Flüchtlinge: ZDF stellt Fürth als Positivbeispiel vor

30.8.2016, 13:50 Uhr
Dunja Hayali, Hauptmoderatorin des ZDF-Morgenmagazins.

© dpa Dunja Hayali, Hauptmoderatorin des ZDF-Morgenmagazins.

In einigen Monaten wird es wohl ein Wiedersehen geben, das kündigt Dunja Hayali am Ende des Interviews an: "Es ist schon spannend zu sehen, wie sich eine Stadt entwickelt." Ein "Positivbeispiel" nennt sie Fürth - und als das gilt es im ZDF bereits seit Beginn der Flüchtlingskrise. Schon im Herbst 2015 und im April 2016 hatte das "Morgenmagazin" Sozialreferentin Elisabeth Reichert ins Nürnberger Studio (samt Kaiserburg-Kulisse) gebeten und sich von ihr berichten lassen, wie die Fürther die Herausforderungen meistern.

Dunja Hayali, die für ihre objektive Berichterstattung in der Flüchtlingskrise im Februar mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde und mit ihrer Dankesrede beeindruckte, will diesmal von Reichert wissen, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel Recht hatte, als sie sagte: "Wir schaffen das". Damals, so Reichert, wusste man das wohl nicht so genau. "In der Praxis sieht es so aus, dass sehr viele Menschen mithelfen, damit wir das Ziel erreichen, die Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, auch zu integrieren."

Rund 500 Menschen engagieren sich zurzeit in Fürth für Flüchtlinge, verschiedenste Initiativen und auch die Kirchengemeinden helfen mit, wofür sich die Referentin dankbar zeigt. Die Freiwiligen werden gebraucht: Nach der reinen Unterbringung und Erstversorgung hat sich der Schwerpunkt der Flüchtlingshilfe auf Projekte verlagert, die die Integration fördern.

Der Großteil der Asylbewerber in Fürth - 90 Prozent - leben nämlich nun schon länger in der Stadt. Im früheren Möbelhaus Höffner, einer Erstaufnahmeeinrichtung, dagegen sind viele Betten leer. Aktuell sind dort rund 200 Menschen untergebracht, im Herbst 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, waren es 800. Insgesamt leben in Fürth zurzeit laut dem Beitrag rund 1600 Asylsuchende, die auf Anerkennung ihres Asylantrags hoffen.

Sicherheitsprobleme gebe es in Fürth nicht, sagt Reichert. Die Zahl der Straftaten, die Flüchtlingen zugeordnet werden, sei auf demselben Niveau wie in der restlichen Fürther Bevölkerung, also nicht auffällig.

Ein Sozialpädagoge für 220 Menschen

Probleme sind eher die Versorgung mit Wohnraum -  weil sie keine Wohnung finden, leben viele anerkannte Asylbewerber weiterhin in Gemeinschaftsunterkünften, obwohl sie längst ausziehen könnten - und die ungenügende Betreuung durch Sozialpädagogen. Aktuell kümmert sich ein Sozialpädagoge um 220 Asylbewerber. Damit sei es kaum möglich, Flüchtlinge adequat zu begleiten, damit Integration gelingt, klagt Reichert. Das Bemühen der Stadt um mehr Stellen für Sozialpädagogen habe bei der Regierung von Mittelfranken leider keinen Erfolg gehabt.

Hoffnung mache, dass die Bundesregierung sozialen Wohnungsbau wieder fördere. In Fürth, berichtet Reichert, sollen in den nächsten drei Jahren 700 neue Wohnungen entstehen - nicht nur für Flüchtlinge: Auch für die einheimische Bevölkerung, betont sie, ist es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Oberbürgermeister Thomas Jung habe sich persönlich dahintergeklemmt, so Reichert.

Mit der recht ungewöhnlichen Unterbringung von Flüchtlingen in einem leer stehenden Möbelhaus war Fürth 2014 und 2015 in den Fokus der Medien gerückt. Hinzu kam, dass sich rasch sehr klare Strukturen für die Flüchtlingshilfe aufbauten. Das Magazin Stern stellte die Stadt als positives Beispiel vor, und Sozialreferentin Elisabeth Reichert sowie Sozialamtschefin Michaela Vogelreuther waren zum Thema Flüchtlinge mehrfach Gast im ZDF-Morgenmagazin und in Günther Jauchs Talkrunde.