Kleeblatt-Aufstieg: So könnte ganz Fürth profitieren

26.5.2021, 06:00 Uhr
Kleeblatt-Aufstieg: So könnte ganz Fürth profitieren

© Foto: Thomas Hahn/Zink

Die Aufstiegseuphorie, sie hatte Fürth im Jahr 2012 lange vor dem entscheidenden Spiel erfasst. Als Dynamo Dresden an jenem 16. April Fortuna Düsseldorf besiegte, begann eine legendäre Feiernacht in der Gustavstraße. Fürths Kneipenmeile füllte sich nach dem Abpfiff rasend schnell mit Tausenden Fans, und dann kam auch noch die Mannschaft dazu...

Im Rathaus durfte man auch damals schon ahnen, dass der Aufstieg über das rein Sportliche und Emotionale hinaus etwas verändern wird. "Da steigt nicht nur ein Verein auf", sagte Bürgermeister Markus Braun am Tag nach der Fete im Gespräch mit den FN, "die ganze Stadt steigt mit auf."

Die Stadtspitze war sich sicher: Investoren werden dank der Bundesliga auf Fürth aufmerksam werden, die Region wird "nicht mehr nur über Nürnberg und Erlangen wahrgenommen". Für so einen Werbeeffekt müsste man sonst Millionen ausgeben, meinte Braun.


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Steht jetzt, neun Jahre später, also der nächste Bekanntheitsschub ins Haus? Oberbürgermeister Thomas Jung rechnet damit. Monetär schwer zu fassen, aber unheimlich wertvoll sei der zu erwartende Imagegewinn, sagt er.

Seit dem Verlust von Grundig und Quelle sei der Fußball die "Nummer eins", wenn es darum geht, was Fürth Bekanntheit beschert. Der zweite Aufstieg dürfte das noch einmal enorm steigern, so Jung.

"Die Stadt bekommt ein Sieger-Image"

Und: Nicht zu unterschätzen sei in der Tat, wie der Fußball Städte für Investoren interessant macht. "Eine Stadt, die fußballerische Erfolge hat, strahlt ein Sieger-Image aus", meint der Rathauschef. Umgekehrt verliere ein Ort an Strahlkraft, wenn der Verein zu kämpfen hat.

Spielt sich ein Team ins Rampenlicht, so Jung, beginnen Menschen, sich mit dem Ort zu beschäftigen, vielleicht auch wirtschaftliche Stärken zu entdecken. Eine gemeinsame Affinität fürs Thema Fußball habe zudem schon so manche schwierige Verhandlung aufgelockert.

Ein Schub fürs Fürther Selbstbewusstsein

Einen neuerlichen Schub erwartet sich der OB auch fürs Fürther Selbstbewusstsein. Hier habe sich freilich schon viel bewegt in den vergangenen Jahren. Der Glaube an die eigenen Stärken sei bei vielen Fürthern lange "extrem schwach ausgeprägt" gewesen, befand er noch im Aufstiegsjahr 2012. Das ständige Vorbeischrammen an den Rängen fürs Fußball-Oberhaus tat sein Übriges dazu.

Doch der wirtschaftliche Aufschwung, die aufblühende Innenstadt und der erste Aufstieg haben das Selbstwertgefühl wachsen lassen. Der erneute Aufstieg nun sei "ein Sahnehäubchen". Erstmals spiele die SpVgg eine Liga "über dem großen Nachbarn", sagt Jung – "wobei ich auch nix gegen Derbys in der ersten Liga habe."

Finanziell wird die Erstklassigkeit einige Zusatzeinnahmen in die Stadtkasse spülen. Da ist die Pacht, die die SpVgg Greuther Fürth zahlt. Ihre Höhe ist im Vertrag an Erfolge gekoppelt. 440.000 Euro im Jahr betrug die Pacht in der zweiten Liga, in der ersten werden es eine Million Euro sein.

Das sind 560.000 Euro mehr, die die Stadt ausgeben könne, sagt Jung, "beispielsweise für den Amateursport oder für die Kultur". Das sei "ein schöner, kleiner Nebeneffekt".

Da sind außerdem die zusätzlichen Fernsehgelder, die der SpVgg winken, Jung zufolge über 20 Millionen Euro. Der Verein wird damit wieder zu einem "ordentlichen Gewerbesteuerzahler" und könne obendrein mehr Menschen Arbeit geben.

Hoffen auf den "Bundesliga-Tourismus"

Profitieren könnten schließlich auch Hotels, die Gastronomie und der Einzelhandel – Branchen also, die die Corona-Krise besonders gebeutelt hat. Jung denkt dabei an den "Bundesliga-Tourismus": Fans, die Auswärtsfahrten nutzen, um sich die Stadt anzusehen.

"Sie googeln vorher, lesen von der Gustavstraße, von der Comödie..." Für die genannten Branchen wäre es ein Segen, sagt Jung mit Blick auf die Pandemie, "wenn wir ab Herbst Fans empfangen könnten".

Die höhere Pacht, die zusätzlichen Gewerbe-, Einkommens- und Mehrwertsteuern – zusammen addiert könnte das zwei bis drei Millionen Euro mehr für die Stadtkasse bedeuten, rechnet der OB vor.

"Diesmal haben wir mehr Spielraum"

Allerdings: Besteht die Corona-Krise fort, werden die Auswirkungen des Aufstiegs kleiner sein. Umso wichtiger sei, dass das Ziel, in der ersten Liga zu bleiben, "energisch" verfolgt wird.


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Jung zeigt sich überzeugt: Erkaufen lässt sich der Erfolg nicht, sonst wäre das Kleeblatt nicht aufgestiegen. "Aber wir haben vielleicht doch den einen oder anderen Spielraum, den wir zuvor nicht hatten."

Das Rathaus hat die Angaben zur Höhe der Pacht korrigiert. Wir haben die Stelle im Text geändert.

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