Globalisierte Schufterei

12.5.2010, 00:00 Uhr
Globalisierte Schufterei

© Hans-Joachim Winckler

Es gibt böse Bücher. »Wie sag ich’s meiner Putzfrau?« von Heide Huck und Christine Demmer ist so ein Machwerk, das sich ganz auf die Seite der verwöhnten, beruflich erfolgreichen Großstadt-Damen stellt und das für die Frauen, die ihnen den Dreck wegputzen, nur Herablassung übrig hat. Dass es sich bei den Hilfskräften zumeist um Migrantinnen handelt, wird ausführlich thematisiert; vor allem mit Blick auf mangelnde Sprachkenntnisse ist das Depot der schalen Scherze gut gefüllt

Der Verlag könnte ein gutes Werk tun, wenn er allen Käuferinnen zu einem Besuch der Ausstellung »La Bonne - vom Dienstmädchen zur globalen Dienstleisterin« raten würde. Der Verein »Frauen in der einen Welt« präsentiert im Frauenmuseum eine Schau mit viel Textinformation, aber treffenden Objekten, die das Thema greifbar machen.

In einer Vitrine findet sich eine zerbrochene Vase mit einem Zettel, dessen Verfasserin sich in gebrochenem Deutsch für das Malheur entschuldigt, eine Barbie trägt eine Kittelschürze. Daneben zahlreiche Gegenstände, die man braucht, um »das bisschen Haushalt« zu erledigen. Ja, das Putzen, Waschen, Kochen und Kinderhüten gilt immer noch als klassische Frauendomäne, auch wenn Feministinnen mit Vehemenz dagegen protestiert haben.

Nur eines hat sich geändert. Während es früher zumeist arme Mädchen vom Land waren, die in die Stadt zogen, um dort zu arbeiten, hat sich das Gewerbe mittlerweile globalisiert. Heute lassen sich die Damen aus besseren Kreisen von Polinnen, Rumäninnen und Ukrainerinnen entlasten. Von Türkinnen sowieso.

Pflegekräfte aus dem Osten

Au-pairs kommen heute nicht mehr aus Frankreich, sondern fast ausschließlich aus Osteuropa, um deutsche Kinder zu hüten. Jünger ist der Trend, auch Alte und Kranke von solchen Hilfskräften pflegen zu lassen, was mehr oder minder illegal geschieht. In einer Gesellschaft, die immer mehr altert, in der aber eine gute Vollzeitpflege kaum zu finanzieren ist, scheint diese zweischneidige Entwicklung unausweichlich zu sein.

Weil die »Frauen in der einen Welt« einen vergleichenden Ansatz haben, bleiben sie nicht dabei stehen, sondern setzen die Osteuropäerin, die in Deutschland oder Italien malocht, in Kontrast zur Frau aus Mali, die in der Stadt ihr Glück sucht, zur Inderin, die in den Golfstaaten schuftet, zur Turkmenin, die illegal in die Türkei emigriert ist. Es ist überall dasselbe, möchte man rufen - vielleicht mit dem Unterschied, dass in Europa mehr technische Hilfsgeräte zur Verfügung stehen, während in Afrika immer noch Hirse gestampft wird.

Weitgehend rechtlos, verborgen in der Schattenwirtschaft und den privaten Arbeitgebern ausgeliefert sind alle Frauen. Sind es illegale, kommen noch die Probleme mit dem Aufenthaltsstatus dazu. Dann können die »Herrschaften« jederzeit mit Abschiebung drohen. Es sind gerade die Zitate und Berichte der »Putzfeen« aus ihrem harten Alltag, die diese Ausstellung so sehenswert machen. Und: Wie sich einst in Nürnberg im 19. Jahrhundert die erste Dienstmädchenvereinigung gründete, um gegen die (hier genau dokumentierten) überlangen Arbeitszeiten vorzugehen, so formieren sich heute in Bamako und Dakar Frauengruppen, die sich gemeinsam zur Wehr setzen, um für ein besseres Leben zu kämpfen.

Ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Filmen rundet die Schau ab. CLAUDIA SCHULLER

»La Bonne - vom Dienstmädchen zur globalen Dienstleisterin«: Museum Frauenkultur im Marstall von Schloss Burgfarrnbach, donnerstags und freitags 14-18 Uhr, Wochenenden 11-17 Uhr. Bis 27. Juli.