Gesonderte Strecken?

Fürther Stadtwald: Wilde Mountainbike-Trails machen Kopfzerbrechen

28.6.2021, 06:00 Uhr
Nur Spaziergänger oder Jogger, das war einmal. Heute nutzen auch viele Mountainbiker den Stadtwald – oft aber abseits des Wegenetzes, was nicht erlaubt ist.

© Hans-Joachim Winckler Nur Spaziergänger oder Jogger, das war einmal. Heute nutzen auch viele Mountainbiker den Stadtwald – oft aber abseits des Wegenetzes, was nicht erlaubt ist.

So stellten Ordnungsamt und Stadtförsterei fest, dass zunehmend „neue, wilde Trails“ angelegt wurden, also ungenehmigte Mountainbike-Strecken, die auch präpariert werden mit Schanzen, Rampen oder sogenannten Abbruchkanten, von denen die Biker springen. Das stellt natürlich ein gewisses Sicherheitsrisiko dar, etwa für Fußgänger.

„Aber in erster Linie ist es ein Problem für den Stadtwald“, sagt Jürgen Tölk, Leiter des Amts für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz. Ein Beispiel: Regnet es, vertiefen sich die Fahrspuren und legen nach und nach Wurzelwerk von Bäumen frei.


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Es entstehen also Erosions- und Wurzelschäden im Stadtwald, der Landschaftsschutzgebiet ist und auch streng geschützte Naturdenkmäler (etwa die einstigen Steinbrüche) hat.

Ein anderes: Die wachsende Zahl der Zweiradfahrer, die abseits des forstlich ausgebauten Wegenetzes unterwegs ist, schreckt das Wild auf. Mit der Folge, dass bei der Jagd zuletzt die erforderlichen Abschusszahlen nicht mehr erreicht wurden und der Wildverbiss stark zunahm.

Klare Rechtslage

Was tun? Zunächst fokussierte sich die Stadtförsterei darauf, ungenehmigte Strecken zurückzubauen und Parcours-Einfahrten mit Ästen zu versperren.

Auch stärkere Kontrollen sollten Abhilfe schaffen. Aber nachhaltige Ergebnisse brachte das nicht, die Mountainbiker ließen sich davon nicht aufhalten. Trotz klarer Rechtslage – auf dem bestehenden Wegenetz darf gefahren werden, abseits davon nicht – setzte die Stadtverwaltung nicht auf Konfrontation.

Stattdessen ging das Umweltamt, dem auch die Stadtförsterei zugeordnet ist, auf die Mountainbiker zu und lud ein, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Was dabei herausgekommen ist, wurde jetzt im Umweltausschuss diskutiert.

Der Vorschlag: Im Stadtwald soll es als Pilotversuch zwei Gebiete geben (das eine nördlich vom Waldheim Sonnenland, das andere östlich der Erd- und Bauschuttdeponie), in denen aus wilden Strecken offizielle Trails werden. Um Pflege und Unterhalt der Strecken würde sich der Verein „Trailworks Fürth“ kümmern, der eigens zu diesem Zweck gegründet wurde und aktuell 70 Mountainbiker als Mitglieder hat.


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Der Pilotversuch soll zeigen, dass es auf diese Weise möglich ist, eine weitere Zunahme an wilden Trails zu verhindern, erklärt Peer Schmid von Trailworks. Der Verein stellte der Stadt vor drei Monaten ein Konzept vor, das von der Verwaltung in seinen wesentlichen Bestandteilen aufgegriffen wurde. „Wir sind superhappy, dass es nun so schnell geht“, sagt Schmid und lobt ausdrücklich das Engagement aller beteiligten Behörden und Stellen, wie auch deren Bereitschaft, „sich unsere Position anzuhören und mitzutragen“.

Ähnliche Initiative schon 2015

Er durfte hoffen, dass der aktuelle Vorschlag bei den Stadträten auf offene Ohren stößt. Denn 2015 gab es schon einmal einen ähnlichen Vorstoß, der von der Politik unterstützt wurde. Der Radsportclub wollte damals auf der Bauschuttdeponie am Burgfarrnbacher Felsenkeller einen Parcours anlegen, um die Zweiradfahrer aus den ökologisch sensiblen Arealen des Stadtwalds zu locken.

Das Vorhaben scheiterte letztlich daran, dass die Deponie noch betrieben wurde und ein Nebeneinander von Bikern und etwa Lkw-Verkehr nicht sinnvoll erschien.

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