Eine Jugend im Zeichen des Weltkrieges

16.5.2008, 00:00 Uhr
Eine Jugend im Zeichen des Weltkrieges

© Winckler

Indem er seine Erfahrungen aufzeichnete, kann er zur Aufarbeitung eines wichtigen Kapitels der Zeitgeschichte beitragen. Im Städtebilder-Verlag von Lothar Berthold sind Engels Notizen unter dem Titel «Zwischen Jugendlager und Kriegsgefangenschaft» erschienen.

Fürther Kriegsreportagen Band 1 ist die von der Fürther Geschichtswerkstatt herausgegebene Dokumentation überschrieben. Werner Engel ist selbst Mitglied der Geschichtswerkstatt, die sich bisher vor allem mit der Fürther Lokalgeschichte befasste. Bei ihren Treffen reifte der Plan, autobiografische Kriegsreportagen mehrerer Autoren herauszugeben. Das von Werner Engel zusammengetragene Material war jedoch so umfangreich, dass man sich dazu entschloss, dieses als eigenen Band zu publizieren, dem ein weiterer folgen soll.

Indem der Krieg ungeschminkt am persönlichen Beispiel dargestellt wird, bereitet der Autor den Boden für Pazifismus. Seine Aufzeichnungen beginnen mit Berichten über Ferienlager während der Schulzeit und reichen bis in die Nachkriegszeit hinein. Zwischen die autobiografischen Episoden hat Engel Nachdenkliches eingestreut, mit dem er den Lesern etwas zum Knabbern gibt. Reizvoll ist der Dokumentarband durch seine zahlreichen Fotos, die Engel mit einfachsten Mitteln an den Schauplätzen seines Lebens gemacht hat. Sie helfen dem Leser beim Nachempfinden des Geschriebenen.

Zu den Besonderheiten gehören das in Originalreproduktion wiedergegebene Tagebuch einer Jugendfahrt und Briefe aus der Kriegsgefangenschaft in Sütterlinschrift. Zum Verständnis des Gesamtwerkes sind sie jedoch eher nebensächlich. Wie ein Leitmotiv zieht sich Engels Interesse an Fremdsprachen durch den Text. Einen Namen gemacht hat sich Engel durch die Übersetzungen der Chronik von Visoko von Ivan Tavcar, des Partisanentagebuches Der Melder von Kreta und Pascha Tumanov von M. Artsibaschew.

Hinter Kulissen

Engel berichtet nicht nur Fakten, er interpretiert zugleich und blickt hinter die Kulissen. Zur anfänglichen Kriegsbegeisterung notierte er: «Obwohl wir daheim Remarques ,Im Westen nichts Neues‘ hatten - die Angst der Jugend, man könnte etwas versäumen, wog noch schwerer.» Es sind gerade die zwischenmenschlichen Aspekte, denen Engel breiten Raum lässt und die den Leser ansprechen. In ihnen wird die Tragik des Krieges greifbar. Der erste Teil der Kriegsreportagen ist lehrreicher Stoff, in den man sich vertiefen kann.

Die Lektüre macht Appetit auf mehr. Der 2. Teil der Fürther Kriegsreportagen mit Beiträgen von Benno Schedel, Kalypso Amaranth Stuber, Ferdinand Vitzethum, Raimund Wernder u. a. ist in Vorbereitung.

VOLKER DITTMAR

Werner Engel: Zwischen Jugendlager und Kriegsgefangenschaft, Dokumente aus dem Leben eines Fürthers vom Jahrgang 1921, Fürther Kriegsreportagen, Teil 1. Herausgegeben von der Fürther Geschichtswerkstatt im Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth von Lothar Berthold, Schwabacher Straße 17, 90762 Fürth. Erhältlich im Buchhandel, 115 Seiten, 18 Euro.