Goldenes Kleeblatt für Waltraud Heiter

18.8.2020, 09:00 Uhr
Goldenes Kleeblatt für Waltraud Heiter

© Foto: Claudia Ziob

Wie sehr es manchmal Fremde braucht, die für einen Lichtblick sorgen – Waltraud Heiter hat es früh erlebt. 1942 wurde sie in den Zweiten Weltkrieg hineingeboren, wie vielen Kindern dieser Zeit fehlte auch ihr ein liebevolles, behütetes Zuhause. Umso mehr schloss sie die Schwestern im Sanatorium ins Herz, in dem sie wegen ihres Gelenkrheumas immer wieder behandelt wurde.


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"Sie haben mir sehr geholfen", sagt die heute 78-Jährige. Immer wieder habe es in ihrem Leben solche prägenden Menschen gegeben.

Längst ist aus Waltraud Heiter selbst ein Mensch geworden, der anderen zur Seite steht. Und zwar in so bemerkenswerter Weise, dass die Stadt Fürth ihr ehrenamtliches Engagement kürzlich mit dem Goldenen Kleeblatt gewürdigt hat: Seit fast vier Jahrzehnten bringt sie sich mit großer Tatkraft, hartnäckig und herzlich zugleich, in der Sozialarbeit des Fürther BRK ein.

Von ihren Bemühungen "profitieren Menschen, die auf eine Blutspende warten, Obdachlose, Gefangene, Frauen und Senioren in Pflegeheimen", sagte Oberbürgermeister Thomas Jung, als er ihr die dritthöchste Auszeichnung der Kleeblattstadt verlieh. Mit immer mehr Mitstreitern versucht Heiter, das Leben vieler zu verbessern. Dabei, so der OB, "strahlt sie eine einzigartige Freude, Ruhe und Gelassenheit aus".

Dass sie andere gerne unterstützt – auch das hat Waltraud Heiter schon früh gemerkt. Als sie mit 12, 13 Jahren im Mutter-Kind-Haus, in dem sie mit der Mutter lebte, bei der Kinderbetreuung helfen durfte, machte ihr das "unheimlich viel Spaß". Diakonissin wollte sie damals werden.

Ihre Krankheit aber stand dem im Weg. Zudem sollte das ehrgeizige Mädchen, statt aufs Gymnasium zu gehen, rasch Geld verdienen. "Das hat mich sehr betrübt", erinnert sie sich. Sie lernte in einem Laden für Handarbeiten, arbeitete später im Modehaus Fiedler – und dann für Dr. Grabner Senior, wo sie wie ein Familienmitglied behandelt wurde.

Sozialarbeit im Stillen

Über Umwege fand sie so schließlich doch zu ihrer Berufung. Den Arzt begleitete sie bei Hausbesuchen, auch zu den Baracken in der Eschenau nahm er sie mit. Unbürokratisch habe er die Bewohner versorgt. "Das war Sozialarbeit im Stillen", sagt sie heute.

Mitte der 80er Jahre dann, ihre beiden Kinder waren schon fast erwachsen, kam sie über einen Yoga-Kurs mit dem Ehrenamt im BRK in Berührung. Die Kursleiterin wurde wieder zu so einem prägenden Menschen für Heiter – genauso wie Marianne Ecker, die damals den Sanitätsdienst führte und rasch Heiters Talente erkannte.

Heiter leitete zu der Zeit den Seniorenclub, initiierte einen Frauenarbeitskreis. Bald kümmerte sie sich für einige Jahre hauptamtlich um die Frauenarbeit.

Für den Blutspendedienst verantwortlich

Seit 2001 ist sie für den Blutspendedienst verantwortlich. Durch "immensen persönlichen Einsatz konnte sie sowohl die Zahl der Ehrenamtlichen als auch die der Spender verdoppeln", hob Jung hervor.

Bis heute unterstützt sie Marianne Ecker ("Von ihr hab ich viel gelernt"), die 2018 selbst mit dem Goldenen Kleeblatt ausgezeichnet wurde, bei deren Erste-Hilfe-Kursen für Strafgefangene. Heiter baute den Kleiderladen auf und den Besuchsdienst in den BRK-Seniorenheimen in Stadt und Landkreis aus. Er liegt ihr besonders am Herzen.

Auf Bundesebene

Auch das Potenzial der Ehrenamtlichen wollte sie besser nutzen: Sie gründete daher 2014 die Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit im Fürther BRK, ist heute dafür auch auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene verantwortlich. Wegbegleiter bezeichnen sie als eine der herausragenden Persönlichkeiten im Bayerischen Roten Kreuz.

In Fürth engagieren sich derzeit 150 Ehrenamtliche – vor allem ältere Frauen – unter ihrer Leitung; knapp 10.000 Menschen gehören bayernweit der Gemeinschaft an.

"Sozialarbeit bedeutet Not, bedeutet Elend", sagte Waltraud Heiter bei der Ehrung. "Wir sind für die Menschen da." Die Ideen gehen ihr übrigens nicht aus. Ehrenamtliche Schlaganfallhelfer möchte sie demnächst in Fürth etablieren. Sie sollen den Patienten ermöglichen, selbstständiger zu leben.

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