Klinikum Fürth: Durchatmen in der Corona-Krise

18.5.2020, 10:00 Uhr
Klinikum Fürth: Durchatmen in der Corona-Krise

© Hans-Joachim Winckler

Mitte März fing das Fürther Klinikum an, mit der Behandlung von Covid-19 eigene Erfahrungen zu sammeln. Man versorgte damals die ersten Erkrankten, die auf eine stationäre Behandlung angewiesen waren, und war rasch mit einer Welle konfrontiert: Über Wochen hinweg war das Fürther Klinikum das Haus mit den meisten Covid-19-Patienten im Großraum, sagt Dr. Manfred Wagner, Pandemie-Beauftragter des Krankenhauses.

Konstant waren hier mehr Fälle zu behandeln als in den Kliniken in Erlangen oder Nürnberg – was sich wohl damit erklären lässt, dass mehrere Pflegeheime in Stadt und Landkreis Fürth stark vom Coronavirus getroffen worden waren. Die Zahl der Erkrankungen mit schweren Verläufen schnellte nach oben. Mitte April nahm Fürth bei den Todesfällen nach einer Infektion mit dem Erreger den traurigen Spitzenplatz in Franken ein. Insgesamt 50 Verstorbene zählte man damals in Stadt und Landkreis, 91 sind es inzwischen.

Nach Ostern aber ebbte die Welle ab. Es ging langsam und kontinuierlich zurück, sagt Wagner. "In der vergangenen Woche hatte erstmals ein Nürnberger Klinikum mehr Covid-19-Patienten als wir." Grundsätzlich sei die Kooperation mit den Kliniken in den Nachbarstädten in der Krise "echt gut".

 Zurzeit kümmern sich die Ärzte und Pfleger in Fürth noch um 14 bestätigte Corona-Fälle, zwei davon werden intensivmedizinisch behandelt. Damit ist man weit entfernt von den Wochen, als man, so Wagner, bis zu 67 Covid-19-Patienten gleichzeitig versorgte, bis zu zwölf davon auf der Intensivstation.

Wagner nennt auf Nachfrage weitere Zahlen: 170 Menschen mit Covid-19 wurden bisher stationär im Klinikum behandelt, 21 davon auf der Intensivstation, die meisten von ihnen mussten beatmet werden. Schnell ist Corona nicht überstanden: Auf der Normalstation blieben Patienten im Schnitt 16,5 Tage, die Behandlung auf der Intensivstation dauert meist 35 Tage.

64 Ärzte und Pflegekräfte wurden bisher positiv auf Corona getestet. "Glücklicherweise war keiner ernsthaft krank", sagt Wagner. Über die Hälfte sei wieder gesund. Bevor ein positiv Getesteter zurück in den Dienst kann, müsse er längere Zeit symptomfrei sein und zwei Mal negativ getestet werden.

 

Schutzmaske weggezogen

 

Was die Infektionen beim Personal betrifft, liege man auf einem ähnlichen Niveau wie vergleichbare Krankenhäuser in Deutschland, so Wagner. Er geht davon aus, dass sich etliche Beschäftigte im privaten Bereich anstecken. In einem Fall aber sei man sich sicher, dass eine Mitarbeiterin in der Klinik infiziert wurde: Eine demente Patientin habe ihr im verwirrten Zustand die Maske heruntergezogen.

Bei den Sicherheitsvorkehrungen für Personal und Patienten sieht Wagner das Fürther Klinikum bundesweit mit vorne. Man ist dabei, alle rund 2000 Mitarbeiter zu testen. Ist man damit durch, wird von vorne begonnen.

Jetzt, wo es ruhiger geworden ist, gehe es darum, sich, auf eine "neue Normalität" mit Corona einzustellen. Das heißt: Mehr und mehr finden beispielsweise wieder geplante Operationen statt, die verschoben wurden, um Kapazitäten freizuhalten. Mehr als 100 Betten, die wegen Corona gesperrt waren, können wieder belegt werden, sagt Wagner.

Weil die Pandemie aber eine Gefahr bleibt, gelten im Alltagsbetrieb andere Regeln als vorher: Alle Patienten werden getestet oder müssen bei der Aufnahme ein negatives Testergebnis vorlegen, das nicht älter als 72 Stunden ist. Prinzipiell wird kein Zimmer mit mehr als zwei Betten belegt. Auf den Verdachtsstationen bleibt es bei Einzelzimmern. Wagner: "Im Moment ist es ein Aufatmen und Durchatmen. Wir hoffen, dass wir nicht wieder die Luft anhalten müssen."

 


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