Führungsmarathon

Grafflmarkt aus der Vogelperspektive: Heute beginnen die Stadt(ver)führungen

Armin Leberzammer

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15.9.2023, 09:00 Uhr
Bei den Stadt(ver)führungen geht’s auch rauf auf den Turm von St. Michael – diesmal mit Blick über den Grafflmarkt.

© Hans-Joachim Winckler, NN Bei den Stadt(ver)führungen geht’s auch rauf auf den Turm von St. Michael – diesmal mit Blick über den Grafflmarkt.

Sie sind eine der größten Veranstaltungen ihrer Art: die Stadt(ver)führungen. Gemeinsam mit Nürnberg konzipiert, zeigen sie gerade am Derby-Wochenende, dass die beiden Nachbarstädte doch mehr verbindet als trennt. Heuer steht das Programm unter dem Motto „Schlüsselergebnisse“.

Die Zahlen sind imposant: Aus fast 1100 Führungen mit einer Mischung aus Altstadt- und Stadtteiltouren, Einblicken in Innovation und Technik, Kunst und Kultur, aktuellen gesellschaftlichen oder geschichtlichen Themen kann man von Freitag bis Sonntag seinen eigenen Rundgangsmarathon zusammenstellen. Fürth beteiligt sich zum 17. Mal an dem Angebot und steuert diesmal gut 200 Führungen bei, fachkundig geleitet von 71 Stadtverführerinnen und Stadtverführern.

Als Einstieg – und um sich eine weitere Fürther Institution, den Grafflmarkt, nicht entgehen zu lassen – bietet sich etwa die Führung „Über dem Graffl“ an. Am Freitag, 15. September, eröffnet sie um 18 und um 20 Uhr die Möglichkeit, sich über das Gewimmel der Altstadt zu erheben und es aus der Perspektive des Kirchturms von St. Michael zu erleben – inklusive spannender Anekdoten zur Geschichte der Glocken, des Kirchenplatzes und des Altstadtviertels.

Frühaufstehern sei zudem die „Turmführung zum Sonnenaufgang“ am Samstag um 6.30 Uhr empfohlen. „Erleben Sie die besondere Stimmung und das Geheimnis des Tagesbeginns hoch oben mit Blick auf Fürth und Nürnberg“, werben die Veranstalter und locken im Anschluss mit „duftendem Kaffee für alle“.

Wie klingt die Großstadt am Abend?

Das Rundfunkmuseum – wegen der umfassenden Sanierung und Umgestaltung aktuell geschlossen – legt bei seiner Führung das Augenmerk passenderweise auf den Hörsinn. Freitag um 19 Uhr heißt es am Standort in der Kurgartenstraße „Auf Hörpfaden unterwegs: Abends im Wiesengrund“. Wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn zum Tagesausklang die Geräusche der Großstadt zurücktreten? Was wird leiser, was kommt hinzu?

Dem Sehsinn widmet sich dagegen der Verein Geschichte für Alle – beziehungsweise dem, was den Augen im Alltag meist entgeht oder der Geist nicht zu deuten weiß. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ sind die Führungen am Sonntag um 11.30 Uhr und 13 Uhr überschrieben. Sie thematisieren vor allem Relikte der Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg. Treffpunkt ist am Drei-Herren-Brunnen.

Fürths reichhaltige Brauereigeschichte nimmt der Verein ebenfalls in den Blick. „Wer nichts wird, wird Wirt in Fürth“ heißt es am Freitag um 16 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr. Der anekdotische Brauereirundgang über ein Schlüsselgewerbe des 19. Jahrhundert führt vom Kohlenmarkt aus zu vergangenen Braustätten und Biertempeln – Bieraufstand und Bierboykott inbegriffen.

Und weil die Nachbarstädte bekanntlich mehr verbindet als die (in der Regel antagonistische) Fußballleidenschaft und die U-Bahn, sei an den Fluss erinnert, der lange vor den ersten Ansiedlungen sein Wasser bergab trug: „Allmächd, die Pängertz hat ka Wasser mehr“. Stadtführerin Gerda Distler erzählt über die Verlegung des Flussbetts und die Aufregung, die sie hervorrief. Samstag und Sonntag jeweils um 12.50 Uhr am Eingang zum Stadtpark an der Engelhardtstraße.

Das Ticket für die Stadt(ver)führungen („Türmchen“) kostet im Vorverkauf einmalig 10 Euro, für FN-Abonnenten gegen Vorlage der ZAC-Karte 8,50 Euro, am Veranstaltungswochenende allgemein 12 Euro. Bei einigen Rundgängen sind Anmeldungen unter www.stadtverfuehrungen.nuernberg.de nötig – das gilt bei den hier vorgestellten für die Turmbegehungen von St. Michael und den Hörpfad. Dort findet sich auch das gesamte Programm mit weiteren Informationen.

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