IG Metall: Aus Fürth wird "Westmittelfranken"

21.8.2015, 15:00 Uhr
IG Metall: Aus Fürth wird

© Hans-Joachim Winckler

Die Botschaft ist kurz, aber doch von enormer Tragweite. "Die IG Metall Fürth ändert ihren Namen und zieht um", steht auf einem handlichen Flyer geschrieben, mit dem die Gewerkschaft zum Eröffnungsfest nach Ansbach einlädt. Am 2. Oktober wird der Ortswechsel endgültig vollzogen sein, in Fürth öffnet dann nur noch zweimal wöchentlich ein kleines Regionalbüro.

Anny Heike macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Sehr schade sei es, findet die langjährige Gewerkschafterin, "wenn die IG Metall die Arbeiterstadt Fürth verlässt". Viele hauptamtliche Gewerkschafter hätten ihre Wurzeln in Fürth, und noch immer seien viele Rentner Mitglied, für die der Weg nach Ansbach nun ungleich beschwerlicher sei. Zu den Beweggründen für den Umzug will sich Heike dagegen nicht äußern, "ich wünsche der jetzigen Spitze jedenfalls viel Glück in Ansbach."

Der erste Bevollmächtigte Rainer Gehring arbeitet dieser Tage dagegen schon in den neuen Räumlichkeiten in Ansbach, die Vorbereitungen dort sind in vollem Gange. Den Schritt weg aus Fürth erklärt er ganz simpel: "Wir wollten mehr in die Mitte unserer Betreuungsfläche rücken." Denn zum Zuständigkeitsbereich gehören neben Stadt und Landkreis Fürth auch Rothenburg ob der Tauber und Ansbach sowie der Landkreis Neustadt Aisch/Bad Windsheim. Mit Electrolux und Robert Bosch befinden sich zudem für die IG Metall wichtige Betriebe in diesem Raum, "und wir wollen einfach näher dran sein an den Kollegen."

Wichtig ist Gehring zufolge auch die Nähe zum mittelfränkischen Regierungssitz in Ansbach. Spekulationen, der Umzug könne finanzielle Gründe haben, erteilt der Gewerkschafter eine klare Absage. "Wir müssen uns komplett neu einrichten, bekommen ein eigenes Besprechungszimmer und insgesamt hellere und freundlichere Räume."

Kosten steigen in Ansbach

Unter dem Strich, so Gehring, "steigen die Kosten sogar etwas". Die sechs bisherigen Mitarbeiter würden alle mit nach Ansbach kommen, die "entstehenden Nachteile werden abgemildert", also beispielsweise Fahrtkosten bezahlt. Unterschwellig ist zu hören, dass die Umstände im Fürther Büro oft nicht tragfähig waren; unter anderem soll es dort im Winter viel zu kalt geworden sein. Wer sich für Arbeiterrechte einsetze, könne solche Zustände nicht tolerieren. Insgesamt sei der Schritt "eine deutliche Verbesserung der Struktur und eine Entwicklung nach vorne." Generell will sich Gehring gar nicht so sehr auf die Räumlichkeiten versteifen, "denn in den jeweiligen Betrieben sind wir ja auch weiter präsent."

Thomas Händel, Mitglied des Europäischen Parlaments und langjähriger Gewerkschafter, hält den Weggang für falsch. "Ich denke, die Entwicklungsmöglichkeiten wären in und von Fürth aus besser gewesen, aber die Gründe für den Umzug kenne ich nicht ausreichend. Und die, die ich höre, kommentiere ich nicht."

Auch er erinnert an die lange Tradition der Gewerkschaft: „Wir hatten bereits 1881 ein Beratungsbüro der Arbeiterbewegung“, erzählt Händel. Seit 1891 war die IG Metall ununterbrochen an wechselnden Orten in Fürth mit Büros vertreten, "das in der Pfisterstraße war damals das drittgrößte in ganz Deutschland." Der jetzige Ortsvorstand sieht das scheinbar anders: Er trägt den Umzug einstimmig mit.

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