Fürths Norden fürchtet die Umgehung der Nachbarn

25.1.2018, 21:00 Uhr
Fürths Norden fürchtet die Umgehung der Nachbarn

© Foto: Matthias Kronau

"Fast so voll wie an Weihnachten" sei es in der Vacher Matthäuskirche, scherzte Oberbürgermeister Thomas Jung zu Beginn. Vom Ort der Veranstaltung sollte ein "friedliches und sachliches Miteinander" ausgehen und die Diskussion befruchten, hoffte er. Ein Wunsch, der in Erfüllung gehen sollte – vielleicht auch, weil noch vieles im Zusammenhang mit der Herzogenauracher Südumgehung im Unklaren ist.

Derzeit läuft zwar das Planfeststellungsverfahren in der Nachbargemeinde im angrenzenden Landkreis Erlangen-Höchstadt, doch bis die Straße gebaut ist, können laut Jung noch zehn Jahre und mehr vergehen. Wenn sie denn überhaupt komme. Denn nicht nur im Fürther Norden regt sich Unmut, auch in Herzogenaurach selbst hat sich eine Bürgerinitiative unter dem Namen "Herzo Süd bewahren" formiert.

Eine Vertreterin der BI war zur Fürther Infoveranstaltung gekommen. Was sie sagte, dürfte die Skepsis vieler Anwohner noch befeuert haben: "Der Schwerlastverkehr wird zunehmen, und viele werden über den Fürther Norden fahren, um Mautgebühren zu vermeiden."

Mit Prognosen und Planrechnungen für das Jahr 2035 versuchte Fürths Baureferentin Christine Lippert, diesen Befürchtungen entgegenzutreten. "Fürth wird bestimmt nicht vom Verkehr überrollt", folgerte sie aus den Untersuchungen, die die Verkehrsströme des Ist-Zustands von 2015 mit dem verglichen haben, was in 20 Jahren hier erwartet wird.

Dass diese Modellrechnungen im Auftrag der planenden Stadt Herzogenaurach erstellt wurden, machte die Erkenntnisse für viele Anwesende nicht eben glaubhafter. Selbst der OB räumte ein: Trotz "renommierter Institute" hinter den Prognosen könne niemand wissen, was sich 2035 auf den Straßen abspielen wird.

Immerhin deuten die Expertisen auf einen weiteren Anstieg des Verkehrs auf zwei Strecken hin, die bereits jetzt häufig stark ausgelastet sind: die Vacher Straße und die davon abzweigende Obermichelbacher Straße. Für die beiden Knotenpunkte an der Pfaffenhecke bevorzugt Baureferentin Lippert Kreisverkehre.

Auch der dritte Knoten, die Abzweigung in Vach, müsse leistungsfähig ausgebaut werden. Allerdings sei eine solche Maßnahme nicht Teil des Planfeststellungsverfahrens. Hier stehe Fürth zwar in Abstimmung mit der Nachbarstadt; Herzogenaurach sehe bislang aber keinen direkten Zusammenhang mit seiner Südumfahrung.

Ein Umstand, der Landwirt und Ex-CSU-Stadtrat Siegfried Tiefel besonders wurmt: "Es kann nicht sein, dass Herzogenaurach baut, die Vacher die Last haben und Fürth das Ganze irgendwann beheben muss."

Andere Wortmeldungen brachten eine Straßen- oder gar Tunnelverbindung von der Pfaffenhecke zum Hafen ins Spiel. Man werde auf alle Fälle sowohl mit den Anwohnern als auch mit Herzogenaurach im Gespräch bleiben, so Jung. Und Lippert versichert: Niemand brauche Sorge zu haben, dass in Bezug auf die Umgehungsstraße bis jetzt etwas verpasst wurde.

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