Kein Adler und keine Randale

24.11.2008, 00:00 Uhr
Kein Adler und keine Randale

© Hippel, Scherer

Mit einem Nachbau der ersten deutschen Eisenbahn wollten Manfred Knaut und rund 50 Kleeblattanhänger zum Frankenstadion fahren - «in friedlicher Absicht», wie Knaut im Vorfeld betonte. Doch am Samstagabend kam die schlechte Nachricht per SMS aus dem Georgensgmünder Bürgermeisteramt. Der im Landkreis Roth stehende Adler-Nachbau könne wegen «zu starkem Schneefall und Glatteisgefahr» nicht nach Fürth kommen.

Das war ein echter Schlag für den umtriebigen Fürther Gastwirt, dessen Idee auch an oberster Stelle Zustimmung gefunden hatte. Knauths Initiative verdiene «viel Beifall», konstatierte Oberbürgermeister Thomas Jung. Aber als das Stadtoberhaupt gestern Vormittag in die Gaststätte «Weiße Rose» kam, um den Fans seine Unterstützung zu zeigen, rieb er sich verwundert die Augen. Statt des Gmünder Adlers stand ein mausgrauer Reisebus vor Knauts Gaststätte.

«Ja, das hätte sicher großen Spaß gemacht»: Gertrud Südekum bedauerte die Absage ebenso wie Karl-Heinz und Klaus Frohnmayer. Dick eingepackt hatten sich die beiden Brüder, um während der Zugfahrt nicht zu frieren. Fast alle hatten Winterjacken, warme Unterwäsche, Handschuhe und Mützen dabei. Schließlich wollten die Kleeblattanhänger nicht mit Frostbeulen am Frankenstadion angekommen. Mit der geplatzten Adler-Fahrt war ihnen wenigstens diese Sorge genommen.

«Schlechtes Omen»

«Hauptsache, wir gewinnen», war der einhellige Tenor in der «Weißen Rose», als die Reisegruppe in den Fanbus stieg. «Etz is hald wäi bei jedn Auswärtsspüll», meinte einer. Für die Farbtupfer im Bus sorgten derweil die weiß-grünen Trikots und Schals. Schlachtrufe und Lieder ertönten – der verpasste Trip auf dem Adler schien schnell abgehakt. Im Stadion erst recht.

Als Stefan Reisinger in der 38. Minute das Kleeblatt in Führung schoss, lagen sich die Fans jubelnd in den Armen – noch. Rund 60 Minuten später war die Stimmung auf dem Nullpunkt. Gertrud Südekum, die auf einen 3:2-Sieg der SpVgg getippt hatte, schleppte sich mit schweren Schritten zum Bus: «Naja, des mit dem Adler war wahrscheinlich ein schlechtes Omen.»

Auch Manfred Knaut wollte das «verflixte Wochenende» schnell vergessen. Doch seine Gedanken kreisten immer noch um den Gmünder Adler: «Nou fahr mer hald beim Rückspüll rauf». Knaut geht wie viele davon aus, dass auch das zweite Derby in dieser Saison in Nürnberg stattfinden wird. Der Fürther Ronhof ist einfach zu klein.

Die dortige Polizei kann dann Anfang Mai 2009 ihren gestrigen Einsatzplan aus der Schublade holen. «Unser Konzept ist hervorragend aufgegangen», frohlockte Einsatzleiter Kurt Benesch. Obwohl der Andrang auf die U–Bahn am Fürther Hauptbahnhof stärker als erwartet und die Stimmung gereizt war, blieb es laut Benesch bei «verbalen Aggressionen».

Lange nach dem Spiel mussten die Ordnungshüter dann aber doch noch mal richtig auf der Hut sein. Mehrere Gruppen Nürnberger «Ultras» machten sich auf den Weg nach Fürth. Trotz des Club-Sieges waren sie offensichtlich auf Randale aus. «Die wollten es unbedingt wissen», so Benesch. Die Polizei nahm neun Personen vorübergehend in Gewahrsam. Sie kamen noch vor Mitternacht wieder frei.