Kein Fasching in Zirndorf: "Das ist ein trauriger Tag"

11.11.2020, 15:58 Uhr
Kein Fasching in Zirndorf:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mit welchen Gefühlen sind Sie heute morgen aufgestanden, Herr Petschner?

Das ist natürlich für uns alle ein trauriger Tag. Ich freue mich jedes Jahr, wenn es mit dem Fasching losgeht – auf unsere Veranstaltungen und darauf, die ganze Mannschaft zu sehen. Das fehlt heuer.

Wie hätte denn Ihr Programm normalerweise am 11. November ausgesehen?

Bei der Cyrenesia hängen wir den 11. November nicht so hoch. Wir stellen an diesem Tag im Zirndorfer Rathaus dem Bürgermeister unser neues Prinzenpaar vor und erläutern das Programm, dann gehen wir hinterher noch gemeinsam essen. Unser erster Höhepunkt ist eigentlich die Après-Ski-Hüttenparty. Die hätte am 14. November im Saal des Sportheims des ASV Zirndorf, dem wir als Abteilung angehören, stattgefunden. Aber damit ist es natürlich auch nichts.

Stattdessen steht heute Trauerarbeit auf dem Programm?

Wir machen trotzdem einen Pressetermin im Rathaus, mit unserem noch amtierenden Prinzenpaar, und sagen den Fasching offiziell ab. Wir beenden ihn sozusagen, bevor er überhaupt angefangen hat.

Die Cyrenesia hat sich bereits im Juni entschieden, alle ihre Veranstaltungen abzusagen. Warum so früh im Jahr?

Wir haben insgesamt zwölf Gruppen, von den Minis über den Showtanz bis zum Männerballett, die für ihre Auftritte trainieren müssen. Und dabei kannst du keine eineinhalb Meter Sicherheitsabstand einhalten. Bis die Programme bühnenreif sind, dauert es rund ein Dreivierteljahr. Nach dem ersten Lockdown fehlten uns schon drei bis vier Monate, in denen wir nichts machen konnten. Die Trainer sind dann gekommen und haben gefragt, wie sie das noch schaffen sollen. Wir haben uns entschieden, kein Risiko einzugehen – weder gesundheitlich noch finanziell – und haben alles abgesagt.

Was meint alles?

Unsere beispielsweise. Da geht es im kleinen Saal allein schon mit unseren Aktiven so eng zu, dass wir die Bibertsporthalle hätten anmieten müssen, wo sich die Leute dann hätten umziehen können. Aber, ganz abgesehen vom Gesundheitsrisiko, war uns das auch wirtschaftlich zu heiß. Daneben haben wir jedes Jahr noch den Sturm aufs Rathaus, den Weiberfasching, zwei Kinderfaschingsbälle, den Kehraus mit der Rückgabe der Rathausschlüssel auf dem Marktplatz und noch rund 45 kleinere Auftritte, etwa in Seniorenheimen oder Kindergärten. Ich bin in einer Whatsapp-Gruppe der mittelfränkischen Faschingsgesellschaftspräsidenten. Der gemeinsame Tenor war: Es geht nicht.

Wie hart treffen die Cyrenesia diese Absagen finanziell?

Normalerweise wenden wir 20.000 bis 30.000 Euro pro Session auf. Die Summe geben wir für Hallenmieten, Gema-Gebühren, Faschingsorden, Kostüme oder unser Sessionsheft aus. Durch die frühen Absagen haben wir die Kosten, die dennoch anfallen, deutlich reduziert. Da wir mit unseren rund 150 Aktiven eine Abteilung des ASV Zirndorf bilden, haben wir glücklicherweise keine Ausgaben für ein Vereinsheim. Dazu kommen unsere treuen Sponsoren. Ich denke, wir werden mit einem leichten Defizit aus der Sache herauskommen.

Was macht die Situation mit Ihren Mitgliedern?

Die Stimmung ist natürlich gedrückt. Schwer ist es besonders für die ganz Kleinen, die sich gerne bewegen. Seit Juli machen wir für sie unter sehr strengen Hygieneauflagen ein tänzerisches Grundlagentraining. Die Erwachsenen fangen erst im Januar wieder an – wenn es die Situation erlaubt. Trotz aller Widrigkeiten sind wir heiß darauf, wieder durchzustarten.

Was bedeutet die ausgefallene Session für die Karnevalskultur hierzulande?

Wir haben sehr treue Besucher. Und ich hoffe, dass sie 2022 – wenn die Bedingungen unsere Prunksitzungen dann wieder zulassen – wieder da sind. Dann feiern wir auch unser 66-jähriges Jubiläum. Aber eine Prognose, ob alles wie gewohnt stattfinden kann, ist schwer zu treffen.

Und wie überstehen Sie die karnevallose Zeit – muss eine TV-Konserve vom Veitshöchheimer Fasching als Seelentröster herhalten, um die Tristesse in Grenzen zu halten?

Na ja, vor dem Fernseher kann ich nicht so mitfiebern, wie in einer Halle. Das ist einfach nicht die Stimmung und der Fasching, wie man es kennt.

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