Ein Ticket, zwei Bäder: Bibertbad-Besuch wird teurer

27.4.2019, 10:00 Uhr
Ein Ticket, zwei Bäder: Bibertbad-Besuch wird teurer

© Thomas Scherer

Geht es um Gebührenerhöhungen, heißt es in der Amtssprache gern, die Gebühren würden angepasst, korrigiert oder überarbeitet. Sie sprechen davon, den Tarifdschungel der Bibertbad-Eintrittspreise radikal auszuforsten, warum?

Ein Ticket, zwei Bäder: Bibertbad-Besuch wird teurer

© Thomas Scherer

Die bisherige Struktur ist hochkomplex. Wir haben vor der Entscheidung im städtischen Bäderausschuss eine Liste aller möglichen Eintritts-Varianten zusammengestellt, allein fürs Hallenbad waren es 16: Drei verschiedene Zeitkarten, Zwölferkarten, Saisonkarte oder Familientickets — deshalb Tarifdschungel. Den wollen wir möglichst einfach strukturieren.

 

Wie einfach?

Ziemlich, würde ich sagen. Vorneweg muss ich klarstellen, dass die Preise vorerst nur Saisonpreise für die Zeit von Mai bis September sind. Bisher bezahlte man entweder fürs Hallenbad oder fürs Freibad. Ab Mai laufen Frei- und Hallenbad im Parallelbetrieb. Dafür gibt es ab 4. Mai nur noch Tagestickets, dann aber für die komplette Badelandschaft.

 

Und am Ende läuft es doch auf eine saftige Gebührenerhöhung hinaus, oder etwa nicht?

Ich gebe Kritikern recht, wenn sie nur das neue Tagesticket zu 6 Euro betrachten und mit der Tageskarte im Freibad vergleichen. Sie kostete vergangenes Jahr noch 4 Euro. Also sagen viele, wir erhöhen um 50 Prozent. Aber so vergleicht man Äpfel mit Birnen, denn das Ticket für 4 Euro galt nur fürs Freibad, jetzt gilt es auch fürs Hallenbad. Das ist doch ein erheblicher Mehrwert.

 

Ein Mehrwert, den jeder mitzahlen muss, gleich, ob es ihn sommers in die Schwimmhalle zieht oder nicht. Fraglich, ob das alle als Mehrwert schätzen, finden Sie nicht?

Das bleibt abzuwarten. Unser eigentlicher Hintergrund ist: Wir öffnen im Sommer auch das Hallenbad, das macht uns wetterunabhängiger. So erhoffen wir uns auch eine Entzerrung, denn wenn sich im Freibad 1000 Gäste am Tag tummeln, sind die Becken oft völlig überfüllt. Familien mit Kleinkindern dürften an heißen Tagen das Nichtschwimmerbecken im Inneren gern nutzen, weil es die Kinder vor der Sonne schützt.

Sie berichten von einem "kleinen Erdbeben", das Sie erlebten, als erste Infos zu den neuen Preisen publik wurden. Was verärgert die Kundschaft?

Ich habe zum Beispiel mit einer Rentnerin gesprochen, die auch die 6 Euro kritisierte. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass es weiter ermäßigte Tarife geben wird, die nicht nur für Kinder ab 6 Jahren und Behinderte, sondern auch für Rentner gelten. "Und kleine Kinder?", fragte sie dann. Unter sechs Jahren sind sie jetzt frei, bisher zahlen 3- bis 5-Jährige einen Euro. "Das ist ja schön", so ihre Reaktion. Im Detail betrachtet, relativiert sich die Diskussion um Preiserhöhungen auch etwas. Saunagänger zum Beispiel profitieren durchweg.

 

Inwieweit?

Hier bleibt es bei drei von bisher fünf Varianten für verschieden lange Aufenthalte, aber der Saunagast bucht bei gleichem Preis grundsätzlich das komplette Bad mit.

 

Zurück zu den Schwimmern: Ein Haken für viele ist beispielsweise, dass der Feierabendtarif zu 3 Euro ab 16.30 Uhr entfällt . . .

Es gibt tatsächlich viele, die nach der Arbeit teils mehrmals wöchentlich diesen Tarif nutzen. Sie können über die neuen Geldwertkarten profitieren: Bei der 200-Euro-Wertkarte gibt es 20 Prozent Nachlass auf den Eintritt: So reduziert sich der Preis fürs Tagesticket Erwachsener auf 4,80 Euro. Im ermäßigten Tarif sind es dann 3,20 Euro.

 

4,80 statt 3 Euro fürs Feierabendschwimmen, das ist satt erhöht . . .

Es stimmt natürlich: Die neue Tarifstruktur bedeutet für alle Gäste – außer für Kinder bis 6 Jahre und Saunagäste – letztlich gestiegene Eintrittspreise, aber eben auch ein größeres Angebot. Über Geldwertkarten oder Saisonkarten wird die Preissteigerung relativiert. Durch den Wegfall der Individualtarife wie dem für Feierabendschwimmer ist die Anpassung merklich, für die klassischen Tagesgäste und Familien jedoch im Rahmen. Mit der Saisonkarte kommen Erwachsene zum Beispiel ab dem 44. Besuch gratis ins Bad.

 

Was ist während der sechs Wochen vom 27. Juli bis 1. September, wenn das Hallenbad wegen der alljährlichen Revisionsarbeiten schließt, wird’s dann wieder günstiger?

In dieser Zeit ist das Angebot eingeschränkt, wir können die Tarife nicht jeder Einzelsituation anpassen. Wir fahren den Preis ja auch nicht zurück, wenn es in der Freibad-Saison wochenlang nur regnet.

 

Und nach der Freibadsaison gibt es wieder einen neuen Preiskatalog?

Definitiv beibehalten wollen wir die vereinfachte Tarifstruktur. Denn je individueller, desto unübersichtlicher und desto unzufriedener ist die breite Masse. Sollte sich erweisen, dass im Sommer keiner ins Hallenbad geht, werden wir den Parallelbetrieb freilich auch wieder lassen.

 

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