Fürther OB: "Jetzt helfen wir der Kofferfabrik"

19.4.2021, 09:35 Uhr
Fürther OB:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Fortbestand der Kofferfabrik rückt überraschend in greifbare Nähe. Auf dem Tisch liegt ein Angebot des Eigentümers, der Nürnberger Lauer Immobilien-Service GmbH – ein Angebot, das auch "Koffer"-Chef Udo Martin als "gute Nachricht in diesen seltsamen Zeiten" bezeichnet.

Im Klartext: Lauer wäre bereit, vier Jahre lang auf sämtliche Mieteinnahmen zu verzichten. Diese Einnahmen sollen an die Stadt als neuer Zwischenvermieter des Kulturzentrums in der Langen Straße gehen.

Im Gegenzug übernimmt die Stadt die dringendsten, zur Aufrechterhaltung des Betriebs nötigen Renovierungsarbeiten an der 140 Jahre alten Immobilie und entlässt den Eigentümer aus der Haftung. Simples Beispiel: Trifft ein Dachziegel einen "Koffer"-Gast, stünde nicht mehr Lauer in der Verantwortung, sondern die Stadt.

Mindestens vier Jahre

Eine Anfrage der FN, Details dieses Deals betreffend, ließ Lauer am Wochenende unbeantwortet. OB Thomas Jung bestätigt jedoch, dass die Eigentümerfamilie beim Ortstermin mit ihm vor wenigen Tagen diesen Vorschlag unterbreitet habe.

Jung plädiert für einen Mietvertrag "für mindestens vier Jahre"; ein kleineres Zeitfenster lohne sich nicht mit Blick auf den finanziellen Aufwand für die Sanierungsarbeiten, aber auch nicht mit Blick auf die Suche nach einem neuen Standort.

Denn so viel ist aktuell klar: Lauer – Ende Februar hatte die Firma der Kofferfabrik zum 30. September gekündigt, vier Tage später jedoch einen Rückzieher gemacht – ist weiter ein Entwickler alter Fabrik-Immobilien und nicht über Nacht zur Caritas-Filiale geworden. Mit dem nun vorliegenden Lösungsvorschlag könnte die Kofferfabrik, nach Stadttheater und Comödie Fürths drittgrößter Kulturveranstalter, immerhin weiter bestehen – allerdings nur, bis der Mietvertrag ausläuft.

"Wir brauchen Klarheit"

Noch am Dienstag hatte Jung, wie berichtet, den Unterzeichnenden der Petition "Kofferfabrik muss bleiben" in einer schriftlichen Stellungnahme wenig Aussichten auf eine gute, zeitnahe Lösung gemacht. Das klingt inzwischen anders. Richtig sei, dass dem Rathaus Bildmaterial über die marode Bausubstanz, über statische und feuerschutztechnische Probleme vorliege. Die in Aussicht stehenden Mieteinnahmen – ein mittlerer vierstelliger Betrag – könnten der Stadt jedoch helfen, auch eine etwaige größere Summe zu stemmen. Und: "In 20 Jahren haben wir kaum in die Kofferfabrik investiert. Dann helfen wir ihr eben jetzt."

Jung bleibt, dies äußerte er schon am vergangenen Mittwoch im Bauausschuss, "laienhaft optimistisch", was die Kosten der Sanierung betrifft; einen Ortstermin hierzu gibt es mit allen Beteiligten und Vertretern der Bauaufsicht am 28. April.

Gegenüber den FN sieht er die Reparatur-Dinge nun so: "Einen fünfstelligen Betrag halte ich für problemlos, einen siebenstelligen für unwahrscheinlich. Einen sechsstelligen müsste der Stadtrat abwägen." Das soll bereits im Mai geschehen, "denn wir brauchen noch vor der Sommerpause Klarheit", so der Rathauschef.

Erheblicher Zeitdruck

Ausdrücklich bedankt sich Martin bei Jung; er habe sich "vehement für die Kofferfabrik eingesetzt". Dies sei "nicht selbstverständlich bei all den anderen Problemen, die gerade auf der Tagesordnung sind". Auch dem Stadtrat dankt der "Koffer"-Chef, "besonders Grünen und Linken".

Grünen-Stadtrat Felix Geismann spricht von einem "vielversprechenden Weg", dennoch sieht er nicht geringe Hürden auf dem Weg zum Neustart des Kulturzentrums. "Die städtische Gebäudewirtschaft steht unter erheblichem Zeitdruck", mit anderen Worten: Kann angesichts randvoller Auftragsbücher noch eine weitere Sanierungsaktion im Sommer über die Bühne gehen?

Auch darauf hat Jung, der den Saisonstart der "Koffer" im September und nicht erst im Spätherbst will, eine überraschende Antwort: Sollte es eng werden, habe Lauer den hilfreichen Einsatz seiner Handwerker zugesagt.

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