Fürther Tauschring: Bei Nimm & Gib muss niemand zahlen

23.7.2014, 16:00 Uhr
Fürther Tauschring: Bei Nimm & Gib muss niemand zahlen

© Antje Seilkopf

Du mähst meinen Rasen und reparierst den Wasserhahn, dafür kürze und säume ich deine zu lange Hose und backe einen Kuchen. So könnte das Prinzip eines Tauschrings auf den Punkt gebracht werden.

Tauschen, also geldloses Geben und Nehmen, ist so alt wie die Menschheit. In vielen Großfamilien klappt das auch heute bestens, doch die hat nicht jeder. Deshalb ist Tauschen ein Trend, der immer mehr Städte erreicht. In Fürth gibt es längst einen Tauschring: in Form der organisierten Nachbarschaftshilfe „Nimm und Gib“.

Über 100 Mitglieder tragen dieses Projekt des Mehrgenerationenhauses Mütterzentrum nun schon seit sechs Jahren. „Trotzdem gibt es immer wieder Leute, die noch nie von uns gehört haben“, wundert sich Margit Marquardt. Sie, Ehemann Wolfgang und auch Tatjana Roos gehören zum Organisationsteam des Tauschrings. Warum? „Die Idee ist einfach überzeugend, man lernt nette Menschen kennen und gewinnt beim Geben genauso wie beim Nehmen“, sagt die 61-jährige Burgfarnbacherin.

Der harte Kern ist – wenn irgend möglich – bei jedem Markttreffen am dritten Mittwoch des Monats in der Gartenstraße 13a dabei. Man kennt, begrüßt und umarmt sich, dann wird das Mitgebrachte auf Tischen verteilt: Ein Bereich ist für Obst aus dem eigenen Garten wie Kirschen und Johannisbeeren sowie für Kuchen und Kaffee reserviert. Auf einem anderen werden Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen, Schalen und Kerzen abgelegt – Dinge, die der eine nicht mehr braucht, ein anderer aber vielleicht haben möchte.

Niemand bezahlt dafür. Stattdessen bietet jeder Teilnehmer etwas an, was er gut kann und gerne macht. Dafür bekommt er eine Gutschrift in Form von Talenten. Die Tauschenden klären untereinander, wie viele Talente sie jeweils für Hose, Rock oder Kuchen haben möchten. Ein Talent entspricht in etwa einem Euro – für eine Stunde Arbeit werden üblicherweise zehn Talente gut geschrieben. Was man ausgibt oder sich verdient, wird einmal im Monat – gleich nach dem Treffen – im Computer notiert, damit jeder die Übersicht über seinen „Kontostand“ behält.

Gesucht werden bei „Nimm & Gib“ derzeit Tauschringpartner, die nähen können und handwerkliches Geschick für Kleinreparaturen haben sowie Hobbyfriseure. Auch Fenster putzen, Fahrrad reparieren, Rasen mähen und Obst ernten sind Möglichkeiten, sich einzubringen.

Bei Anruf Rucola

Wenn beim Markttreffen Wünsche und Gebote geäußert werden, klingt das so: „Ich bin die Monika. Ich suche wen, der Reißverschlüsse einnähen oder eine Satellitenschüssel austauschen kann.“ Im Gegenzug bietet sie an, mit ihrem Auto Transporte und Fahrten zum Recyclinghof zu übernehmen. Detlef offeriert eine grüne Lederjacke, ein Damenrad und eine Gitarre und hätte für sein sonniges Fensterbrett gerne blühende Pflanzen.

Birgit bietet an, Blumen zu gießen oder Briefkästen zu leeren. Sie sucht jemanden, der sie bei Verkäufen im Internet unterstützt. Robert und Marlene können Musik- und Sprachunterricht geben. Erika würde Kuchen backen, Hunde ausführen, Blumen auf dem Friedhof gießen. Spontan erzählt Ulrike von den „Unmengen Rucola“ in ihrem Garten, die nach einem kurzen Anruf abgeholt werden könnten. Nach etwa zwei Stunden ist alles besprochen und vereinbart, Telefonnummern werden getauscht.

Das nächste Treffen ist am 20. August ausnahmsweise im Biergarten des Gartenbauvereins (Espanstraße 62). Am 17. September um 19 Uhr trifft man sich wieder in der Gartenstraße 13a. „Wir würden uns riesig freuen, wenn Neulinge vorbeischauen“, sagen Margit und Wolfgang Marquardt. Bei Fragen geben sie gerne unter Tel. (09 11) 75 43 91 zum Tauschring „Nimm & Gib“ Auskunft.

www.tauschen-ohne-geld.de

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