Hat die Kofferfabrik eine Zukunft? So lief's im Kulturausschuss

5.3.2021, 08:26 Uhr
Die Geschichte der "Kofferfabrik" wird keine unendliche sein - auch wenn sich viele für den Erhalt stark machen.

© Hans-Joachim Winckler Die Geschichte der "Kofferfabrik" wird keine unendliche sein - auch wenn sich viele für den Erhalt stark machen.

Nicht eine Gegenstimme, das ist bemerkenswert. Die Stadt, so lautet der Antrag der Mitglieder des Kulturausschusses, soll alle Möglichkeiten prüfen, auf dass es weitergehen kann.


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Ebenso klar ist aber auch: In nicht allzu ferner Zeit geht die Reise des Kulturzentrums mit seinem schrägen Charme wohl zu Ende. Bürgermeister Markus Braun äußerte, die Suche nach einem alternativen Standort stehe "im Moment" zwar nicht im Mittelpunkt. Doch auch für die SPD ist ein etwaiger Umzug der "Koffer" kein Tabu. Mit Blick auf die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Eigentümer der Immobilie, der Nürnberger Lauer Immobilien-Service GmbH, wäre es Stadtrat Maurice Schönleben zufolge zwar schön, "wenn wir zu einer Lösung kommen, die der Kofferfabrik noch fünf, vielleicht zehn Jahre ermöglicht". Dann aber "sollte man schauen, welche alternativen Lösungen es gibt".

Für die Grünen betonte Felix Geismann den Ruf der "Koffer" als kulturelle "Vorzeigeeinrichtung" der Stadt, zugleich mahnte er an, mit klar definierten Interessen in die Gespräche mit Lauer zu gehen. Nicht über den Tisch ziehen lassen, lautet auch die Devise der Linken: "Wir können", so Ruth Brenner, "nicht jeden Wunsch des Eigentümers erfüllen." Lauer habe sich jahrelang wenig um seine Immobilie gekümmert, dafür aber viel Miete bekommen.

CSU ist für den Lokschuppen

Während ein Standortwechsel für die anderen Parteien aktuell die zweitbeste Lösung ist, sieht die CSU in der Suche nach einem Alternativstandort die wichtigere Aufgabe. Trotzdem verwehrten sich auch die Christsozialen nicht dem Antrag, alle Optionen für den Erhalt der "Koffer" in Betracht zu ziehen.

Eine mögliche neue Örtlichkeit könnte laut CSU-Stadträtin Andrea Heilmaier der historische Lokschuppen sein – ein Vorschlag, den Kulturreferentin Elisabeth Reichert (SPD) umgehend ablehnte. In ihrer Eigenschaft als Jugendreferentin habe sie den Lokschuppen als Ort für Jugendkultur ins Auge gefasst. "Daran halten wir fest, solange sich der Plan nicht als unrealistisch erweist."

Die Stadt will moderieren

Brenner und Geismann warnten ihrerseits davor, nun den Protestgarten, die Initiative "Fürth.Ort" und die Kofferfabrik bei der – bislang wenig erfolgreichen – Suche nach Unterkünften gegeneinander auszuspielen. Einen pragmatischen Vorschlag hatte Freie-Wähler-Stadtrat Georg Knorr: Die Fürtherinnen und Fürther sollen Ideen einbringen für einen neuen "Koffer"-Standort. "Wenn von 21 Vorschlägen 20 schlecht sind, bleibt immer noch einer übrig."

Lauer hatte die Kündigung des Mietvertrages mit der Kofferfabrik wieder zurückgenommen und einen Aufschub um vier Jahre gewährt. Auf Krawall gebürstet scheint im Rathaus unterdessen kein Entscheider zu sein: In den Verhandlungen, so die Kulturreferentin, werde die Stadt eine "moderierende Rolle" einnehmen. "Wenn wir Geld in die Hand nehmen, werden wir fragen müssen: zu welchen Bedingungen?"

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