig gewachsen. Wie viele Menschen unterstützen die BI?

Bloß: Wir haben über 100 Mitglieder und fast täglich kommen neue hinzu.

Zeilinger: Wir stellen aber auch fest, dass viele Menschen nichts über den geplanten Bau zwischen Bahnlinie, Bachstraße und Sportzentrum wissen. Oder auch denken, das sei alles schon in trocknen Tüchern. Deshalb hatten wir zu einer Information eingeladen. Trotz Rekordhitze und vieler Parallelveranstaltungen sind 100 Bürger gekommen.

Gerüchte sagen, dass es gegen die Hotelpläne so viele Einsprüche von Bürgern gibt wie selten bei einem Oberasbacher Vorhaben. Hat die BI mit vorformulierten Schreiben geholfen?

Zeilinger: Angeblich sollen rund 200 Einsprüche bei der Stadt vorliegen, die genaue Zahl kennen wir nicht. Jedes der Schreiben ist individuell, wir haben nicht einfach Kopien unterschreiben lassen. Wir wollten das bewusst nicht machen, denn jeder hat seine Sicht der Dinge.

Bloß: Nehmen wir nur die Gärtnerei Ascher. Diese grenzt fast direkt an das Hotel an und würde durch den rund 20 Meter hohen Bau verschattet. In die Gewächshäuser käme nicht mehr ausreichend Sonnenlicht. So etwas ist existenzgefährdend.

Was ist eigentlich Ihre Hauptkritik an dem geplanten Bau?

Zeilinger: Verkehr und Lärm: Um zu dem künftigen Hotel zu gelangen, führt der Weg entweder durch Tempo-30-Zonen in Wohngebieten wie Rehdorf und den Altort, durch enge Straßen wie die Rudolfstraße oder über sowieso schon stark belastete Strecken: Bahnhof-, Hainberg- oder Jahnstraße müssen noch mehr Verkehr aufnehmen.

Warum warten Sie nicht einfach das Verkehrsgutachten ab?

Bloß: Wir wissen, dass es schon zwei Verkehrsgutachten gibt. Doch wir dürfen sie nicht lesen.

Zeilinger: Das lässt vermuten, dass sie nicht allzu positiv für die Stadt und den Investor ausgefallen sind.

In unmittelbarer Nähe liegt der S-Bahn-Halt Oberasbach. Für einen Übernachtungsbetrieb erscheint das doch eigentlich ideal, oder?

Zeilinger: Ja, das wird immer wieder gesagt. Aber wir glauben nicht wirklich, dass allzu viele Gäste mit der Bahn anreisen würden.

Bloß: Geschäftsreisende kommen für gewöhnlich mit dem Firmenwagen. Familien, die den FunPark besuchen wollen, haben viel Gepäck dabei und fahren deshalb Auto.

Zeilinger: Und dann ist ja da auch noch die geplante Veranstaltungshalle für rund 1100 Personen oder sogar mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in Abendgarderobe zu einer Veranstaltung mit der Bahn fährt. Er steigt lieber in den gut klimatisierten Pkw.

Sie sprachen von Lärm. Was für Ängste treiben die Bürger um?

Zeilinger: In der Projektbeschreibung heißt es, die Außenanlagen laden zum Verweilen ein. Hotelgäste, Raucher und Veranstaltungsbesucher werden das natürlich nutzen und sich gerne im Freien aufhalten. Einmal im Jahr Kärwa, damit haben die Nachbarn normalerweise kein Problem, im Gegenteil, sie freuen sich darauf, aber jedes Wochenende Lärm: Das geht gar nicht.

Bloß: Es heißt oft, Oberasbach liege im Dornröschenschlaf, aber genau deshalb wohnen die Menschen gern hier. Wir haben hier ein ländliches Flair und zugleich eine stadtähnliche Infrastruktur. Der Naherholungswert ist gut und unsere Veranstaltungen können sich sehen lassen.

Dass viel Fläche versiegelt würde, ist einer Ihrer weiteren Kritikpunkte. . .

Bloß: Wir wollen keine zubetonierte Großstadtwüste.

Zeilinger: Rund 30 000 Quadratmeter jetzt für die Biolandwirtschaft genutzte Fläche würden verschwinden. Die Behauptung, hier handele es sich um intensive Landwirtschaft, stimmt übrigens nicht.

Könnten Sie mit einem Kompromiss leben: einem kleineren Hotel oder vielleicht Wohnbebauung?

Bloß: Ein Hotel wird von unseren Mitgliedern generell abgelehnt, aber wir sind keine Nein-Sager und arbeiten an Alternativ-Vorschlägen.

Zeilinger: Bevor man hier ein neues Baufeld aufmacht, sollte man für die Wohnbebauung erst die vielen Baulücken in der Stadt schließen.

Was wünschen Sie sich von der Stadt?

Zeilinger: Nicht nur unverbindliche Zusagen, sondern Transparenz. Wir wünschen uns dringend die seit langem angekündigte Informationsveranstaltung, bei der alle Gutachten in ihrer Ursprungsform auf den Tisch gelegt werden.

Denken Sie bereits über ein Bürgerbegehren nach?

Zeilinger: Wenn nötig, sind wir dazu bereit.

Wer mehr über die Initiative wissen möchte: www.bi-oas.de

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