Fürther Präventionsmodell gegen Alzheimer

9.8.2016, 11:00 Uhr
Fürther Präventionsmodell gegen Alzheimer

© Foto: privat

Das Erfolgsgeheimnis liegt in der Kombination von körperlicher und geistiger Bewegung. Ballspiele beim Tanzen, während gleichzeitig Denkaufgaben zu lösen sind: Die Anforderungen sind nicht gerade niederschwellig. Doch sie machen Grenzerfahrungen möglich, die dem Degenerieren der grauen Zellen Paroli bieten. „Wir haben jede Menge Spaß und lachen viel“, sagt die Sportwissenschaftlerin Claudia Böschel, die das Programm zusammen mit dem Psychologen Reinhard März auf die Beine gestellt hat.

Statt Leistungsdruck kennzeichnet eine sehr soziale Note den seit 2011 immer ausgebuchten Kurs. Vor allem, weil sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen. 50 bis 70 Jahre sind sie alt. Doch die Forschung, so Böschel, hat gezeigt, dass Prävention gegen Alzheimer bereits ab 40 sinnvoll ist. Effektiv gegensteuern kann man dem Gedächtnisverlust nach den Worten von Reinhard März vor allem dann, wenn die Leistungsfähigkeit des Gehirns erst geringfügig nachlässt. Das zeige sich in zunehmender Vergesslichkeit – ohne dass man sich dabei gleich krank fühle.

Um aufzuzeigen, wie wichtig frühzeitiges Reagieren ist, verweist März auf eine aktuelle Studie mit 631 Alzheimer-Patienten und einer 629-köpfigen Vergleichsgruppe aus Finnland. Die Untersuchung habe gezeigt, dass die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten nach einem kombinierten Training mit Aerobic und Denkanstößen deutlich zugenommen und die Anfälligkeit gegen Alzheimer markant abgenommen hat.

Auch ohne diese wissenschaftliche Bestätigung ist Claudia Böschel vom Fürther Konzept überzeugt. Allerdings würden die Erfolge mehr von der Warte der Dozenten als durch die Selbstwahrnehmung erkannt. Mehr als 20 neue Lehrkräfte werden alljährlich an der vhs Fürth ausgebildet. Sie tragen die Idee weiter in andere Erwachsenenbildungsstätten. Zwei Tage Theorie und ein Praxistag stehen auf dem Lehrplan. Im eigenen Kursaufbau können die neuen Dozenten dann selbst kreativ werden.

Zu Beginn des neuen Semesters informiert der Psychologe März beim Aktionstag Gesundheit am 17. September über die wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie über Risiko- und Präventionsaspekte der Erkrankung. Der Schlüssel zum Erfolg liegt für den Fachmann aus Fürth in möglichst frühzeitigem Reagieren.

Weil aber den meisten Patienten selbst die beginnende Beeinträchtigung gar nicht auffällt, sind Angehörige gefordert, Gegenmaßnahmen in Erwägung zu ziehen. Eine Alternative zur kombinierten Aktivierung von Körper und Geist gibt es nach den Erfahrungen von Reinhard März nicht.

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