Langenzenn - Das Dorf mit den edlen Speisen

13.4.2012, 22:00 Uhr
Langenzenn - Das Dorf mit den edlen Speisen

© Michael Müller-Jentsch

Ebenfalls drei Kochmützen hat das Nürnberger „Essigbrätlein“. Das kleine Team um Inhaberin Vera Stoll ist im zweiten Jahr des Bestehens in Keidenzell mächtig stolz auf die Würdigung.

Vielleicht würde es den „Keidenzeller Hof“ gar nicht geben, wenn die in Wilhermsdorf aufgewachsene Vera Stoll nicht vom Heimweh nach dem Frankenland geplagt gewesen wäre. Vor drei Jahren saß Betriebswirtin Stoll in München und erzählte ihre Schwester am Telefon von ihrer Sehnsucht nach Zuhause. Flapsig erwiderte die Schwester: „Da kannst den Keidenzeller Hof übernehmen, der Pächter hat gekündigt.“

Fast spontan entschloss sich Vera Stoll, das Gasthaus zu pachten. „Ich hab’ einfach nicht viel nachgedacht“, sagt sie heute, „vielleicht hätte ich es sonst nicht gemacht.“ Sie war schließlich kein Gastronomie-Profi, nur eines war ihr klar, sie wollte nicht die x-te Schnitzelwirtschaft in Franken eröffnen, sondern ein Lokal, das ein bisschen anders ist.

„Dann habe ich einen Koch gesucht“. Gefunden hat sie Sascha Lenz, der internationale Erfahrung ins fränkische Dorf brachte, inzwischen wird er unterstützt von Christian Brieske. „Wir sind ein junges Team und stecken hier unser Herzblut rein“, sagt Geschäftsführerin Stoll. Herzblut, viel Arbeit und den Ehrgeiz immer besser zu werden.

Deshalb hatte sich Vera Stoll mit ihrem Haus bei den einschlägigen Redaktionen der Gastronomieführer beworben. Ob eines Tages einer der Kritiker kommt, wie der Testesser aussieht, das ist natürlich absolute Geheimsache.

Einer muss jedenfalls den Weg in den Norden des Fürther Landkreises gefunden haben. Wer es war, das kann Vera Stoll nicht mehr rekonstruieren, aber er oder sie muss zwischen November und Anfang Dezember Gast im „Keidenzeller Hof“ gewesen sein. Denn beschrieben wird in der Kritik des Anonymus in Zitronen-Thymian gebratener Flusszander an Weißweinschaum mit Pfifferlingen. Genau dieses Gericht stand zu Anfang des Winters auf der Speisekarte. Inzwischen hat das Angebot bereits mehrfach gewechselt und wurde den Jahreszeiten angepasst.

Zufällig entdeckt

Die „Drei Kochmützen“ haben dem jungen Team einen zusätzlichen Euphorie-Schub gegeben, als sie ihre Auszeichnung nächtens zufällig im Internet entdeckten. Von der Redaktion des Guide gab es bislang keine Nachricht. „Vielleicht kommt noch was?“, fragt sich Christian Brieske. Einen Michelin-Stern gebe es ja schließlich auch als dezenten, aber doch sichtbaren Hinweis für edle Küche und exzellenten Service. Insbesondere die Beschreibung in der online-Ausgabe des Guide hat die Keidenzeller gefreut: Als „gelungene Melange aus Historischem und Modernem“ wird die Einrichtung bezeichnet. Küchenchef Lenz bekommt Lob für „authentische“ und zugleich „experimentierfreudige“ Arbeit. Und das i-Tüpfelchen ist der als „gut aufgelegt“ und „charmant“ bezeichnete Service.

Innerhalb von zwei Jahren hat der „Keidenzeller Hof“ etliche Stammgäste gewonnen, spontan ist kaum ein Tisch zu bekommen. Vera Stoll gesteht, dass für sie das höchste Lob allerdings sei, wenn die Gäste sich gegenseitig zuraunen: „Das musst du probieren, es ist einfach köstlich.“ Auch ein schlichtes „Hmm“ freut sie schon ungemein.

Den Weg aufs platte Land zwischen Kirchfarrnbach und Stinzendorf finden inzwischen viele Feinschmecker und für Vera Stoll entpuppte sich das Dorf als Glückstreffer. „Schauen Sie sich um“, sagt sie, „ein wunderbar gepflegtes Dorf.“ Sie schwärmt vom guten Einvernehmen mit der Nachbarschaft, die schon mal Rhabarber oder Kräuter aus dem Garten vorbeibringt, die im Keidenzeller Hof zum Stammtisch oder zur Gesangsvereinsprobe zusammenkommt.

So gut verstehen sich Restaurant und Dorf, dass inzwischen die Scheune hinter dem Hauptgebäude ausgebaut wird, um dort ab Mitte Mai Hochzeiten und andere größere Veranstaltungen anbieten zu können. Dringend sucht der „Keidenzeller Hof“ auch Personal für den Service oder die Küche.

Mehr Informationen über den Keidenzeller Hof in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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