Bittere Absage

Fürth winkt ab: Keine Kirchweih - aber auch kein abgespecktes Herbstvergnügen

19.8.2021, 13:42 Uhr
Im vergangenen Jahr drehte sich im Rahmen des „Herbstvergnügens“ mit Maskenpflicht noch das Riesenrad auf der Fürther Freiheit, auch andere Fahrgeschäfte durften – mit gehörigem Abstand zueinander – hier Station beziehen. Doch auch daraus wird in diesem Jahr nichts. 

© Hans-Joachim Winckler Im vergangenen Jahr drehte sich im Rahmen des „Herbstvergnügens“ mit Maskenpflicht noch das Riesenrad auf der Fürther Freiheit, auch andere Fahrgeschäfte durften – mit gehörigem Abstand zueinander – hier Station beziehen. Doch auch daraus wird in diesem Jahr nichts. 

Beide Veranstaltungen seien wegen des in Bayern "weiterhin gültigen Verbots von Großveranstaltungen im Rahmen der Corona-Pandemie" nicht möglich, sagte der zuständige Wirtschaftsreferent der Stadt Fürth, Horst Müller, am Donnerstag auf Anfrage der Fürther Nachrichten.

Dass die "Königin der fränkischen Kirchweihen", so der Beiname der Fürther Kärwa, mit ihren bis zu zwei Millionen Besuchern nicht wie üblich über die Bühne gehen kann, war dabei im Grunde klar – zumal alle anderen bayerischen Volksfeste längst abgesagt worden waren; nur die größten Optimisten hatten sich noch ernsthaft Hoffnungen gemacht.


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Auch Müller räumt ein, das sei an Ende dann "leider unumgänglich" gewesen. Durchaus überraschend kommt hingegen für Außenstehende, dass selbst eine abgespeckte Alternative, wie das "Herbstvergnügen" des vergangenen Jahres, in Fürth nicht in Frage kommt.

Doch auch jegliche "Kärwa light", so Müller nach den Gesprächen, die er diese Woche mit dem Gesundheitsamt geführt hat, sei "schlichtweg nicht darstellbar". Die aktuell geltenden, strikten Infektionsschutzregeln hätten ein vom Marktamt entwickeltes Schutz- und Hygienekonzept ausgehebelt.

Nötig geworden wäre – im Unterschied zum Vorjahr – eine Einzäunung der dafür vorgesehenen Areale auf der großen und der kleinen Freiheit sowie auf dem Hallplatz – samt akribischer Einlasskontrollen und Kontaktnachverfolgung. Zudem hätten sich insgesamt maximal gerade einmal 550 Menschen darin aufhalten dürfen – denn erlaubt ist nur eine Person auf zehn Quadratmetern. Beim "Herbstvergnügen" 2020 habe man an schönen Tagen "bis zu 5000 Besucher" gezählt.


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Nur noch ein Zehntel davon: Das, sagt Müller, sei wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll – zum einen für die Stadt, die ganz erheblich draufzahlen müsste, dies aber nach seinen Worten wohl noch geleistet hätte. Doch auch das Lager der Schausteller habe in den jüngsten Gesprächen den Daumen gesenkt: Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis mehr. Anders als etwa bei der Ersatzveranstaltung auf dem Nürnberger Volksfestgelände, wo mehr Platz zur Verfügung stehe.

Müller, der den inoffiziellen Ehrentitel "Kärwareferent" mit sichtlichem Stolz trägt, macht aus seiner Verbitterung kein Hehl. "Mir blutet das Herz", sagt er. Der Wirtschaftsreferent, selbst der CSU angehörig, blickt mit Unverständnis auf die rigiden Beschränkungen im Freistaat: "An einer Garnitur im Biergarten dürfen zehn Leute sitzen, bei einer Kulturveranstaltung dann aber nur vier – das soll mir mal ein Mensch erklären."

Dass die Regeln dieses Jahr "bei insgesamt weit besseren Rahmenbedingungen als 2020" noch strenger geworden sind, sei für ihn "absolut nicht nachvollziehbar". Unter diesen Vorzeichen sogar eine, wie er findet, "vernünftige Ersatzveranstaltung" abblasen zu müssen, das sei "zum einen für die Bevölkerung sehr traurig und zum anderen für die Schausteller existenzbedrohend".

Das bestätigt Helmut Dölle, örtlicher Sprecher des Süddeutschen Schaustellerverbands und seit vielen Jahren einer der agilsten Beschicker der Kärwa. "Für uns Schausteller sieht es sehr, sehr bitter aus", sagt er und prophezeit: "Die Fürther Kirchweih und auch andere Feste werden nicht mehr so aussehen wie bisher, das wird sich dramatisch ändern."

Denn zum einen würden sich viele seiner Kollegen nicht mehr in diesem Ausmaß engagieren und zweite Standbeine suchen, zum anderen werde es eklatant an Personal fehlen, das sich mangels Beschäftigung anderweitig orientiert. Lobend äußert sich Dölle über die Stadt, die viel Unterstützung angeboten habe. Aber auch er und seine Mitstreiter seien zu der Erkenntnis gelangt: Unter den derzeitigen Umständen lohne sich eine Kirchweih nicht. "Wer will denn da noch Geld verdienen?"