Paten gesucht

Erste Hilfe im Raum Fürth: Noch fehlen viele lebensrettende Defis

Birgit Heidingsfelder

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16.4.2023, 11:00 Uhr
Defibrillatoren können mit einem Stromstoß Leben retten.

© Foto: Anestis Aslanidis Defibrillatoren können mit einem Stromstoß Leben retten.

250 öffentlich zugängliche Defibrillatoren wären in Stadt und Landkreis nötig, um eine bestmögliche Erstversorgung bei Herz-Kreislauf-Stillstand zu gewährleisten. Aktuell gibt es acht. Doch es werden mehr. Verbessern werden sich die Überlebenschancen der Notfall-Patienten auch mit einer App, die bald an den Start geht.

Die Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth (AGNF) hat mit Partnern im Herbst 2022 das Projekt "Fürth schockt" ins Leben gerufen. AGNF–Vorsitzender Klaus Meyer sagte damals, von 150 AED (Automatisierten externen Defibrillatoren) in Stadt und Landkreis befinde sich das Gros in Arztpraxen, Firmen, Einkaufszentren – kurzum: in Räumen mit begrenzten Öffnungszeiten. Rund um die Uhr komme man nur an einen sehr kleinen Bruchteil ran.

Ziel der Kampagne ist es, dafür zu sorgen, dass AED 24 Stunden am Tag erreichbar sind. Im Idealfall braucht man laut Meyer in Stadt und Landkreis Fürth 250 Stück. Für eine flächendeckende Versorgung rechnen Experten mit maximal 250 Metern zwischen Unglücksort und Defi.

Vorhandene Geräte sollten also neue Standorte bekommen – im Freien, gut sichtbar in wettergeschützten, beheizbaren Boxen. Neuanschaffungen werden von vornherein so platziert. Meyer hoffte im ersten halben Jahr auf weitere 40 AED. Die Zeit ist um, das Ziel nicht erreicht.

Für jeden Defi muss die AGNF Paten gewinnen, die die Finanzierung übernehmen. Denn bei vier Einsatzjahren fallen für Anschaffung, Aufbau und Wartung rund 4500 Euro an. Möglich sind Einmal- oder Ratenzahlungen einer Firma, eines Vereins oder auch einer Gruppe von Privatleuten an die AGNF als Vertragspartner, die sich dann um alles kümmert.

Wie Projektmitarbeiter Sebastian Raps erklärt, gibt es momentan acht rund um die Uhr erreichbare AED in Stadt und Landkreis. Sie befinden sich in Fürth am Bahnhofplatz (Busfahrerhäuschen), bei der Infra (Humbserstraße), bei der SpVgg Greuther Fürth (2) unter anderem am Tickethäuschen an der Nordkurve, bei der ABF-Apotheke (Gebhardtstraße), beim Audi-Zentrum in der Schwabacher Straße, bei der Freiwilligen Feuerwehr Vach und im Landkreis am Cadolzburger Bahnhof.

In den nächsten Wochen kommen 14 hinzu. Eingerechnet sind ein Vorhaben der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach, einen AED am Espan zu platzieren und Anschaffungen der Kommunalen Allianz Biberttal-Dillenberg für die Mitgliedsgemeinden Ammerndorf, Cadolzburg, Großhabersdorf, Oberasbach, Roßtal und Stein. Was Raps freut: Die dann vorerst 22 Geräte verteilen sich zur Hälfte auf die Stadt und den Landkreis Fürth.

Meyer und Raps berichten, die Kampagne "Fürth schockt" sei zäh angelaufen, komme jetzt aber auf Touren. Beide möchten mehr, zeigen sich aber zufrieden. Es gebe ein reges Interesse von Unternehmen an den Patenschaften, die sich meist für die Einmalzahlung entscheiden, sagt meyer, der über mehr Resonanz von Hausverwaltungen froh wäre.

Neue Lebensretter-App schickt Fachkräfte zum Notfallort

Voran geht es bald bei der zweiten Komponente von "Fürth schockt". Nach Freiburger Vorbild wird Fürth im Mai unter der Schirmherrschaft von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann "Region der Lebensretter" und damit Vorreiter in Nordbayern.

Im Notfall erhalten medizinisch ausgebildete Ersthelfer wie Ärzte, Apothekerinnen oder Pflegekräfte, die sich nahe dem Notfallort aufhalten, dort etwa wohnen oder arbeiten, über die Leitstelle einen Alarm auf ihr Handy. Sie können so schneller als der Rettungsdienst mit der Reanimation beginnen. Laut Meyer sind aktuell für 100 "qualifizierte Ersthelfer" – BRK- und Feuerwehrleute – Schulungen vorgesehen.

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