Live at the Kofferfabrik

15.9.2010, 10:20 Uhr

Seit vier Jahrzehnten packt er in den Clubs zwischen Spitzbergen und Gibraltar die E-Gitarre aus. Eines aber war für Bluesrock-Großmeister Steve Gibbons sonnenklar: Das neue Album nimmt er live auf an einem seiner Lieblings-Spielplätze. Nicht irgendwo, sondern in Fürth. Und so erscheinen denn in wenigen Tagen CD und DVD mit dem schönen Titel „Steve Gibbons live at the Kofferfabrik 2009“. Auf jenen Auftritt vom vergangenen Herbst lässt der britische Sänger nun zwei Release-Konzerte am 2. und 3. Oktober folgen. Ein Muss für Freunde handgemachten Rock ’n’ Rolls und ein klarer Fall für flotte Ticketreservierungen.

Zum Muss für Smokingbewohner und Abendkleid-Sirenen ist die „Koffer“ indessen auch im vierten Jahr unter Udo Martins Leitung nicht geworden. Muss auch nicht sein. „Aber inzwischen gibt es tatsächlich Business-Menschen, die sich hier in der Mittagspause auf dem Sofa langstrecken“, so der 53-Jährige schmunzelnd. Ein Stück Subkultur für alle und jeden, für Junge und weniger Junge will Martin den „Koffer“Gängern servieren; das funktioniert bislang gut, wenngleich Goldesel, falls vorhanden, in Fürth gewiss an anderen Ecken stehen als in der Langen Straße 81. Martin: „Wir haben es geschafft, uns zu professionalisieren, ohne uns zu verraten.“ Schöner Beweis sind — neben frisch renovierten Räumlichkeiten — die quadratisch-praktischen und mit Abstand am liebevollsten gestalteten Programmheftchen der Großraum-Kulturszene.

Im neuen Heft kündigt die „Koffer“ den bewährten Mix aus Folk-Rock-Songwriter-Chanson-Konzerten, Theater, Kleinkunst und Kneipenkultur an. Neu ist die Sonntagsreihe Kultur um 16 Uhr, mit der Martin und seine Theaterprinzipalin Brigitte Döring ein etwas älteres Publikum ansprechen wollen — mit Lesungen zu Kaffee und Kuchen (am 26. September mit Schwerpunkt Robert Gernhardt), Konzerten (die Klezmerband Mesinke am 10. Oktober) und Auftritten der Döring-Schauspielschüler (31. Oktober). Wieder mit dabei sind die Improtheater-Virtuosen von 6aufKraut (an jedem Monats-6.) und das Team des Fürther Poetry Slams. Eine weitere Novität naht am 17. Oktober um 20 Uhr: Call a Baessler ist der Titel von Fürths erster Live-Talkshow, moderiert von Kabarett-Großschnute Monica Calla und dem eher stillen Fürther Songpoeten Florian Baessler.

Der fränkische Liedermacher Dieter Weigel gibt sich an diesem Freitag (21 Uhr) die Ehre. Tags darauf wollen VKBZM (21 Uhr) beweisen, dass Hip-Hop mehr sein kann als dumpf und doof. Heute Liedermacher, morgen Rapper: Wechselbäder dieser Art sind typisch „Koffer“ — oder, wie Udo Martin sagt: „Wenn mich jemand fragt, willst du hier nur die Jungen oder die Alten haben, die Reichen oder die Armen, dann sag’ ich: Ich will sie alle.“

Was übrigens hartgesottene Tourneemusiker aus Great Britain wollen, sobald ihr Bus das Ziel Kofferfabrik erreicht hat, weiß der Chef inzwischen ebenfalls recht genau. „Die können“, so Martin, „noch so rockermäßig ausschauen, aber was sie alle zuerst wollen, ist Earl Grey mit Milch.“

Womit dann auch geklärt sein dürfte, warum Steve Gibbons die „Koffer“ liebt wie sein zweites Wohnzimmer.

Tickets unter Tel. 0911/ 706806.