Mit der Italienerin ins Wochenende

17.4.2008, 00:00 Uhr
Mit der Italienerin ins Wochenende

© Mark Johnston

«Die Italienerin erzählt: Orgelmusik für Nachtschwärmer(innen)» ist der Titel der Freitagabendkonzerte für «Leute, die in einer anheimelnden Atmosphäre das Wochenende einläuten möchten», so Michaelskantorin Schilffarth. Beginn ist jeweils zur ausgehfreundlichen Zeit 20.30 Uhr.

Die sechs Register starke Italienerin spricht die Sprache der Musik. Ihretwegen haben schon international bekannte Organisten den Blinker an der Abfahrt Fürth gesetzt und den Mund nicht mehr zugekriegt. «Januarius Severinus 1775» steht auf dem bildschönen Instrument im Altarraum von St. Michael geschrieben. Schilffarth vermutet, dass es sich nicht um den Namen des Orgelbauers handelt, sondern um den Hinweis, dass die Italienerin im Januar 1775 im Kloster Severino gebaut wurde. Lediglich einen Motor hat sie bekommen; sonst aber ist sie von allen Handgreiflichkeiten der Neuzeit verschont geblieben.

Ein Augsburger Orgelbauer hatte das gute Stück aus Italien mitgebracht. Als Pfarrer Michael Roth vom Lech nach St. Michael kam und eine italienische Kulturwoche anstand, besann er sich des Instruments und holte es als Leihgabe für jene Woche in die Auferstehungskirche. Dort verliebte man sich heftig in die Italierin - und machte sie zur Fürtherin. Seit zwei Jahrzehnten ist sie nun das Juwel von St. Michael und kommt zum Einsatz vorwiegend bei Taufen, seltener bei Gottesdiensten.

Zickig ist sie und tückisch. Seinerzeit galt es unter Italiens Orgelbauern nämlich als letzter Schrei, gezielt Brüche einzubauen. So gibt es leisere, wegbrechende und lautere Töne, die für einen reliefartigen Klang sorgen. Die mitteltönige Stimmung lässt manche Akkorde lupenrein, andere rauh und borstig klingen. Vom aalglatten Sound jüngerer Modelle keine Spur. «Es gibt ein solches Instrument in diesem Zustand kein zweites Mal in Deutschland. Wir müssen uns solcher Kulturschätze endlich besinnen und sie bewahren», so Schilffarth. Daher ist der Eintritt zu den Konzerten zwar frei, eine Spende für den Erhalt der Orgel jedoch sehr erwünscht.

An der Seite des Erlanger Gambisten Ulrich Giese lässt Schilffarth - die auch moderiert und erläutert - die Italienerin erzählen mit Werken unter anderem von Melchior Vulpius, Thomas Morley und Johann Pachelbel. MATTHIAS BOLL