Mode fürs Gewissen

19.5.2014, 11:00 Uhr
Mode fürs Gewissen

© Sandra Stöckl

Trägertops, Shorts, Wickelkleider, Sporthosen, ja sogar Overalls: Ein kurzer Blick durch den Laden genügt, um festzustellen, dass faire Mode die ganze Palette moderner Freizeitkleidung abdeckt. Doch neben der Optik geht es hier auch um die Herkunft der Textilien und die Arbeitsbedingungen der Näherinnen – schließlich soll man mit gutem Gewissen shoppen können.

Seit einem Jahr verkauft „Farcap“- Inhaberin Elke Klemenz in ihrer Boutique Kleidung für Frauen, Männer und Kinder, die zu 90 Prozent aus Biomaterialien wie Baumwolle, Seide und auch Hanf hergestellt wird. Die Textilien müssen meistens um die halbe Welt geschifft werden, bis sie in Fürth ankommen. Mit rund zehn Händlern zum Beispiel aus Bolivien oder Sri Lanka arbeitet Klemenz zusammen.

Die müssen eine faire Fertigung „transparent und nachvollziehbar“ vorweisen, um ins Sortiment aufgenommen zu werden, erklärt die Geschäftsfrau. Selbst überprüfen muss sie das nicht, das übernehmen andere. Zum Beispiel die „World Fair Trade Organisation“ (WFTO), eine unabhängige Dachorganisation, die unter anderem auf bessere Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz achtet.

„Der Hauptpunkt ist aber eine existenzsichernde Bezahlung“, betont Klemenz. Die habe nämlich oft nichts mit dem Mindestlohn zu tun, den die jeweilige Regierung festsetzt. „Der Mindestlohn ist meistens nur die Hälfte von dem, was wirklich nötig ist“, ergänzt Regina Vogt-Heeren. Sie engagiert sich von Deutschland aus für die Initiative „Stop“, die sich gegen Menschenhandel in Indien einsetzt.

„Vor allem der Mädchen- und Frauenhandel ist ein riesiges Problem“, weiß Vogt-Heeren. Die „Stop“-Mitglieder versuchen, direkt gegenzuwirken: Sie befreien Opfer aus der Zwangsprostitution und resozialisieren sie in Heimen. Dort können sie nicht nur zur Schule gehen, sondern werden auch psychologisch betreut und erhalten Unterricht im Nähen.

Gehörlose schneidern Kleider

Die Kleidung, die im „Stop“-Projekt entsteht, soll bald in den Regalen von „Farcap“ ausliegen. Aktuell muss die Organisation noch klären, woher sie die Stoffe bezieht, sagt Unterstützerin Vogt-Heeren. Einen Vorgeschmack gab es bei der Modenschau: Zwei junge Frauen präsentierten Kurtas – eine Art Tunika – und moderne Haremshosen.

Während sich die Initiative „Stop“ ganz auf die traditionelle Landeskleidung konzentriert, setzt das Projekt „anzüglich“ aus Peru auf farbenfrohe Sommerkleider für den europäischen Markt. Sie werden von zwölf gehörlosen Schneiderinnen gefertigt. Für kühlere Nächte hält „Farcap“ Strickwesten aus Alpaka-Wolle bereit, die Strickerinnen in Bolivien unter dem Namen „Amauta“ anfertigen. Die Frauen erhalten neben einer angemessenen Bezahlung auch ein Lehmhaus für ihre Familien.

Jacken und Kleider sind schön und gut, machen aber den Look nicht komplett – das weiß auch Elke Klemenz. Für ihre Show lieh sie sich passenden Accessoires vom Fürther Eine-Welt- Laden in der Königstraße, mit dem sie auch sonst gut zusammenarbeitet. Schließlich hält Klemenz auch Kurse zum Thema faire Mode für Schulklassen ab.

Doch neben Kleid, Tuch und Tasche fehlte bei der Modenschau immer noch etwas: faire Schuhe. Wie sieht es da aus? Klemenz winkt ab, da hapert es noch. „Die Schuh-Industrie macht sich erst langsam Gedanken über ökologische Produktion“, seufzt die Inhaberin. „Das wird noch dauern.“

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