Impulsgeberin in ausweglosen Situationen

3.1.2019, 12:00 Uhr
Impulsgeberin in ausweglosen Situationen

© Foto: Berny Meyer

Feuerwehr an sozialen Brennpunkten: Das ist die von einem Geistlichen ins Leben gerufene Kinderarche in Fürth schon seit 35 Jahren. Aktuell sind rund 80 Sozialpädagogen und ein knappes Dutzend Ehrenamtliche zur Stelle, wo Feuer unterm Dach ist und Hilfe Not tut. Einen enormen Aufschwung hat das Krisenmanagement für Kinder, Jugendliche und ihre Familien gerade in den letzten Jahren genommen.

"Wir waren Vorreiter mit frühen Hilfen für werdende Mütter", sagt Heidemarie Eichler-Schilling. Lange bevor andere Kommunen in Bayern die Notwendigkeit erkannten, bauten die Kinderarche und das Jugendamt gemeinsam mit gezielter Unterstützung junger Frauen in Notlagen einer späteren Vernachlässigung von Kindern vor. Heute betreut die Kinderarche jährlich rund 100 Familien.

Dass darunter immer wieder etliche sind, die auf Empfehlung von zuvor Betreuten von sich aus Hilfe suchen, wertet Eichler-Schilling als Zeichen, dass das Angebot passt. Aber auch das sozial-integrative Training für aus der Bahn geworfene Jugendliche und der Täter-Opfer-Ausgleich für junge Straffällige verzeichnen Erfolge.

Eigene Ausbildungsstätten

Stolpersteine auf dem Weg in die Arbeitswelt räumt daneben die Berufshilfe der Kinderarche aus dem Weg. Dazu verfügt die Einrichtung über eigene Ausbildungsstätten: Neben einer Schreinerei, Werkstätten für Schlosser, Kfz-Mechaniker, Hauswirtschafter und Friseure. Allerdings ist die Berufshilfe auf Projektförderung angewiesen, um die sich Eichler-Schilling immer wieder aufs Neue bemühen musste. Hier wünscht sie sich eine Verstetigung – zumal die Resonanz bei den kooperierenden Unternehmen durchweg positiv sei.

Aktuell bereiten sich 18 der über 40 Azubis in der Berufshilfe auf ihre Abschlussprüfung vor. Neu im Angebot ist eine Berufsorientierung für Servicekräfte im Gesundheitswesen und eine Umschulung von Langzeitarbeitslosen zu Fachkräften im Küchen-, Umzugs- und Möbelservice.

2012 kamen Betreuungsangebote an Schulen dazu und 2014 schließlich das Fan-Projekt zur Betreuung fußballbegeisterter Jugendlicher. Dass die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen einen rückläufigen Trend aufweist, führt Eichler-Schilling auch auf das Wirken einer ausgebildeten Kriminologin im Team der Kinderarche zurück. Ein beliebtes Einsatzgebiet zum Ableisten der vom Gericht auferlegten gemeinnützigen Arbeit ist die Fahrradwerkstatt der Einrichtung – ein mit allem nötigen Werkzeug ausgestattetes Ersatzteillager, das sich auch bei der Bevölkerung als Nachbarschaftswerkstatt zur Selbsthilfe wachsender Beliebtheit erfreut.

"Alle Angebote haben sich zwangsläufig entwickelt, bauen aufeinander auf", erklärt Heidemarie Eichler-Schilling, wie es unter ihrer Regie zu den verschiedenen Projekten gekommen ist. Die Kommune weiß längst, was sie an der Kinderarche hat. Zuletzt 2017 wurde ihr Etat aufgestockt. Stolz blickt die scheidende Regionalleiterin nicht nur auf die gut laufenden Projekte zurück, sondern auch auf das "wertschätzende Entgegenkommen" im Mitarbeiterteam – heute keine Selbstverständlichkeit im stressigen Berufsalltag. "Die Arbeit hat mir immer riesig Spaß gemacht, aber ich bin auch froh, die Verantwortung abgeben zu können", sagt Heidemarie Eichler-Schilling. In ihre Fußstapfen tritt nun ihre bisherige Stellvertreterin Birgit Schönknecht.

Keine Kommentare