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Fürther Schulen: Digitalisierung ist eine Mammutaufgabe

25.9.2021, 11:00 Uhr

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Im digitalen Klassenzimmer der Max-Grundig-Schule haben Tafel und Kreide ausgedient. Es gibt sie zwar noch, aber gearbeitet wird digital: Der Lehrer erstellt auf seinem Tablet das Tafelbild und wirft es mittels Hochleistungsbeamer an die Wand. Er kann Bilder und Filme zeigen, braucht dafür weder Overheadprojektor noch Videogerät. Will ein Schüler seine Arbeitsergebnisse präsentieren, verbindet er sein Tablet kurzerhand mit dem Beamer – und schon sind sie für jedermann sichtbar. Ein Beispiel, wie ein digitales Klassenzimmer funktionieren kann.

Reines Beamersystem

Bei der Frage, mit welcher Technik man arbeitet, hat sich die Max-Grundig-Schule gegen Whiteboards (interaktive Tafeln) beziehungsweise Großbildschirme und für ein reines Beamersystem entschieden. Aus Sicht von Schulleiter Thomas Schock ist es unter anderem nachhaltiger und kostengünstiger als andere Lösungen. Zudem: Die Lehrkraft kann auch von zuhause aus unterrichten, da es möglich ist, sich in das System einzuloggen und auf den Beamer zuzugreifen; eine Kamera überträgt die Bilder vom Klassenzimmer ins Homeoffice. Das erlaubt es etwa schwangeren Lehrerinnen, für die aktuell wegen Corona derzeit Schul-Betretungsverbot gilt, weiterhin zu lehren.


Fürther Schulen: Die Digitalisierung steht weit oben


Was auch zur digitalen Schule gehört: der Einsatz von cloudbasierten Lernplattformen beziehungsweise Videokonferenzsystemen. „Die Software hat es uns ermöglicht, im November 2020, im Lockdown, vollständig nach Stundenplan zu unterrichten“, erzählt Schock, dessen Schule mitten im Prozess der Digitalisierung steckt. Das heißt: Von rund 40 Räumen sind bislang zehn digitalisiert. „Bis Ende des Jahres werden alle Klassenzimmer digital ausgestattet sein“, sagt Schock. „Und auch alle Lehrer werden ein digitales Endgerät haben.“ Offen ist dann nur noch eines: Glasfaser ist bis zum Schulgebäude ge-, aber noch nicht in alle Räume verlegt. „Aber man ist da dran.“

Wie der Max-Grundig-Schule geht es vielen in Fürth: Teilweise arbeitet man noch analog, teilweise digital. Für den Sachaufwandsträger jedenfalls ist die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen ein Mammutprojekt: Die Stadt hat sich um 34 Schulen mit 38 Standorten zu kümmern. „Eine riesengroße Gemeinschaftsaufgabe“, betont Bürgermeister Markus Braun und macht deutlich, dass er bei der Finanzierung Bund wie Land dauerhaft in der Pflicht sieht.

Zwei Millionen Euro steckt die Stadt jedes Jahr in die Schul-Digitalisierung; eine Million für die Ausstattung; eine weitere, um die Infrastruktur auszubauen und Glasfaser in die Klassenzimmer zu bringen. Da Bund und Land derzeit mit rund 1,2 Millionen Euro im Jahr unterstützen, muss die Stadt per anno circa 800.000 Euro selbst aufbringen.

Alle Schulen mit Glasfaser im Keller

Und das ist der Stand der Dinge: Alle Schulen haben mittlerweile Glasfaseranschluss im Keller. 2022 beziehungsweise 2023 soll bei rund zwei Dritteln entweder die Glasfaserleitung bis in die Klassenräume verlegt oder aber zumindest eine „Grundverkabelung“ erfolgt sein, die im Ergebnis ebenfalls Internet mit höchsten Übertragungsraten erlaubt. Die „restlichen zehn, elf Schulen“ werden nach und nach angeschlossen, etwa Helene-Lange- und Heinrich-Schliemann-Gymnasium im Zuge von Neubau oder Generalsanierung.


Digitalisierung: Fürther Schulen können bald iPads verleihen


Jede Schule entscheidet selbst, mit welchen Geräten sie arbeiten möchte; je nach Schulgröße stehen jährlich zwischen 25.000 und 70.000 Euro Einkaufsbudget zur Verfügung. Die Stadt übernimmt die Geräte-Beschaffung und ist derzeit dabei, entsprechende Rahmenverträge zu vereinbaren, damit möglichst rasch geliefert werden kann. „Unser Ziel ist, dass bis 2022/2023 alle Schulen eine vollständige digitale Grundausstattung haben“, sagt Braun.

Eine große, ungeklärte Frage ist noch, wie Schulen künftig beim technischen Support unterstützt werden können. „Idealvorstellung“ wäre, dass sich der Dienstleister Kommunalbit umfassend kümmert. Um herauszufinden, welcher Rahmen sinnvoll ist, ist hier ein Modellprojekt mit der Hans-Böckler-Schule geplant, das schnellstmöglich starten soll. Ein schulexterner Dienstleister wird umso dringender sein, als die Stadt damit rechnet, dass sich die Zahl digitaler Geräte an den Schulen in Kürze verzehnfachen könnte.

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